Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)
genommen und ihm die Stelle, an der ich Sie verwundet hatte, an die Lippen gedrückt. Wenn er doch nur geschluckt hätte. Nur einen Tropfen. Dann wäre er jetzt wie Sie.«
Ich starre sie ungläubig an. »Sie haben versucht, ihn dazu zu bringen, dass er mein Blut trinkt? Sie wollten ihn zu einem Vampir machen?«
Sie dreht sich langsam um. »Ich habe versucht, ihn zu retten. Jede Mutter hätte dasselbe getan. Ihre Attacke war zu brutal. Er ist in meinen Armen gestorben. Und nun fordere ich Buße für seinen Tod. Für Ihren Mord. Und Sie werden bezahlen, weil ich das Leben des Mannes, den Sie lieben, in Händen halte.«
Als sie sich ganz zu mir umdreht, hat sie etwas in der Hand. Eine weitere Spritze. Sie hält sie vor mir hoch. »Diese ist nicht wie die anderen. Sie enthält Gift. Wenn ich Max das injiziere, wird er schreiend sterben.«
Sie geht langsam rückwärts zu Max’ Pritsche. »Sie sind schnell. Das habe ich gesehen. Aber ich glaube, nicht schnell genug, um mich daran zu hindern, Max damit zu verletzen. Es braucht nur eine winzige Menge, nur einen kleinen Stich, und Max wird sterben.«
Ich trete einen Schritt auf sie zu. »Ist das das Geschenk, von dem Sie gesprochen haben? Sie haben Max und mich gerettet, damit Sie ihn töten können, während ich zusehen muss?«
Sie lächelt und lässt die Spritze sinken, so dass die Nadel an Max’ Brust ruht. »O nein. Das Geschenk sind Ihrer beider Leben. Sie und Max werden diesen Ort verlassen dürfen. Ich werde Sie sicher ausfliegen lassen und Ihnen schwören, dass Ihnen nichts geschehen wird. Was hier passiert ist, wird vergessen sein.«
»Und was bekommen Sie im Austausch für diese Großzügigkeit?«
Diesmal ist ihr Lächeln humorlos und geht nicht über ihre Mundwinkel hinaus. »Unsterblichkeit«, sagt sie. »Sie werden mich zum Vampir machen.«
Kapitel 47
I ch blecke die Lippen und zeige die Zähne. Ich deute auf ihren Sohn. »Sie haben zugesehen, wie ich das getan habe. Und Sie wollen sein wie ich?«
Sie schnaubt verächtlich. »Wie Sie? Niemals. Sie sind undiszipliniert und starrsinnig. Ein verwöhntes Kind. Ich würde diese Macht weise gebrauchen.«
Ich blicke mich um. »Wie denn? Wollen Sie da weitermachen, wo Ihr Sohn aufgehört hat? Ist das Ihr Plan? Wollen Sie die Baronin der Drogenwelt werden? Wissen Sie denn nicht, dass Ihr Imperium in Schutt und Asche liegt? Dafür hat Max gesorgt.«
Sie wirft einen Blick auf Max, und ihre Finger umklammern die Spritze fester. In diesem Augenblick weiß ich, dass sie nicht die Absicht hat, Max gehen zu lassen.
Ich warte nicht ab, bis sie den nächsten Atemzug tun kann. Ich stürze mich auf sie, stoße sie von der Pritsche weg und schleudere sie gegen die Wand. Der Angriff überrascht sie völlig, die Spritze fällt ihr aus der Hand und schlittert unter Max’ Feldbett.
Fluchend rappelt sie sich auf. Sie zieht ein Messer aus der Rocktasche. Aber sie bedroht mich nicht damit, sie hält es an ihr eigenes Handgelenk.
»Sie werden tun, was ich verlange«, knurrt sie. »Sonst werden Sie und Max hier sterben. Ohne mich werden die anderen Sie beide auf der Stelle töten. Und selbst, wenn Sie an ihnen vorbeikämen, hat der Pilot strengen Befehl. Er beobachtet das Haus. Falls Sie sich ihm ohne mich nähern, wird er abheben und Sie zurücklassen. Sie haben ja gesehen, wie gut versteckt wir hier sind.«
Sie drückt die Klinge an ihre Haut. »Es gibt kein Telefon. Kein Funkgerät oder sonst etwas, womit Sie Kontakt zur Außenwelt aufnehmen könnten. Dieses Haus wird Ihr Mausoleum sein. In ein paar Wochen wird der Dschungel sich alles zurückholen. Ihre Leichen – unsere Leichen – wird man niemals finden. Es wird sein, als hätten wir nie existiert.«
Sie spricht langsam und gemessen. Ihr Blick bohrt sich in meinen. Sie fürchtet sich nicht vor dem, was sie mir beschreibt. Sie ergibt sich in ihr Schicksal, wie auch immer es aussehen mag. Sie packt das Messer fester, und ehe ich sie daran hindern kann, schlitzt sie sich das innere Handgelenk auf.
Blut spritzt hervor und beginnt in einem stetigen Rinnsal auf den Boden zu tropfen.
Sie beobachtet es mit einem distanzierten Stirnrunzeln. »Können Sie widerstehen?«, fragt sie und streckt mir den blutenden Arm hin. »Blut. Ich biete es Ihnen an, im Austausch gegen das ewige Leben. Ich will, dass Sie mich nehmen. Dass Sie mir den dunklen Kuss geben. Für ihn.«
Ihr Blick huscht zu ihrem Sohn. Ich frage mich, warum sie mir nicht einfach Blut abgenommen hat, während
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