Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)
Öffentlichkeit gesehen werde.« Natürlich lasse ich dabei die nichtmenschlichen Gefährten außen vor. Darüber muss ich mit Max jetzt nicht in allen Einzelheiten sprechen.
»Hast du denn keine Ahnung, wen du in letzter Zeit so gründlich verärgert hast, dass er dir dermaßen zusetzt?«
»Nein.« Das stimmt. Tuturo und Guzman haben wir praktisch problemlos festgesetzt. Die Sache mit Alan war unerwartet und spontan. Ich verstehe das nicht.
»In ein paar Minuten erreichen wir den Flughafen«, sagt Max. »Wenn Williams kommt, kriegen wir ein paar Antworten.«
Er sagt wir . Das ist eigenartig beruhigend. Ich hatte schon befürchtet, der Augenblick, in dem dieser Hubschrauber landet, könnte der letzte sein, den ich jemals mit Max verbringe.
Kapitel 55
M ax und ich wechseln während des restlichen Flugs kaum zwei Worte miteinander. Aber das Schweigen ist nicht mehr unbehaglich wie am Anfang. Es ist merkwürdig, wie uns die Sorge um einen Mann eint, den Max kaum kennt.
Als der Hubschrauber landet, erwartet uns ein Kontingent von Polizeifahrzeugen, mexikanischen und amerikanischen. Ich weiß nicht, was Williams den Federales erzählt hat, damit sie amerikanische Polizei ins Land lassen, aber was auch immer er getan hat, es hat funktioniert. Wir werden erst in ein Terminal geleitet, wo Max kurz von den mexikanischen Behörden befragt wird und dann von deren Kollegen von der DEA. Er gibt ihnen die Koordinaten von Martinez’ Versteck im Dschungel. Ich darf bei ihm bleiben, obwohl niemand eine Frage an mich richtet.
Eine mexikanische Beamtin bemerkt mein kleines Garderobenproblem und beschafft von irgendwoher Jeans und ein T-Shirt und dazu, noch bemerkenswerter, Unterwäsche, die mir sogar passt. Ich nehme die Sachen dankbar an und verschwinde in der Damentoilette, um mich anzuziehen. Als ich wieder herauskomme, reicht sie mir ein Paar huaraches . Die Sandalen sind offensichtlich getragen, aber alles ist besser, als barfuß nach Hause zu gehen. Ich schlüpfe hinein und biete ihr im Tausch dafür die Lederjacke an. Sie nimmt sie.
Weil Max verletzt ist, wird er recht schnell entlassen. Er erklärt seine Absicht, in den Vereinigten Staaten medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen, und binnen einer Stunde nehmen wir auf dem Rücksitz eines Wagens des San Diego Police Department Platz.
Williams ist nicht gekommen, um uns in Empfang zu nehmen.
Ortiz fährt den Streifenwagen. Er wartet, bis wir es uns hinten gemütlich gemacht haben, bevor er sich auf dem Sitz umdreht und uns begrüßt. Besorgt mustert er Max’ geschienten Knöchel. »Haben Sie starke Schmerzen?«, fragt er.
Max schüttelt den Kopf. »Es geht schon. Haben Sie von Annas Partner David gehört? Weiß er, dass sie in Sicherheit ist?«
Ortiz zieht eine Augenbraue hoch und sieht mich an. Woher weiß er das?
Die Frage bestätigt meine schlimmsten Befürchtungen. »Ist David etwas passiert?«, platze ich laut heraus. »Sag es uns. Na los.«
Ortiz runzelt die Stirn. »Es tut mir leid, dass ich derjenige bin, der dir das sagt«, beginnt er. »Aber es ist tatsächlich etwas passiert. David ist tot.«
Kapitel 56
M ax greift nach meiner Hand und drückt sie. »Himmel, Anna. Das tut mir sehr leid.«
Ich starre immer noch Ortiz an. Das kann nicht sein. David tot? Williams hätte niemals Ortiz oder sonst irgendjemanden geschickt, um mir diese Neuigkeit beizubringen. Er weiß besser als jeder andere, was ich durchgemacht habe, um Davids Leben zu retten, nachdem Avery ihn angegriffen hatte. Er weiß, wie viel David mir bedeutet.
Du lügst. Warum?
Ortiz rutscht unbehaglich auf dem Fahrersitz herum und streckt die Hand nach der Gangschaltung aus.
Ich stoppe ihn, indem ich ihn im Nacken packe. Sag mir die Wahrheit.
Max reagiert darauf, indem er scharf Luft holt. »Anna, was soll denn das?«
Ortiz wehrt sich gegen meinen Griff. Ich bohre meine Finger fest um seine Kehle. Er schafft es, lautlos zu keuchen: Niemand sonst darf es wissen.
Ich lasse ihn los. »Max ist mein Freund. Wir können ihm vertrauen.« Das sage ich absichtlich laut. Max’ Augen sind vor Entsetzen weit aufgerissen. Er versucht zu ergründen, was Ortiz getan haben könnte, dass ich ihn angreife. Ich will ihn nicht noch weiter schockieren, indem ich ihm erkläre, dass Officer Ortiz ebenfalls ein Vampir ist und dass wir miteinander kommunizieren können, ohne unsere Stimmen zu gebrauchen.
Besser, ich bluffe.
»Ich hatte so ein Gefühl, dass er uns nicht die Wahrheit sagt. Er wird uns jetzt zu
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