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Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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wußte nicht recht, wovor sie sich eigentlich fürchtete. »Meistens hat er sich mit Less Gladhill, Oscar Roody oder Skunk Haggerty getroffen oder auch mit anderen Bekannten. Sie haben Poker gespielt oder sind zu Clyde’s gegangen.« Und manchmal war Biff nach Frederick gefahren, um eine Hure aufzusuchen. Aber das behielt sie für sich. »Ein Mann muß sich von seinem Tagewerk erholen.«
    »Hat er sich jemals mit Hilfe von Drogen ›erholt‹?«
    Janes Gesichtsfarbe wechselte von Weiß zu Rot und wieder zu Weiß. »Derartige Dinge dulde ich in meinem Haus nicht.«
    »Ich muß sein Arbeitszimmer durchsuchen.«
    Nun lief sie hochrot an. »Das werde ich auf keinen Fall gestatten! Du kommst hier an und beschuldigst einen Toten, der sich nicht mehr verteidigen kann, er sei drogensüchtig gewesen! Such lieber nach seinem Mörder, anstatt ihn mit Dreck zu bewerfen!«
    »Ich bin ja gerade auf der Suche nach seinem Mörder. Und jetzt möchte ich sein Zimmer sehen. Ich kann die Durchsuchung sofort durchführen, ich kann aber auch einen Gerichtsbeschluß erwirken. Es liegt ganz bei dir.«
    Langsam erhob sich Jane. »Das würdest du tun?«
    »Ja.«
    »Du bist nicht mehr der Junge, den ich großgezogen habe.« Ihre Stimme zitterte.
    »Vermutlich nicht. Ich möchte, daß du mich begleitest. Wenn ich etwas finde, sollst du es dir ansehen.«
    »Tu, was du tun mußt. Aber danach wirst du dieses Haus verlassen und nie wieder betreten.«
    »Dazu besteht auch kein Anlaß.«
    Er folgte ihr, als sie steifbeinig die Treppen hochstieg.
    Zu Cams Erleichterung hatte seine Mutter noch nicht damit begonnen, Biffs Arbeitszimmer auszuräumen. Es sah noch genauso aus, wie Clare es beschrieben hatte: unordentlich und staubig, und es stank nach schalem Bier.
    »Ich nehme an, du bist nicht allzu oft in diesem Raum gewesen.«
    »Das war Biffs Allerheiligstes. Ein Mann hat ein Recht auf seine Privatsphäre.« Trotz dieser Worte schämte sie sich für den Schmutz genauso sehr wie für die auf dem Boden aufgestapelten Pornohefte.
    Cam begann in einer Ecke und arbeitete sich schweigend systematisch voran. In einer mit Patronenhülsen und Streichhölzern vollgestopften Schublade fand er ein Päckchen Drum, welches ungefähr eine Unze Gras enthielt.
    Er sah seine Mutter an.
    »Das ist bloß Tabak.«
    »Nein.« Er hielt ihr das Päckchen hin. »Marihuana.«
    Jane verspürte einen stechenden Schmerz in der Magengrube. »Es ist Tabak Marke Drum«, beharrte sie. »Steht auf der Packung.«
    »Du mußt dich nicht auf mein Wort verlassen. Ich schikke es ins Labor.«
    »Das beweist gar nichts.« Nervös zerknüllte sie ihre Schürze in der Hand. »Jemand hat es ihm untergeschoben. Oder es war ein Jux. Wahrscheinlich wußte er überhaupt nicht, um was es sich handelte. Woher auch.«
    Cam legte das Päckchen weg und setzte seine Suche fort. In dem hohlen Sockel, auf dem das ausgestopfte Eichhörnchen befestigt war, entdeckte er zwei Phiolen mit Kokain.
    »Was?« Jane schlug die Hand vor den Mund. »Was ist das?«
    Cam öffnete eine Phiole, tauchte eine angefeuchtete Fingerspitze in das weiße Pulver und kostete vorsichtig. »Kokain.«
    »O nein. Das kann nicht sein. Du irrst dich.«
    »Setz dich. Bitte, Mom, setz dich doch.« Er führte sie zu dem Stuhl. Ein Teil von ihm verlangte danach, sie in den Arm zu nehmen und ihr zu sagen, sie solle vergessen, was sie soeben gehört hatte. Ein anderer Teil wollte sie schütteln und ihr schadenfroh ins Gesicht rufen: Ich habe dir gesagt, was für ein Mensch er ist. Ich habe es dir gesagt! Und diese zwei Hälften ihres Sohnes stritten sich nun in einem Körper.
    »Denk jetzt bitte nach. Wer kam regelmäßig zu euch? Wer könnte mit Biff hier hochgegangen sein?«
    »Niemand.« Jane schaute auf die Phiolen, die Cam noch immer in der Hand hielt, dann wandte sie voller Abscheu den Blick ab. Sie kannte sich mit Drogen nicht aus, akzeptierte sie nur in Form von Medikamenten, die Doc Crampton ihr ab und an wegen einer Magengrippe oder ihrer arthritischen Schmerzen verordnete. Dennoch wußte sie genug darüber, um Drogen zu fürchten. »Er hat niemanden
in dieses Zimmer hereingelassen. Wenn seine Pokerfreunde zu Besuch waren, hat er immer erst die Tür abgeschlossen. Er sagte, er wolle nicht, daß die Typen in seinen Sachen herumschnüffeln. Er war immer allein hier drin.«
    »Okay.« Cam drückte versuchsweise ihre Hand, doch sie reagierte nicht. »Ich muß mich noch weiter umsehen.«
    »Was macht das jetzt noch aus?« murmelte Jane.

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