Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)
alle Fälle«-Miene in die Tasche seines Jacketts. Ich schüttele den Kopf und bin noch vor ihm ausgestiegen.
Der Pilot ist aus seinem Hubschrauber geklettert und steht neben der Tür. Hinter dieser Sonnenbrille stellt er ein ungeduldiges Stirnrunzeln zur Schau, jeder Zoll ein Mann, der nicht erfreut darüber ist, dass man ihn hat warten lassen. Er sagt auf Spanisch etwas zu Foley, ziemlich barsch.
»Immer mit der Ruhe, compadre«, entgegnet Foley. »Wir sind ja da. Los geht’s.«
Er versetzt mir einen überflüssigen Schubs, und der Pilot lächelt. Ich lasse es ihm durchgehen. Ich lasse mich von Foley durch die schmale Tür und auf einen Sitz bugsieren. Er legt eine Hand auf meine Brust, um mich festzuhalten, während er mich anschnallt. Der Pilot beobachtet uns von seinem Sitz aus, und Foley, der weiß, dass er beobachtet wird, lässt seine Hände über meine Brüste und zwischen meine Beine gleiten.
»Muss mich vergewissern, dass Sie sicher angeschnallt sind«, sagt er und zerrt den Gurt fest. »Wir wollen doch nicht, dass Sie einen Unfall haben, oder?«
Das bringt den Piloten zum Lachen. Er versteht also Englisch. Das merke ich mir. Der Pilot schnallt sich ebenfalls an und widmet sich dann seinen Instrumenten. Foley setzt ein Headset auf, wie der Pilot eines trägt, und sie fangen an, auf Spanisch miteinander zu schwatzen. Mir bietet er kein Headset an.
Der Helikopter erhebt sich in einem kleinen Sandsturm. Der Pilot fliegt über die Senke hinweg und schwenkt abrupt nach Süden ein. Es überrascht mich nicht, dass wir weiter nach Mexiko hineinfliegen. Ich starre auf den Boden hinab. Wenn Culebra nicht ein, zwei Vögel um Hilfe bittet, bin ich auf mich allein gestellt.
Wir fliegen die meiste Zeit über Wüste, ab und zu auch ein Dorf. Ich vermute, dass wir weder in Richtung Küste noch sonst irgendeiner von Touristen frequentierten Gegend unterwegs sind. Wir fliegen tief. Ein bisschen zu tief für meinen Geschmack. Ich kann Kojoten sehen, die hastig flüchten, wenn wir über sie hinwegdonnern. Will der Pilot vielleicht vermeiden, auf einem Radarschirm aufzutauchen? Das wäre gut möglich. Mit Geld kann man in Mexiko alles kaufen, sogar Unsichtbarkeit.
Nach etwa fünfzehn Minuten nähern wir uns einer hügeligen, bewaldeten Gegend. Der Hubschrauber wird langsamer. Ich sehe keinen Landeplatz, bis wir über einen Hügelkamm hinwegfliegen und sich ein Tal unter uns auftut. Ich sehe keine Straßen, die hinein-oder hinausführen, nur einen Gebäudekomplex, der so vollständig in den Falten der hügeligen Landschaft verborgen ist, dass ihn niemand entdecken könnte – außer aus unserer Perspektive, von oben. Ich suche das Terrain ab. Man müsste schon genau wissen, wo man hinschauen muss, um die Anlage zu entdecken, selbst aus der Luft. Das muss ich Martinez lassen. Perfekter Bauplatz für einen Drogendealer.
Als wir näher herankommen, springen Einzelheiten hervor. Gelblich braune Gebäude mit roten Ziegeldächern, drei, soweit ich sehe, und eine Mauer, die das Gelände umgibt.
Während wir immer noch ein gutes Stück über dem Boden sind, halte ich Ausschau nach einer Straße oder sonst etwas, das so aussieht, als könnte man etwas zu Lande hierher transportieren. Mit einem unguten Gefühl stelle ich fest, dass da nichts ist. Was bedeutet, dass es für Max und mich schwierig werden könnte, hier herauszukommen. Und dass ich, ganz gleich, was auch geschieht, dieses Arschloch von einem Piloten schonen muss.
Der Hubschrauber hält auf den Landeplatz in der Nähe des größten Gebäudes zu. Der Pilot bringt uns sanft runter, der Hubschrauber setzt mit einem kaum merklichen Ruck auf. Er schaut zu mir zurück, als erwarte er – was? Applaus für die gelungene Landung?
Ich ignoriere seinen Blick und beschäftige mich damit, mich aus den Gurten zu schälen. Foley hat sich schon befreit und springt aus dem Hubschrauber. Er bedeutet mir mit einem ungeduldigen Fingerschnippen, ihm zu folgen. Ich lobe mich dafür, dass ich diese Finger nicht augenblicklich packe und abreiße.
Ich springe hinab und sehe mich um. Kein Martinez. Keine bewaffneten Wachen. Keinerlei Empfangskomitee.
Man sieht mir die Überraschung wohl an, denn Foley sagt: »Was haben Sie denn erwartet? Banditos mit Maschinengewehren?« Er winkt ab. »Sehen Sie sich doch um. Wohin würden Sie denn laufen, wenn Sie versuchen würden, von hier zu fliehen? Das ist ja das Schöne an diesem Ort. Nur ein Weg herein und nur einer hinaus. Kommen Sie. Martinez
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