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Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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nieder. In ihrem Sack befand sich ein in Wachspapier eingewickeltes Sandwich, welches Alice ihr am Morgen mitgegeben hatte. Annie verzehrte es mit kleinen Bissen, sang dabei, redete mit sich selbst und streute ein paar Krumen für Gottes kleine Geschöpfe auf den Boden. Als sie aufgegessen hatte, faltete sie das Wachspapier säuberlich zusammen und verstaute es wieder in ihrem Sack.
    »Keinen Abfall liegen lassen«, murmelte sie vor sich hin. »Kostet fünfzig Dollar Strafe. Spare in der Zeit, so hast du in
der Not.« Gerade als sie aufstehen wollte, bemerkte sie im Gebüsch etwas Glitzerndes. »Oh!« Auf allen vieren kroch sie durch das Unterholz, schob Ranken und Blattwerk ungeduldig beiseite. »Hübsch«, flüsterte sie, das schmale Silberarmband mit dem Namensschild ins Sonnenlicht haltend. Ihr schlichtes Herz hüpfte vor Freude ob des funkelnden, glitzernden Fundes. »Hübsch!« In das silberne Schild war etwas eingraviert, das Annie zwar als Buchstaben identifizieren, jedoch nicht lesen konnte.
     
    Carly
     
    »Annie.« Sie nickte zufrieden. »A-N-N-I-E. Annie. Was man findet, darf man behalten. She loves you, yeah, yeah, yeah .« Fröhlich schob sie sich das Armband über ihr eigenes pummeliges Handgelenk.
     
    »Kein Mensch hat sie gesehen, Sheriff.« Bud Hewitt legte Carly Jamisons Foto auf Cams Schreibtisch. »Ich hab’ es in der ganzen Stadt rumgezeigt. Wenn sie hier vorbeigekommen ist, muß sie eine Tarnkappe getragen haben.«
    »Okay, Bud.«
    »Im Park hat’s eine Schlägerei gegeben. Ich bin dazwischengegangen.«
    »Ach ja?« Cam, der wußte, was von ihm erwartet wurde, blickte von seinem Schreibkram auf.
    »Chip Lewis und Ken Barlow haben sich um irgendein Mädchen geprügelt. Ich hab’ beiden die Ohren langgezogen und sie dann nach Hause geschickt.«
    »Gut gemacht.«
    »Aber dann bin ich der Frau vom Bürgermeister in die Arme gelaufen.«
    Cam hob fragend eine Braue.
    »Sie hat sich schon wieder über die Kids beschwert, die auf der Main Street Skateboard fahren. Und über den Jungen von den Knights, weil der sein Motorrad immer so aufdreht. Und …!«
    »Ich kann’s mir lebhaft vorstellen, Bud.«
    »Sie erzählte mir, daß Clare Kimball wieder da ist. Hat die Garage voller Müll und altem Krempel, dafür aber nicht einen einzigen Teller im Schrank.«
    »Da ist Min ja ganz schön fleißig gewesen.«
    »Ich hab’ in People einen Artikel über sie gelesen. Über Clare, meine ich. Sie ist berühmt.«
    »Tatsächlich?« Belustigt raschelte Cam mit seinen Papieren.
    »O ja. Sie ist so ’ne Art Künstlerin. Macht Skulpturen und so was. Ich hab’ mal ein Bild von einer gesehen, die muß glatt zehn Fuß hoch gewesen sein.« Buds angenehmes Gesicht verzog sich nachdenklich. »Bloß – ich konnte nicht erkennen, was sie eigentlich darstellen sollte. Ich bin übrigens mal mit Clare ausgegangen, wußtest du das?«
    »Nein, wußte ich nicht.«
    »Doch, wirklich. Ich hab’ sie ins Kino eingeladen und all so was. Das muß in dem Jahr gewesen sein, in dem ihr Daddy gestorben ist. Verdammt unselige Angelegenheit war das.« Mit dem Ärmel wischte er einen Fleck von der Glastür des Waffenschrankes. »Meine Mom war mit ihrer befreundet. Sie waren sogar in der Nacht, als es passierte, zusammen aus. Na ja, ich dachte mir jedenfalls, ich könnte ja irgendwann mal bei dem Kimball-Haus vorbeischauen und sehen, wie es Clare geht.«
    Noch ehe Cam sich dazu äußern konnte, klingelte das Telefon. »Büro des Sheriffs.« Einen Moment lang lauschte er den schrillen, aufgeregten Tönen, die aus dem Hörer drangen. »Ist jemand verletzt? Okay, ich bin gleich da.« Er hängte ein und erhob sich. »Cecil Fogarty hat sein Auto gegen die Eiche vor Mrs. Negleys Haus gesetzt.«
    »Soll ich das übernehmen?«
    »Nein, ich kümmere mich schon darum.« Mrs. Negleys Haus lag nur ein paar Schritte von Clares entfernt, überlegte er sich beim Hinausgehen. Es wäre doch eine geradezu sträfliche Vernachlässigung seiner nachbarschaftlichen Pflichten, wenn er nicht auf einen Sprung bei Clare vorbeikam.
    Clare bog gerade in die Einfahrt ein, als Cam am Haus anlangte. Er nahm sich Zeit, sie zu beobachten, wie sie mit
der Heckklappenverriegelung kämpfte, dann ging er, die Hände in die Hosentaschen gesteckt, auf sie zu. Sie mühte sich gerade mit den Taschen und Kartons ab, die sich auf dem Rücksitz häuften.
    »Brauchst du Hilfe?«
    Erschrocken fuhr sie hoch, stieß sich den Kopf an der Heckklappe und rieb sich fluchend die

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