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Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)

Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)

Titel: Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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Luft, als die beiden schon nicht mehr zu sehen sind.
    Einen Augenblick lang beneide ich sie um ihre Freiheit.
    Williams bedeutet mir, dass es Zeit zum Aufbruch ist. Zu Culebra sagt er kein Wort. Ortiz will gerade zur Tür hinausgehen, als er innehält und den Kopf zur Seite neigt.
    »Ein Auto«, sagt er.
    Ich höre es auch, es nähert sich schnell. Es gibt nur eine schmale Straße nach Beso de la Muerte. Die Anspannung im Saloon steigt wieder, denn es ist sehr wahrscheinlich, dass derjenige, der da kommt, kein Freund ist. Stumm kommen wir überein, dass es besser ist, hierzubleiben und dem Fremden auf vertrautem Gebiet gegenüberzutreten, als zu versuchen, aus der Stadt herauszukommen, ehe er hier ist.
    Williams und Ortiz beziehen Stellung links und rechts der Bar, Culebra dahinter. Ich verstecke mich neben der Tür, bereit, mich auf den Eindringling zu stürzen, falls es nötig sein sollte.
    Angespannt und voll konzentriert lauschen wir dem näher kommenden Wagen. Er bleibt vor dem Saloon stehen, und eine Autotür öffnet sich. Eine kurze Pause entsteht, als überlege der Fahrer, wie er vorgehen soll. Dann hallen Schritte über die Holzplanken, und die Tür des Saloons schwingt auf.
    Foley tritt ein. Er wirkt weder erschrocken noch sonderlich überrascht, inmitten der Ruinen einer Geisterstadt dem Polizeichef von San Diego gegenüberzustehen. Sein Blick schweift in einem gemächlichen Bogen herum und erfasst uns einen nach dem anderen.
    Als er mich entdeckt, lächelt er. »Na«, sagt er und wendet sich wieder Williams zu, »Sie umgeben sich wirklich mit merkwürdigen Leuten.«
    Foleys selbstsichere Nonchalance ist schwer zu schlucken. Ich spüre, wie sich mir die Haare im Nacken aufstellen, und aufflammende Wut überschwemmt meinen Körper mit Adrenalin. Ich will ihm dieses Lächeln aus dem Gesicht prügeln. Er tut so, als sehe er weder die tote Frau, die vor ihm auf der Bar liegt, noch den Mann neben ihr, der vor kaum einer Stunde noch an einem Kreuz über seinem Kopf hing. Stattdessen starrt er Williams mit der trotzigen Miene eines Mannes an, der glaubt, alles im Griff zu haben.
    Überraschenderweise lässt Williams ihm das durchgehen.
    Statt anzugreifen, begegnet Williams Foleys dreistem Blick mit einem Stirnrunzeln. »Was tun Sie denn hier, Agent Foley?«, fragt er in einem Tonfall milder Neugier.
    Foleys Lächeln wackelt nicht. »Dasselbe könnte ich Sie fragen.« Er winkt ab. »Aber ich sage es Ihnen gern. Ich bin wegen Anna hier.«
    »In offizieller Angelegenheit?«
    Er zuckt mit den Schultern. »Falls es nötig sein sollte. Ich bin hier, um sie um Hilfe zu bitten, aber ich kann es auch weniger angenehm machen, wenn ich muss.«
    »Sie haben keinerlei Befugnisse in Mexiko, Agent Foley.«
    »Sie auch nicht.«
    Herrgott. Noch so ein Wettbewerb im Weitpinkeln. Sie sind so damit beschäftigt, ihr Territorium zu markieren, dass sie glatt vergessen, wo das Thema ihrer Diskussion steht, nämlich direkt neben ihnen. »Möchten Sie vielleicht lieber mir sagen, was Sie von mir wollen?«
    Foley und Williams drehen sich abrupt zu mir um.
    Absichtlich trete ich zwischen die beiden. »Was wollen Sie?«
    »Es geht nicht so sehr darum, was ich will«, entgegnet er. »Sondern darum, was ich Ihnen geben kann.«
    Ich ziehe eine Augenbraue hoch. »Ich kann es kaum erwarten, das zu hören. Was können Sie mir denn geben, Foley?«
    »Max«, sagt er. »Ich kann Ihnen Max geben.«

Kapitel 37
    S ie haben Max?« Kopfschüttelnd sehe ich Foley an. »Na klar. Aber Burke nennen Sie eine theatralische Lügnerin?«
    Er will sein Jackett öffnen, doch wie ein Mann treten Culebra, Williams, Ortiz und ich drohend einen Schritt auf ihn zu. Seine Hand erstarrt. »Ganz ruhig. Ich habe hier etwas, das ich Anna zeigen möchte, weiter nichts.«
    Williams bedeutet ihm weiterzumachen. »Aber langsam.«
    Er vollendet in übertriebener Zeitlupe seine Bewegung und greift in die Innentasche seines Jacketts. Was er herausholt, ist ein Foto. Er hält es mir hin.
    Ich nehme es aus seiner Hand und drehe es um. Das Bild ist dunkel, als wäre es in einem trübe erleuchteten Raum aufgenommen worden. Aber die Gestalt in der Mitte ist klar zu erkennen. Es ist Max. Er liegt gefesselt und geknebelt auf einem Bett. Seine Augen sind offen. Nicht starr wie bei einem Toten, sondern wach und bewusst. Auf seiner Brust liegt eine Zeitung. Die San Diego Union Tribune von gestern.
    Ich starrte auf das Foto hinab, schlucke meine Panik und den hochkochenden Zorn herunter.

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