Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)
Straße, die nach Beso de la Muerte führt. Wir fahren sogar am Wrack meines Mietwagens vorbei. Doch nicht lange danach reißt Foley das Lenkrad scharf nach links herum, schaltet den Vierradantrieb zu, und wir fahren querfeldein durch die Wüste.
Ich sehe ihn fragend an. »Wo wollen wir denn so ankommen?«
Er hält den Blick auf die Piste gerichtet. »Das werden Sie bald genug sehen.«
Er hält das Lenkrad mit beiden Händen fest und kämpft mit dem Wagen, dessen Offroad-Image offenbar nur Show ist. Ich stütze mich mit einer Hand am Armaturenbrett und mit der anderen an der Tür ab, um nicht mit dem Kopf gegen die Decke geschleudert zu werden. Nicht einmal der Sicherheitsgurt verhindert, dass ich hin und her geworfen werde. Das einzig Gute daran ist, dass Culebra, falls er uns tatsächlich folgt, keine Schwierigkeiten haben wird, diese Reifenspuren auszumachen.
»Jetzt sind wir unter uns«, sage ich, und meine Stimme hüpft mit dem holpernden Auto mit. »Also können Sie es ruhig zugeben. Sie haben mich verfolgt, nicht wahr?«
Foley wirft mir einen Blick zu. »Ich habe es Ihnen doch schon gesagt. Ich habe Sie nicht verfolgt. Warum zum Teufel sollte ich auch? Ich habe erst gestern von Martinez erfahren, dass ich Sie zu ihm schleifen soll.«
»Ich glaube Ihnen kein Wort. Sie wollten Max. Und Sie dachten, ich würde Sie zu ihm führen.«
Er schüttelt den Kopf. »Ich habe Ihnen tatsächlich geglaubt, als Sie gesagt haben, Sie hätten keinen Kontakt zu ihm gehabt. Erzählen Sie mir jetzt etwa, dass Sie mich belogen haben? Welch eine Überraschung. Nein, gleich nach unserem Treffen habe ich eine Nachricht von Martinez erhalten. Er hat mir gesagt, Max sei auf dem Weg nach Mexiko. Er hat nur darauf gewartet, dass Max die Grenze überquert. Pech für mich, dass er ihn vor mir erwischt hat.« Er kichert hämisch. »Aber dafür haben wir einen neuen Deal ausgehandelt.«
Ich brauche nicht zu fragen, wen dieser Deal betrifft. Aber Max war nach meiner Besprechung mit Foley noch etwa eine gute Stunde bei mir. Woher konnte Martinez wissen, wohin Max wollte? Schuldbewusst ziehe ich die Schultern ein. Wenn ich nicht einfach gegangen wäre, hätte ich vielleicht erfahren, was Max vorhatte. Oder ich hätte ihn bei mir halten können.
Habe ich in den vergangenen paar Tagen eigentlich irgendetwas richtig gemacht? Es fühlt sich nicht so an.
Eine Staubwolke steigt vom Rand einer Senke vor uns auf. Plötzlich werden die monotonen Laute der Wüste, das Zirpen von Insekten, die Rufe von Vögeln und anderen Tieren, vom Lärm eines Hubschraubermotors übertönt.
Ich werfe Foley einen Blick zu. »Martinez hat wirklich keine Ausgaben gescheut, wie?«
Foley antwortet mit einem Grunzen. »Ich weiß nicht, warum er sich die Mühe macht. Er hätte mir einfach erlauben sollen, Sie zu erschießen, dann wäre die Sache erledigt.«
»Und Max? Sie würden zulassen, dass er Max erschießt?«
Er zuckt mit den Schultern. »Max wusste, welches Risiko er eingeht.«
Seine Gleichgültigkeit gegenüber Max’ Schicksal – das Schicksal eines Staatspolizisten und Kollegen immerhin – facht meine Wut an, doch ich zügle sie. Foley wird ihre volle Wucht bald zu spüren bekommen.
Der Hubschrauber ist klein und in einem trüben Grau lackiert. Die Rotorblätter wirbeln Staub auf und lassen ihn in einer Spirale in die Luft steigen. Ich kann den Piloten in seinem Sitz erkennen, der den Kopf dreht und uns beobachtet. Die Sonne ist noch nicht ganz aufgegangen, doch seine Augen schützt die unvermeidliche Ray-Ban Aviator, die Lieblings-Sonnenbrille aller Piloten. Ich werfe Foley einen Blick zu – offenbar mögen die vom FBI sie auch, denn er trägt genau das gleiche Modell.
Foley hält neben dem Hubschrauber. Er sieht mich an. »Werden Sie es uns leichtmachen?«, fragt er.
»Und wenn nicht?«
Er greift an mir vorbei, öffnet das Handschuhfach und zieht ein kleines Lederfutteral heraus. Er öffnet den Reißverschluss und hält das Futteral so, dass ich sehen kann, was darin ist. Eine Spritze, gefüllt mit einer blassgoldenen Flüssigkeit. »Ich bezweifle, dass Sie damit so viel Spaß hätten wie mit dem Zeug, das Sie gestern Nacht eingeworfen haben«, sagt er. »Aber ich garantiere Ihnen, dass ich Sie damit in diesen Hubschrauber bringe.«
Ich schiebe seine Hand weg. »Sie kapieren es immer noch nicht, oder? Ich werde in diesen Hubschrauber steigen, weil ich es will. Wegen Max.«
Er wirkt nicht überzeugt. Er steckt das Futteral mit einer »Nur für
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