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Dunkle Häfen - Band 2

Dunkle Häfen - Band 2

Titel: Dunkle Häfen - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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Monsieur. Aber für meine seligen Onkel kam es doch sehr überraschend. Er wurde bei einer seiner Fahrten von Piraten überfallen und getötet."
    Jetzt hatte sie das Gespräch da, wo sie wollte.
    Leidenschaftlich rief der Mann aus:
    "Oh ja, diese Piratenbrut! Wisst Ihr, dass dieses Gesindel in den letzten Jahren mit aller Macht zurückgekehrt ist?"
    "Nein, wirklich!"
    Ramis Finger zitterten heftig und sie verbarg sie hinter ihrem Rücken.
    "Was ist denn los?"
    "Bis vor kurzem... Interessiert Euch das wirklich, Madame? Ich habe das Gefühl, dass die meisten Damen dieses Gerede langweilt."
    "Nein, erzählt ruhig weiter! Ich bin ganz Ohr."
    "Nun gut. Also, bis vor kurzem wussten wir da drüben gar nicht, wie wir mit den Kerlen fertig werden sollten. Sie tanzten uns allen auf der Nase herum, den Engländern ebenso wie uns."
    "Und was war dann? Und gab es Piraten, die sich besonders hervorgetan haben?"
    "Um auf Eure letzte Frage einzugehen, ja es gab und gibt auch noch welche, die zu besonderer Berühmtheit in Übersee gelangt sind. Besonders aktuell ist da der schurkische Blackbeard, der die amerikanische Küste in Atem gehalten hat. Das war vielleicht ein Teufel! Und so nennen sie ihn auch..."
    'Blackbeard'? Schwarzbart. Der Name sagte ihr nichts. Es bedeutete vermutlich nur, dass inzwischen neue Generationen von Piraten herangewachsen waren, von denen sie nichts mehr wusste. Oder doch nicht?
    "Lebt er denn noch?"
    "Nein, das ist ja die Erleichterung. Im November haben sie ihn erwischt. Der Kerl war zu selbstsicher geworden und so erwartete er seine Henker. Mehrere Pistolenschüsse haben ihn durchlöchert, bevor er zu Boden ging. Zumindest behaupten das die Engländer."
    "Kennt Ihr den richtigen Namen dieses Blackbeard?"
    "Lasst mich nachdenken... Ihr müsstet meinen Hauptmann fragen, der ist ein Experte auf diesem Gebiet - aber der ist ja noch in der Karibik. Ich kann ihn Euch beschreiben. Ihr müsst Euch nur den Teufel vorstellen, mit einem Bart, der ihm fast bis zum Unterleib reicht und wilden Augen. Der Bart war oft geflochten und manchmal zündete er seine Enden an, so dass er rauchte wie der Höllenschlund. Bis an die Zähne bewaffnet. Er war eine Geißel der Menschheit, Madame und sie fürchteten ihn und vor allem seine unberechenbare Bösartigkeit. Er tötete einfach aus Spaß, selbst seine eigene Mannschaft. Er soll aus England kommen. Sagt ja schon der Name, oder? Genaues weiß keiner, über seine Vergangenheit ist kaum etwas bekannt. Einer seiner Mannschaftsmitglieder, die verhört wurden, sagte etwas über eine enttäuschte Liebe. Passt nicht so recht, was? Ach ja, jetzt fällt es mir ein... er nannte sich Edward... Edward Teach, oder so was. Madame, warum seid Ihr plötzlich so blass? Ist Euch nicht gut?"
    Tatsächlich war aus Ramis Gesicht alle Farbe entwichen. Ihre Hände griffen ins Leere, ruderten umher wie nach einem Halt suchend. Wie eine Berauschte drehte sie sich um verließ den Saal. Edward - Edward - Edward. Die Worte hämmerten in ihren Kopf. Tot... Ihr Herz war noch weit davon entfernt, wirklich zu begreifen. Doch ihr Verstand sagte ihr, dass es keinen Zweifel gab. Der Mann hatte von ihrem Kind gesprochen, trotz seiner Schilderungen, die ihr einen Edward beschrieben, den sie nie hatte sehen wollen. Ihr Kind! Tot... Sie hatte keine Ahnung, wie sie in die Kutsche und nach Hause gekommen war. Doch dort, in der Abgeschiedenheit ihres Zimmers nahm die grausame Wahrheit Form an und die erste Betäubung verflog. Mit einem grässlichen Schrei taumelte Ramis und stürzte auf ihr Bett. Sie krallte sich in ihre Kissen, in ihre kalte Haut. In ihrem Schmerz konnte sie nur erstickte Laute von sich geben und sich verzweifelt winden. Kurz darauf wurde die Tür aufgerissen und Guillaume, begleitet vom Marquis und Henriette, stürmte herein. Die kreischte auf, als sie ihre Herrin sah. Der Marquis schickte sie hinaus, ehe sie noch mehr Unruhe stiftete. Währenddessen hatte der Herzog die verkrampften Arme seiner Gemahlin gepackt und versuchte, die Umklammerung zu lösen. Der Marquis schnappte nach Luft, als er ihre starrenden Augen sah, die kaum noch etwas Menschliches hatten.
    "Was zum Teufel hat sie plötzlich?"
    "Sie hat einen Schock! Schnell, die Decken, junger Mann! Und hilf mir, sie aus diesem mörderischen Korsett zu bekommen!"
    Mit vereinten Kräften entkleideten sie sie und zogen ihr ein Hemd an. Nach einer Weile war Henriette mit Decken und Wärmeflaschen wiederaufgetaucht. Ramis hatte inzwischen

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