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Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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hier gewesen wäre. ’n neues Gesicht fällt auf in dieser Stadt.«
    Bud drehte das Foto so, daß Alice einen Blick darauf
werfen konnte. »Während meiner Schicht war sie nicht hier. Aber ich werd’ Molly und Reva fragen.«
    »Danke.« Der Duft des Kaffees – und Alice’ Parfüm waren verlockend, doch die Pflicht rief. »Ich werde das Foto weiter herumzeigen. Laßt es mich wissen, wenn ihr die Kleine seht.«
    »Na klar.« Less drückte seine Zigarette aus. »Wie geht’s denn deiner hübschen Schwester so, Bud?« Er spuckte einen Tabakkrümel aus, ehe er sich über die Lippen leckte. »Kannst du nicht mal ein gutes Wort für mich einlegen?«
    »Wenn mir nur eins einfallen würde.«
    Diese Antwort veranlaßte Oscar, sich unter schallendem Gelächter klatschend auf die Schenkel zu schlagen. Nachdem Bud gegangen war, wandte Less sich gutmütig grinsend wieder an Alice. »Gib mir noch ’n Stück von dem Zitronenkuchen, ja?« Der lüsterne Ausdruck kehrte in seine Augen zurück, als er sich in Gedanken wieder damit beschäftigte, es mit Alice mitten zwischen den Ketchup- und Senfflaschen zu treiben. »Ich hab’ ihn gern frisch und saftig.«
     
    Am anderen Ende der Stadt verputzte Clare gerade ihren Vorrat an Ring-Dings, während sie die riesige Garage in ein Studio umzuwandeln versuchte. Eifrig kauend packte sie die Schamottesteine für ihren Schweißtisch aus. Die Luftzufuhr würde ausreichen, stellte sie fest. Sogar wenn sie einmal die Garagentore schließen wollte, blieb ihr immer noch das hintere Fenster, das im Moment von einem dazwischengeklemmten Hammer offengehalten wurde.
    In einer Ecke hatte sie Altmetall aufgeschichtet und unter Aufbietung all ihrer Kraft einen Arbeitstisch danebengeschoben. Da es sie vermutlich Wochen kosten würde, ihre Werkzeuge und Materialien auszupacken und zu ordnen, würde sie eben wieder inmitten ihres gewohnten Chaos arbeiten.
    Dabei herrschte auch hier eine Art von Ordnung, ihre ganz persönliche Ordnung eben. Ton und Steine hortete sie auf der einen Seite der Garage, Holzblöcke auf der anderen.
Da Metall ihr liebster Werkstoff war, nahm dieses den Löwenanteil des ihr zur Verfügung stehenden Raumes ein. Nun fehlte nur noch eine gute Stereoanlage mit ohrenbetäubendem Sound, dachte sie gutgelaunt. Und darum würde sie sich sofort kümmern.
    Zufrieden mit sich und der Welt ging sie über den Betonfußboden zur Waschküchentür. Nur eine halbe Stunde von hier entfernt gab es ein Einkaufszentrum, das sicherlich eine Auswahl an Hi-Fi-Geräten führte und wo sie auch eine Telefonzelle finden würde. Sie wollte sich einen eigenen Telefonanschluß legen lassen und bei der Gelegenheit gleich Angie anrufen.
    In diesem Augenblick bemerkte sie die kleine Gruppe von Frauen, die auf das Haus zukam. Sie marschierten wie die Soldaten im Gleichschritt, immer zwei nebeneinander, die Auffahrt entlang. Clare verspürte einen Anflug von Panik. Alle hielten sie Teller oder Schüsseln in der Hand. Mach dich nicht lächerlich, mahnte sie sich. Trotzdem mußte sie beim Gedanken an die Emmitsboroer Version eines Empfangskomitees heftig schlucken.
    »Sieh mal einer an. Clare Kimball.« Wie ein Flaggschiff unter vollen Segeln rauschte eine große Blondine in einem geblümten Kleid, das von einem breiten lavendelfarbenen Plastikgürtel gehalten wurde, vor der Gruppe her. Ihre zahlreichen Speckröllchen wackelten bei jeder Bewegung. Sie hielt einen mit Alufolie abgedeckten Teller in den Händen. »Sie haben sich kein bißchen verändert.« Die hellblauen Augen in dem teigigen Gesicht zwinkerten. »Stimmt’s nicht, Marilou?«
    »Kaum.« Dieser Kommentar kam aus dem Mund einer mageren, knochigen Frau mit stahlgefaßter Brille und Haaren, die so silbern glänzten wie das Walzblech in der Garagenecke. Erleichtert erkannte Clare in ihr die Stadtbibliothekarin.
    »Hallo, Mrs. Negley. Schön, Sie wiederzusehen.«
    »Sie haben nie diese Ausgabe von Rebecca zurückgebracht.« Hinter ihren milchflaschendicken Brillengläsern blinzelte Mrs. Negley ihr zu. »Haben wohl gedacht, ich würde
es vergessen. Erinnern Sie sich noch an Min Atherton, die Frau des Bürgermeisters?«
    Clare konnte ihre Überraschung kaum verhehlen. Min Atherton hatte in den letzten zehn Jahren gut und gerne fünfzig Pfund zugenommen und war unter den wabbeligen Fettschichten kaum wiederzuerkennen. »Natürlich. Hi.« Unbehaglich rieb Clare ihre schmutzigen Hände an den noch schmutzigeren Jeans ab und hoffte, daß niemand ihr die Hand

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