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Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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auseinanderzusetzen.
    Und er hatte seinen Beruf gerne ausgeübt, den Nervenkitzel genossen, nachts durch die dunklen Straßen zu streifen und menschlichen Abfall aufzuklauben. Sein heimlicher Traum, den er hegte, seitdem er zur Polizei gestoßen war, war der Rang eines Detectives. Den Streifendienst versah er, weil er sich auf der Straße zuhause fühlte, weil er dorthin gehörte.
    Doch eines verregneten Sommertages verfolgten er und sein Partner einen durchgeknallten Kleindealer und seine kreischende Geisel bis in ein Abbruchhaus in South East.
    Seitdem war alles anders.
    »Cameron?« Eine Hand legte sich auf Cams Schulter und riß ihn aus seinen Tagträumen. Er blickte hoch und sah den Bürgermeister von Emmitsboro vor sich stehen.
    »Mr. Atherton.«
    »Darf ich mich dazusetzen?« Lächelnd machte James Atherton es sich auf dem Kunststoffsitz gegenüber von
Cam bequem. Er war ein hochgewachsener, magerer Mann, der nur aus Ecken und Kanten zu bestehen schien, hatte ein knochiges, melancholisches Gesicht und blaßblaue Augen – ein fleischgewordener Ichabod Crane 1 . Seine sommmersprossige blasse Haut, das sandfarbene Haar, der lange Hals und die nicht enden wollenden Gliedmaßen vervollständigten diesen Eindruck.
    Aus der Brusttasche seines Sportsakkos ragten ein Kugelschreiber und eine stahlgefaßte Lesebrille heraus. Er trug stets Sportsakkos und glänzende schwarze Schnürschuhe. Cam konnte sich nicht erinnern, Atherton jemals in Tennisschuhen, Jeans oder Shorts gesehen zu haben. Er war zweiundfünfzig und sah genau so aus, wie man sich einen Hochschullehrer und Staatsdiener vorstellte – was er auch war. Seit Cams Teenagerjahren bekleidete Atherton schon das Amt des Bürgermeisters von Emmitsboro; eine Übereinkunft, die sowohl ihn als auch die Bürger des Städtchens vollkommen zufriedenstellte.
    »Kaffee?« fragte Cam und winkte automatisch nach der Kellnerin, obwohl diese schon mit der Kaffeekanne in der Hand auf sie zukam.
    »Danke, Alice«, sagte Atherton, als sie ihm einschenkte.
    »Möchten Sie Frühstück, Herr Bürgermeister?«
    »Danke, ich habe schon gefrühstückt.« Trotzdem warf er einen verlangenden Blick auf die Kuchenplatte auf der Theke. »Sind die Doughnuts frisch?«
    »Von heute morgen.«
    Seufzend gab Atherton Sahne und zwei gehäufte Löffel Zucker in seinen Kaffee. »Vermutlich sind keine mit Apfelfüllung und Zimtguß mehr übrig?«
    »Ich hab’ Ihnen extra einen zurückgelegt.« Alice zwinkerte ihm zu und entfernte sich, um den Doughnut zu holen.
    »Ich habe einfach keine Selbstdisziplin«, gestand Atherton nach dem ersten Schluck Kaffee. »Mal unter uns Pastorentöchtern:
Meine Frau ist stocksauer, daß ich essen kann wie ein Scheunendrescher, ohne auch nur ein Gramm zuzunehmen.«
    »Wie geht es Mrs. Atherton?«
    »Min ist wohlauf. Sie leitet heute morgen den Kuchenverkauf an der Hauptschule. Hoffentlich kommt genug Geld zusammen, um neue Uniformen für die Schulband anschaffen zu können.« Atherton nahm Messer und Gabel zur Hand, als Alice den Doughnut vor ihn hinstellte. Die Serviette hatte er sich sorgsam über den Schoß gebreitet.
    Unwillkürlich lächelte Cam. Nie würde der Bürgermeister das Risiko eingehen, in einen gefüllten Doughnut zu beißen und hinterher klebrige Apfelstückchen am Kinn haften zu haben. Athertons Hang zu Ordnung und Sauberkeit war stadtbekannt.
    »Wie ich hörte, gab es letzte Nacht einen unerquicklichen Zwischenfall?«
    »Eine häßliche Geschichte.« Cam sah das dunkel klaffende Grab immer noch vor sich. Er griff nach seiner Kaffeetasse. »Gestern abend haben wir ein paar Fotos gemacht und das Gebiet abgesperrt. Ich bin heute früh noch einmal hingefahren. Der Boden war trocken und fest, keine Fußspuren zu erkennen. Sah alles aus wie geleckt.«
    »Vielleicht ein paar Kinder, die Halloween vorverlegt haben?«
    »Das war auch mein erster Gedanke“, gab Cam zu. »Aber irgend etwas stimmt da nicht. Kinder sind normalerweise alles andere als ordentlich.«
    »Ein unangenehmer und unerfreulicher Vorfall.« Atherton nahm kleine Bissen von seinem Doughnut, kaute bedächtig und schluckte, bevor er sprach. »In einer Stadt wie dieser wird derartiger Unfug nicht gern gesehen. Zum Glück handelt es sich um ein altes Grab, da fallen wenigstens die Scherereien mit den Angehörigen weg.« Er legte die Gabel beiseite, wischte sich die Finger an der Serviette ab und hob seine Tasse. »In ein paar Tagen wird nicht mehr davon geredet, und dann kräht kein Hahn

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