Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)
jemand auftaucht. Sie haben auf mich gewartet.«
»Sie hat recht.«
Die Stimme kommt von der Tür her.
Dort steht Culebra, die Frau von dem Kreuz auf den Armen. Sein Gesicht ist von Trauer gezeichnet. »Sie wollten Anna«, flüstert er. »Und meinetwegen ist diese Frau tot, und Anna hätten sie beinahe auch erwischt.«
Kapitel 36
S tephen eilt mit ausgestreckten Armen zu ihm, um Culebra die Frau abzunehmen.
Doch Culebra schüttelt den Kopf und schiebt sich an ihm vorbei. Er legt die reglose Gestalt auf die Bar. »Für sie ist es zu spät.« Seine Worte klingen barsch. »Auch dafür muss ich die Verantwortung übernehmen.«
»Wie bist du entkommen?«, frage ich.
Culebra hebt den Blick und sieht mir widerstrebend in die Augen. Es scheint ihn große Anstrengung zu kosten, sich auf irgendetwas außer der Toten zu konzentrieren. »Als ihr den Kreis zerstört habt, brach auch der Zauber, der mich gebannt hat. Aber ich habe eine Weile gebraucht, um die Wirkung vollends abzuschütteln. Du hast für eine Ablenkung gesorgt, indem du dir den Panther geschnappt hast, so dass ich Zeit hatte, mich zu verwandeln und freizukommen. Aber es war zu spät, um auch sie zu retten.« Seine Stimme wird leise. »Burke hat mich gesehen. Sie war bei ihr, ehe ich mich zurückverwandeln und sie befreien konnte. Burke hat sie vor meinen Augen erwürgt.«
So habe ich Culebra noch nie gesehen. Erst jetzt erkenne ich, dass die »Frau«, die an dem Kreuz hing, eigentlich noch ein Mädchen ist. Dünn, blass, sechzehn oder siebzehn Jahre alt. »Wer ist sie?«
Sanft berührt er ihr Haar. »Eine Ausreißerin. Burke hat sie auf der Straße aufgelesen und ihr Essen und eine Unterkunft versprochen. Stattdessen sollte sie als Opfer dienen.«
Sein Kummer ist so groß, dass ich ihn schmerzlich spüren kann. Ich öffne meinen Geist, um ihn zu trösten, doch er weist mich ab.
Ich verdiene dein Mitgefühl nicht. An allem, was geschehen ist, sind allein meine Arroganz und meine Überheblichkeit schuld. Ich hätte dir sagen müssen, was die Hexe vorhat, statt zu glauben, ich sei stark genug, um allein damit fertig zu werden.
Williams mischt sich in unsere private Unterhaltung ein. Du machst dir zu Recht Vorwürfe, Gestaltwandler. Wir hätten Burke aufhalten können, wenn wir davon gewusst hätten.
Williams’ Arroganz lässt mein Temperament überkochen. Wie hätte Culebra denn ahnen können, dass du seine Hilfe annehmen würdest? Meine Unterstützung wolltest du jedenfalls nicht. Du hast mich einfach weggeschickt.
Aus gutem Grund. Du handelst, ohne die Auswirkungen zu bedenken.
Culebra knurrt tief in der Kehle. Darf ich raten? Hielt Anna es etwa für wichtiger, mich zu beschützen, als den Dämon aufzuhalten?
Williams antwortet nicht. Das ist auch nicht nötig. Sein Geist verschließt sich mit einem beinahe hörbaren Klicken.
Culebra schüttelt den Kopf. Und doch ist Anna diejenige, die die Hexe aufgehalten hat. Sie tut, was getan werden muss. Ihre Hilfe würde ich sehr viel lieber annehmen, als mein Wohl dir anzuvertrauen, Vampir.
Die Luft vibriert vor Energie. Ich stecke mitten in einem Kampf der übernatürlichen Titanen. Da ist eine unterschwellige Feindseligkeit zwischen den beiden, die ich hinterfragen möchte. Etwas Explosives und Gefährliches. Aber im Moment ist Max viel wichtiger. Ich hebe die Hand, um die gespannte Stimmung zu brechen.
Wir haben den Dämon daran gehindert, in diese Welt einzudringen, aber Burke ist immer noch da draußen, und Foley ebenfalls. Culebra, was ist passiert, nachdem ich geflohen bin?
Er blickt noch immer Williams in die Augen, doch einen Moment später wendet er den Blick ab. Foley ist gleich darauf gegangen. Ich glaube nicht, dass er begriffen hat, was er da gesehen hat. Er war verwirrt und wütend. Er hat Burke Vorwürfe gemacht, weil sie dich hat entkommen lassen. Was auch immer sie für eine Abmachung hatten, jetzt ist sie offenbar hinfällig. Ich habe ein Auto gehört, also nehme ich an, dass er sich auf die Suche nach dir gemacht hat. Vielleicht ist er nach Tijuana gefahren. Oder einfach zurück über die Grenze.
Und Burke?
Sie hat sich noch einige Zeit mit ihren Anhängern beschäftigt und versucht, sie zu beruhigen. Sie wussten nichts von Foley und waren nicht begeistert über die Anwesenheit eines Außenstehenden. Burke hat ihnen die Sache auch nicht erklärt. Sie haben ein Opfer verlangt, und um sie zu besänftigen, hat Burke das Mädchen getötet. Ich konnte nichts dagegen tun. Dann haben sie
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