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Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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eigentlich.«
    Clare blickte ihn an. Im schwachen Sternenlicht schimmerten seine Augen samtschwarz, und um seinen Mund lag ein leises, zufriedenes Lächeln. In diesem Moment fühlte sie sich so stark zu ihm hingezogen, daß sie beinahe vor sich selber erschrak. »Rafferty, wohin soll das noch führen?«
    »Was möchtest du denn gerne, wo es hinführen soll?«
    »Ich glaube, ich habe noch nicht näher darüber nachgedacht. Eigentlich hatte ich gehofft, daß du dir darüber Gedanken gemacht hättest.«
    Das hatte er in der Tat getan, aber er wollte es ihr auch nicht zu leicht machen. »Wie wär’s, wenn du ein Weilchen darüber nachdenkst?« Er ließ sich in den Stuhl neben ihrem sinken. »Ich habe gerade die Venus im Sucher. Willst du mal durchgucken?«
    Clare beugte sich vor und linste mit einem Auge durch das Okular. »Ich bin gerne mit dir zusammen«, sagte sie, während sie den leuchtendgoldenen Planeten betrachtete. »Ich meine, so wie jetzt, nicht nur im Bett.«
    »Das ist schon mal ein guter Anfang.«
    »Das heißt nicht, daß es im Bett nicht auch wunderbar klappt.«
    Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Da muß ich dir voll und ganz zustimmen.«
    »Was ich damit sagen will, ist folgendes: Obwohl der Sex zwischen uns großartig ist, ist das nicht der einzige Grund, warum ich …« Dauernd an dich denken muß, sogar von dir träume. »Warum ich hier bin.«
    »Okay.« Er hielt ihre Hand fest, mit der sie dauernd nervös gegen die Lehne ihres Liegestuhls klopfte. »Warum bist du denn dann gekommen?«
    »Ich wollte einfach nur mit dir zusammensein.« Zwar blickte sie noch immer starr in das Teleskop, nahm aber längst nichts mehr wahr. »Okay?«
    »Schon gut.« Er zog ihre Hand an die Lippen und hauchte einen Kuß auf ihre Knöchel; eine zärtliche, romantische Geste, die ihr fast die Tränen in die Augen trieb.
    »Ich möchte das, was zwischen uns ist, nicht wieder vermasseln, Cam. Darin bin ich nämlich wirklich gut.«
    »Zwischen uns läuft alles bestens, Slim. Kein Grund zur Sorge.«
    Über eine Stunde lang betrachteten sie gemeinsam die Sterne, und als Clare nach Hause fuhr, hatte sie das Buch, welches unter ihrer Matratze verborgen lag, völlig vergessen.
     
    Lisa MacDonald kochte vor Zorn. Sie hatte sich vollkommen verfahren – mitten im Niemandsland, wie es ihr schien –, und dazu kam noch, daß ihr Auto endgültig den Geist aufgegeben hatte. Verzweifelt um Optimismus bemüht, beschloß sie, dem Wagen noch eine letzte Chance zu geben. Schließlich hatte der Motor gerade erst hundertzweiundsechzigtausend Meilen auf dem Buckel. Sie drehte den Zündschlüssel und lauschte dem gequälten Orgeln des Anlassers. Das Auto vibrierte leicht, doch der Motor sprang nicht an.
    Wütend knallte sie die Tür des 72er Volvo zu und entschied, erst einmal einen Blick unter die Haube zu werfen, doch da ihre Fähigkeiten beim Ballettanz und nicht bei der Kraftfahrzeugtechnik lagen, wußte sie von vornherein, daß dies vergebliche Liebesmüh sein würde.
    Der Mond war nahezu voll aufgegangen, und der Himmel
funkelte voller Sterne. Das fahle Licht, das die Himmelskörper verbreiteten, malte seltsame Schatten auf die verlassene Straße. Außer dem monotonen Gesang der Grillen und dem Gequake der Frösche war kein Laut zu hören. Die Motorhaube quietschte protestierend, als Lisa sie anhob und ungeschickt den Feststellhebel in die Halterung schob. Fluchend rannte sie zur Beifahrertür, um das Handschuhfach zu durchwühlen. Ihr Bruder, der ein Quälgeist, eine Landplage und ihr bester Freund war, hatte ihr eine Taschenlampe und die notwendigsten Werkzeuge gekauft.
    »Jeder Autofahrer sollte in der Lage sein, einen Reifen zu wechseln und einfache Reparaturen auszuführen«, äffte sie brummend Roys ständige Redensart nach. »Du kannst mich mal, Bruderherz«, fügte sie noch hinzu, stellte dann aber erleichtert fest, daß die Taschenlampe einen hellen Lichtkegel auf den Boden warf. Roy bestand darauf, daß sie Langzeitbatterien benutzte.
    Wenn sie ihn nicht hätte besuchen wollen – und wenn er sie nicht bekniet hätte, lieber den Zug zu nehmen, so daß sie sich geradezu verpflichtet gefühlt hatte, mit dem Auto zu kommen, nur um ihn zu ärgern –, dann würde sie jetzt nicht in dieser Patsche sitzen.
    Stirnrunzelnd warf sie ihr taillenlanges blondes Haar zurück und richtete den Lichtstrahl auf den Motor. Sah prima aus, dachte sie. Alles schwarz und schmierig. Warum zum Teufel verweigerte er dann seine

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