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Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Song von Johnnie
Ray, der aus dem Radio klang, einstimmte. »Wir waren gerade unterwegs, um einige Informationen hinsichtlich des Falles, den wir bearbeiteten, zusammenzutragen, als der Funkspruch durchgegeben wurde. Ruhestörender Lärm und Sachbeschädigung.« Cam hatte das Knacken und Rauschen des Funkgeräts und Jakes gutmütige Verwünschung immer noch im Ohr.
    Sieht aus, als würd’s mal wieder uns beide treffen, Tonto.
    »Ein bewaffneter Mann ballerte in South East wahllos auf geparkte Autos und Fensterscheiben. Da wir nur ein paar Straßen entfernt waren, nahmen wir uns der Sache an. Als wir hinkamen, hatte sich der Kerl eine Passantin geschnappt und hielt ihr eine 45er an den Kopf. Die Frau schrie wie am Spieß.«
    Cam hielt inne, um einen tiefen Zug von seiner Zigarette zu nehmen. Das kühle Mondlicht verwandelte sich in grelle Sommersonne. Er spürte wieder die drückende Augusthitze, roch den gärenden Abfall.
    Viel zu klar stand ihm das Bild vor Augen. Er erinnerte sich an die Farbe der Bluse, die die Frau getragen hatte, an den wilden Blick des Amokschützen, an das Glitzern der Glasscherben auf dem Bürgersteig.
    »Der Typ stand unter Drogen, war völlig durchgeknallt. Er hat die Frau in dieses Gebäude geschleift, ein verlassenes Abbruchhaus. Wir haben über Funk Verstärkung angefordert, dann sind wir reingegangen. Jake kam nicht wieder heraus.«
    »O Cam!«
    »Der Kerl zerrte sie die Treppe hoch. Sie hatte einen Schuh verloren«, fügte er hinzu. »Komisch, an welche Kleinigkeiten man sich im nachhinein erinnert. Sie hatte einen Schuh verloren, und ihre Fersen schlugen gegen die Stufen, als er sie nach oben schleppte. Ihre Augen …« Sie hatte ihn direkt angeblickt, aus dunklen, angstgeweiteten Augen, in denen ein Funke von Hoffnung und die flehentliche Bitte um Rettung stand. »Sie hatte aufgehört zu schreien und weinte nur noch leise vor sich hin, wenn sie nicht gerade um Gnade bettelte. Dafür brüllte er um so lauter.«
    ICH BIN DER WEG, DIE WAHRHEIT UND DAS LICHT! ICH BIN DER ERLÖSER! WENN DICH DEIN RECHTES AUGE ÄRGERT, SO REISS DAS SCHEISSDING RAUS!
    »Wir gingen hoch, in den ersten Stock.« Die von den verwitterten, bröckeligen Wänden widerhallenden Schreie und Schluchzer dröhnten in seinen Ohren. Es roch nach Staub und dem beißenden, durchdringenden Gestank der Angst. »Es geschah auf der Treppe zum zweiten Stockwerk. Eine Stufe war morsch, und ich brach bis zum Knie ein.« Diesen Schreck, den stechenden Schmerz im Bein und die plötzlich aufkeimende Furcht würde er sein Leben lang nicht vergessen. »Jake war drei Stufen über mir. Nur drei Stufen. Ich hab’ verzweifelt versucht, mich aus diesem gottverfluchten Loch zu befreien.«
    DIE HURE VON BABYLON! WER OHNE SCHULD IST, DER WERFE DEN ERSTEN STEIN! EHRE SEI GOTT IN DER HÖHE!
    »Dieser irre Bastard erschoß die Frau, ohne daß wir etwas dagegen unternehmen konnten. Ich krabbelte gerade auf allen vieren die nächste Stufe hoch und wollte mich aufrappeln, da erschoß er sie. Sie sank wie eine Flickenpuppe in sich zusammen, und noch ehe sie auf dem Boden aufschlug, hatte der Kerl Jake drei Kugeln in die Brust gejagt. Ich tötete dann ihn.«
    Dieser entsetzliche Schrei. Kugeln, die sich in menschliches Fleisch bohrten. Blut, das ein T-Shirt durchtränkte.
    »Ich habe ihn getötet«, wiederholte Cam wie im Traum. »Leider ein paar Sekunden zu spät. Ich lag noch auf den Knien, als ich abdrückte, doch da taumelte Jake schon die Treppe hinunter. Wenn ich nicht drei Stufen hinter ihm gewesen wäre, dann würde er heute noch leben.«
    »Das kannst du doch überhaupt nicht wissen.«
    »Und ob ich das weiß! Er war mein Partner, und er starb am Fuß jener Treppe, weil ich nicht rechtzeitig da war, um ihm Deckung zu geben.«
    »Er starb, weil er und eine unschuldige Frau einem Wahnsinnigen in die Hände gefallen sind.« Clare schlang
die Arme um ihn und schmiegte sich an seinen starren Körper. »Wenn die Stufe nicht morsch gewesen wäre, wenn dein Partner an deiner Stelle eingebrochen wäre oder wenn dieser Typ in einer anderen Stadt durchgedreht wäre, dann wäre vielleicht alles anders gekommen. Zu viele Wenns. Aber du hättest nichts ändern können.«
    »Hunderte, nein, Tausende von Malen habe ich diese Szene in Gedanken nachgespielt.« Er preßte seine Lippen an ihren Hals und sog den tröstlichen Duft ihrer Haut ein. »Ich kann es drehen und wenden, wie ich will, ich war nicht rechtzeitig zur Stelle. Und nach dieser Geschichte

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