Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
Körper. Es roch wie Blut. Sie wimmerte. Er berührte sie, zeichnete mit der roten
Flüssigkeit seltsame Symbole auf ihren nackten Körper. Unter der Ziegenmaske glühten seine Augen wie Höllenfeuer, als er begann, mit seinen Menschenhänden jene Dinge mit ihr zu tun, vor denen ihre Mutter sie immer gewarnt hatte. Die Dinge, die einem zustießen, wenn man per Anhalter fuhr oder sich aufreizend kleidete.
    Trotz ihrer Angst stieg glühendheiße Scham in ihr hoch.
    Dann waren sie nackt. Unter den Kutten und den Ziegen-, Wolfs- und Reptilienköpfen verbargen sich ganz normale Männer. Wie trunken tanzten diese Männer um den Altar, während sie nacheinander die hilflose junge Frau mißbrauchten. Kein Funken von Mitleid regte sich in ihnen, als die Schreie des Opfers zu einem haltlosen Schluchzen abebbten und in ein klägliches Wimmern übergingen.
    Sie versank in einem Meer von Qualen, und dort, tief in ihrem Innern, fand sie endlich jenen verborgenen Ort, an dem Schmerz und Angst sie nicht mehr erreichen konnten. Das Messer nahm sie gar nicht mehr wahr.

Drittes Kapitel
    Eine Stunde nach der Eröffnung von Clares Ausstellung war die Galerie gerammelt voll. Die Besucher schlenderten geruhsam durch die weitläufigen, über drei Stockwerke verteilten Räume. Nicht einfach Leute, sinnierte Clare, an ihrem Champagner nippend, sondern die Richtigen Leute. Mit großem R. Die Sorte, die Angies Herzschlag auf Überschallgeschwindigkeit beschleunigen würde. Die Kunst- und Geschäftswelt war ebenso vertreten wie Theater und Intellekt. Sie alle kamen, um sich umzuschauen, mehr oder weniger sachverständige Kommentare abzugeben und offensichtlich auch, um zu kaufen.
    Die zahlreich erschienenen Reporter drängelten sich durch die Menge und taten sich an französischem Champagner und Kanapes gütlich. Eine Abordnung von Entertainment
Tonight scharte sich gerade um Clares überdimensionale Bronze- und Eisenskulptur, die den Titel Rückkehr der Macht trug und drei nackte, mit Lanze, Bogen und Speer bewaffnete Frauen, die einen knieenden Mann einkreisten, darstellte. Aufgrund des offenkundigen sexuellen Tenors und des feministischen Touchs galt diese Arbeit als äußerst umstritten.
    Clare hingegen betrachtete sie schlichtweg als Symbol ihrer eigenen Gefühle kurz nach der Scheidung.
    Die Vertreter von Museums and Art diskutierten weithin hörbar über eine kleine Kupferstatue, wobei ständig Begriffe wie ›esoterisch‹ und ›vielschichtig‹ fielen.
    Höher konnte man auf der Erfolgsleiter kaum noch klettern.
    Warum war sie dann nur so niedergeschlagen?
    Oh, sie spielte ihre Rolle vortrefflich, betrieb lächelnd Smalltalk, bis sie meinte, ihr Gesicht müsse zerspringen. Sie trug sogar die Sachen, die Angie ihr ausgesucht hatte, ein enganliegendes, glänzendes schwarzes Kleid mit v-förmigem Rückenausschnitt, dessen Rock so eng war, daß sie darin nur trippeln konnte und sich wie eine dieser armen Chinesinnen jener Epoche, als gebundene Füße noch in Mode waren, vorkam. Das Haar hatte sie sich streng aus dem Gesicht gekämmt, und sie hatte den auffälligen Kupferschmuck, den sie selbst aus einer Laune heraus entworfen hatte, angelegt.
    Der Gesamteindruck war sexy und ein wenig exzentrisch, das wußte sie. Doch der Schein trog. Im Moment fühlte sie sich ziemlich elend.
    Genauer gesagt, fühlte sie sich kleinbürgerlich und ziemlich fehl am Platze, erkannte Clare. So oder ähnlich mußte sich Dorothy vorgekommen sein, als ihr Farmhaus mitten im Munchkinland vom Himmel plumpste. Und genau wie Dorothy verspürte sie den unstillbaren Drang, nach Hause zurückzukehren, egal wie weit der Weg sein mochte.
    Energisch schüttelte Clare diese seltsamen Gedanken ab, schlürfte ihren Champagner und ermahnte sich, daß diese
Ausstellung die Erfüllung eines lebenslangen Traumes bedeutete. Und sie hatte weiß Gott hart dafür gearbeitet – genau wie Angie und Jean-Paul hart gearbeitet hatten, um eine stilgerechte Atmosphäre zu schaffen, in der Kunstwerke gewürdigt und zu astronomischen Preisen erworben werden konnten.
    Die geschmackvoll eingerichtete Galerie gab den perfekten Hintergrund für die Ausstellungsstücke und die elegant gekleideten Besucher ab. Sie war vornehmlich in Weiß gehalten und erstreckte sich über drei offene Stockwerke, die durch geschwungene Treppenaufgänge miteinander verbunden wurden. Von der hohen Decke hingen zwei mächtige moderne Kristalleuchter herab, und zusätzlich wurde jedes Ausstellungsstück einzeln

Weitere Kostenlose Bücher