Dunkle Herzen
einen gottverdammten Bluttest angefordert und deine Berichte verfertigt. Und dann bist du umgeschwenkt und in die Rolle des besorgten Liebhabers geschlüpft, hast mir Händchen gehalten und Tee gebracht.«
»Ich schätze, da haben wir ein echtes Problem. Zufällig bin ich nämlich beides.« Er faßte sie fest ums Kinn. »Und ich gedenke, auch beides zu bleiben.«
In den leichten Anflug von Erregung mischte sich nun auch Ärger. »Was du willst, das steht auf einem anderen Blatt. Mir scheint, als ob sich diese ganze Beziehung ausschließlich nach deinen Wünschen entwickelt hat. Gehst du jetzt bitte zur Seite.«
Er wich zurück. Wenigstens sprach sie wieder mit ihm, und vermutlich würde sie nicht aufhören, ehe sie sich nicht alles von der Seele geredet hatte. »In diesem Punkt bekenne ich mich schuldig. Ich wollte mit dir ins Bett gehen, und das
habe ich getan. Ich wollte, daß du etwas für mich empfindest, und das tust du ja nun auch.«
Gegen elementare Tatsachen war nur schwer anzukommen. »Du willst es also auf die vernünftige Tour versuchen.«
Lächelnd strich er ihr die Ponyfransen aus dem Gesicht. »Ich dachte, es könnte ja nichts schaden, einen Versuch zu wagen. Wenn ich nämlich nicht bald wieder ein paar Streicheleinheiten von dir kriege, dann drehe ich noch durch.«
Clare kramte in verschiedenen Schubladen herum, wo sie eine lose Zigarette zu finden hoffte. »Ich mag es nicht, wenn meine Hormone verrückt spielen. Das macht mich nervös.«
»Rate mal, wen noch.«
Bei dem ungewohnt ernsten Klang in seiner Stimme blickte Clare hoch. In seinen Augen las sie etwas, was sie dort noch nie zuvor gesehen hatte. Eisige Hände schienen nach ihrem Herzen zu greifen. »Bitte, sag es nicht«, flüsterte sie. »Bitte nicht. Ich bin noch nicht soweit.«
Cam faßte sich in Geduld. »Da du offenbar vorhast, sofort zur Tür hinauszustürmen, sobald ich dir meine Gefühle offenbare, werde ich damit wohl lieber noch etwas warten.«
Als er langsam auf sie zukam, ihre Hand ergriff und sie an sich zog, wich sie nicht zurück, sondern kuschelte sich mit einem wohligen Seufzer in seine Arme, schmiegte ihre Wange an die seine und schloß die Augen.
»So ist es entschieden besser«, murmelte er.
»Ja.«
»Hör mal. Kennst du den Song noch?«
Clare lauschte den langsamen, wehmütigen Tönen, die aus dem draußen aufgestellten Radio klangen. »›Under the boardwalk‹ von den Drifters.«
»Bald haben wir Sommer.« Er wiegte sich mit ihr im Rhythmus der Musik, und beide mußten sie daran denken, wie sie sich hier, in diesem Raum, zum ersten Mal geliebt hatten. »Ich hab’ dich vermißt, Slim.«
»Du hast mir auch gefehlt.« Diesmal machte es ihr nichts
aus, ihm die Führung zu überlassen. Liebevoll schlang sie ihm die Arme um den Hals. Er knabberte leicht an ihrem Ohrläppchen, und Clare erschauerte. Vielleicht war ja alles ganz einfach, dachte sie. Sie mußte nur den Dingen ihren Lauf lassen. »Als ich hörte, daß du gestern abend mit Sarah Hewitt Billard gespielt hast, da habe ich ernsthaft daran gedacht, ihr mit meiner Metallschere die Augen auszustechen.«
Mit hochgezogenen Brauen hielt er sie ein Stück von sich ab, um ihr ins Gesicht sehen zu können. Auf diesem lag ein feines, ironisches Lächeln. »Du bist eine gefährliche Frau mit einer abschreckenden Fantasie.«
»Worauf du dich verlassen kannst. Und dann habe ich mir noch überlegt, meine Schere an dir zu erproben, an einem ganz bestimmten Körperteil. Es hätte dir ganz gewiß nicht gefallen.«
Cam drückte sie wieder an sich. »Weißt du, welche Strafe auf die Bedrohung eines Beamten steht?«
»Nö.«
»Dann komm mit zu mir nach Hause, und ich zeige es dir.«
Siebtes Kapitel
Silbernes Mondlicht ergoß sich über das Bett und floß über ihre erhitzten Leiber. Anstatt sofort ins Bett zu fallen, hatten sie engumschlungen auf der Veranda getanzt; sich langsam, den Körperkontakt voll auskostend, im Mondschein gewiegt. Er liebte die Art, wie sie sich auf die Zehenspitzen stellte, um ihn zu küssen, und wie sie sich lächelnd an ihn schmiegte oder ihn anlachte, wenn er sie herumwirbelte und in einer neckenden sexuellen Anspielung, die manchen Tänzen zu eigen ist, nach hinten bog.
Sich immer noch umschlungen haltend, waren sie von der Veranda ins Schlafzimmer getanzt, während die Musik weiterspielte.
Langsam hatten sie einander entkleidet und zwischendurch immer wieder innegehalten, um sich leidenschaftlich zu küssen und zärtlich zu
Weitere Kostenlose Bücher