Dunkle Herzen
daß monotoner Papierkram und Kleinarbeit den größten Teil seines Jobs ausmachten, aber es fiel ihm schwer, sich in Geduld zu fassen, wenn er spürte, daß er kurz vor dem Durchbruch stand.
Voller Dankbarkeit bemerkte er Clares Auto, welches vor seinem Haus geparkt war. Ein Fenster im Haus war hell erleuchtet.
Sie döste auf der Couch, ein Taschenbuch lag auf ihrem Schoß; die Stereoanlage dröhnte viel zu laut. Cam drückte einen Kuß auf ihr Haar und dachte flüchtig daran, sich an sie zu kuscheln und alles um sie beide herum für eine Weile zu vergessen.
Als er das Radio auf eine erträgliche Lautstärke herunterdrehte, richtete sie sich kerzengerade auf. Sie sah aus wie eine ins Sonnenlicht blinzelnde Eule.
»War ich etwa zu leise?«
»Wie spät ist es denn?«
»Kurz nach neun.«
»Mmm.« Sie rieb sich die Augen. »Hast du schon was gegessen?«
»Du klingst wie eine besorgte Ehefrau.« Er setzte sich neben sie, dann änderte er seine Meinung, streckte sich der Länge nach aus und legte seinen Kopf in ihren Schoß. »Ich hab’ mir zwischendurch ein Sandwich geholt.« Mit einem langen Seufzer schloß er die Augen. »Du riechst gut. Wie war dein Tag?«
»Erzähl du zuerst.«
»Lang. Die Ergebnisse der Bluttests von Carly Jamison sind gekommen. Sie hat Barbiturate genommen – oder, was ich eher annehme, man hat sie ihr verabreicht. Dr. Loomis hat den Leichnam freigegeben. Ihre Eltern lassen sie überführen.«
In dem Wissen, daß eine kleine tröstende Geste manchmal Wunder wirkte, strich Clare ihm sacht über das Haar. »Ich wünschte, ich könnte irgendwie helfen.«
»Ich habe Annie noch einmal aufgesucht, aber nichts erreicht.« Seine Finger schlossen sich um die ihren. »Scheint so, als könnte ich niemanden auftreiben, der das Mädchen in der Stadt oder der Umgebung gesehen hat, genau wie ich niemanden finden kann, der Biff in der Nacht seines Todes gesehen hat.«
»Vielleicht solltest du für heute mal abschalten, dann kannst du morgen mit neuer Frische weitermachen.«
»Man muß eine Spur verfolgen, solange sie noch heiß ist.« Er öffnete die Augen. »Clare, du weißt, daß ich diesen
Landverkauf, den dein Vater gemanagt hat, überprüft habe. Und ich bin da auf einen merkwürdigen Sachverhalt gestoßen. Fast alle Unterlagen sind verschwunden.«
»Was soll das heißen?«
Cam richtete sich auf und rieb sich über das Gesicht. »Das soll heißen, daß sie nicht mehr aufzufinden sind. Es hat eine Übertragung stattgefunden, und zwar von einer Gesellschaft namens Trapezoid Corporation an die E.L. Fine, Unlimited.«
»Ich verstehe nicht ganz.«
»Trapezoid war die Firma, die das Land ursprünglich durch deinen Vater gekauft hat. Innerhalb eines Monats haben sie es an die Baugesellschaft weiterverkauft, dann wurde Trapezoid aufgelöst. Ich kann die Namen der Gesellschafter und Mitarbeiter nirgendwo finden.«
»Es muß doch Namen geben. Wer hat die Firma denn gegründet?«
»Auch das konnte ich nicht herausfinden. Alle Unterlagen sind verschwunden. Die Übertragungsurkunde wurde von einem Makler aus Frederick unterzeichnet, und der ist vor fünf Jahren gestorben.«
»Was ist mit der anderen Firma, der, die das Land jetzt besitzt?«
»Die ist grundsolide. Hat überall entlang der East Coast Filialen sitzen. Eine auf Warenhäuser und Einkaufszentren spezialisierte Gesellschaft. Die Transaktion wurde telefonisch und per Post abgewickelt. Fast unmittelbar nach der großen Eröffnungsfeier kam heraus, daß dein Vater einige Inspektoren und zwei Mitglieder des Planungskomitees bestochen hatte. Und daß er außerdem noch falsche Angaben gemacht hatte, er hatte nämlich behauptet, das Land sei für siebenhundert Dollar pro Morgen verkauft worden, während es in Wirklichkeit zwölfhundert brachte. Da Trapezoid Corporation nicht mehr existierte, mußte Kimball Realty allein den Kopf hinhalten. Und dein Vater konnte sich zu der Angelegenheit nicht mehr äußern.«
»Was willst du damit sagen?«
»Es ist doch mehr als sonderbar, daß alle Unterlagen
über die Trapezoid Corporation unauffindbar sind. Es gibt keinen Hinweis auf die Partner deines Vaters. Im Zuge der Ermittlungen wurden sämtliche Geschäftsbücher und Papiere von Kimball Realty beschlagnahmt und überprüft, und trotzdem fiel niemals der Name eines Angehörigen von Trapezoid. Kommt dir das nicht ausgesprochen seltsam vor?«
»Es kommt mir seltsam vor, daß mein Vater in illegale Machenschaften verstrickt war.«
»Es fällt mir auch
Weitere Kostenlose Bücher