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Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)

Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)

Titel: Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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Max oder Marta tragen, aber nicht beide.
    Marta gibt einen leisen, schluchzenden Laut von sich. Als ich mich umdrehe, hockt sie auf Händen und Knien und versucht gerade, auf die Füße zu kommen.
    Na schön. Wenn sie aus eigener Kraft gehen kann, brauche ich mich nur um Max zu kümmern. Es erscheint mir nur logisch, dass dieses Betäubungsmittel, das ja für mich gedacht war, mich nicht vollkommen hilflos machen sollte. Foley wollte es dazu benutzen, mich in diesen Hubschrauber zu schaffen, und er hatte wohl nicht vor, mich zu tragen. So fit war er wirklich nicht.
    Ich packe Marta unter den Armen und hieve sie hoch. Sie sackt gegen die Wand, bleibt aber stehen.
    »Können Sie sprechen?«
    Sie stöhnt eine unverständliche Antwort, aber das reicht mir, denn sie hat die Frage offenbar verstanden.
    »Okay. Ich sage Ihnen, was wir jetzt tun. Wir« – ich zeige auf Max, dann auf sie und mich – »werden jetzt zusammen nach unten gehen. Ist noch jemand im Haus außer dem Paar, das ich vorhin gesehen habe?«
    Sie schüttelt den Kopf.
    »Werden die beiden uns Schwierigkeiten machen?«
    Ein weiteres abruptes Kopfschütteln.
    »Glaube ich Ihnen?« Diesmal bin ich es, die den Kopf schüttelt. Sie sieht mich verwirrt an, doch ich mache weiter. »Wenn wir draußen sind, gehen wir direkt zum Hangar. Ist der Pilot noch da?«
    Diesmal bekomme ich ein Nicken zur Antwort.
    »Weiß er, warum Max und ich hierher gebracht wurden?«
    Sie wartet eine Sekunde zu lange, bis sie den Kopf schüttelt.
    Na toll. Das bedeutet, dass ich keinerlei Kooperation von dem Piloten erwarten kann, außer Marta sorgt dafür. Wie kann ich sie dazu bringen?
    Ich packe ihr verwundetes Handgelenk und drücke zu. Sie wimmert vor Schmerz und zuckt zurück. Ihr Gesichtsausdruck ist immer noch dämmrig und verwirrt. Sie begreift wohl einigermaßen, was hier vorgeht, kann sich aber offenbar nicht genau erinnern, warum . Vielleicht kann ich das zu meinem Vorteil nutzen.
    »Sie hatten einen Unfall, Marta. Wir müssen den Piloten bitten, uns zu einem Krankenhaus zu fliegen. Wir müssen ihm zeigen, dass Sie schwer verletzt sind und sofort medizinische Hilfe brauchen. Glauben Sie, Sie können das?«
    Sie nickt, doch vorher sehe ich ganz kurz etwas in ihren Augen aufblitzen. Bewusstheit. Verschlagenheit. Sie schüttelt die Wirkung der Droge allmählich ab, doch das soll ich nicht merken.
    Zu spät.
    Mir fällt ein, dass sie vielleicht noch ein, zwei ihrer magischen Spritzen in den Rocktaschen haben könnte – oder ein weiteres Messer. Da ich sicher bin, dass sie nicht die Absicht hat, Max oder mich gehen zu lassen, werde ich wohl kaum etwas finden, das ihm helfen könnte. Aber vielleicht etwas, das ich gegen Marta verwenden kann, falls es nötig werden sollte.
    Ich greife rasch zu, ehe sie noch wacher wird. Ich halte ihre beiden Hände mit einer Hand fest. Mit der anderen streiche ich ihren ganzen Körper ab, hebe sogar den Rock hoch und taste ihre Oberschenkel ab. Ich tauche die Hand in die Taschen ihres Rocks und schiebe sogar den Vorhang aus Haar beiseite, der ihr über den Rücken fällt. Ich finde nichts. Ihr Blick folgt meiner Hand, aber sie versucht nicht, sich mir zu entziehen. Sie ist still und wirkt resigniert.
    Das macht mich ausgesprochen nervös.
    Ich würde ihr gern die Hände fesseln. Aber welchen Eindruck würde das auf den Piloten und ihre beiden Freunde da unten machen? Die Täuschung wird nur gelingen, wenn sie glauben, Marta hätte die Situation unter Kontrolle.
    Jetzt oder nie.
    Ich hebe Max hoch und wende mich von der Pritsche ab.
    Ein Geräusch wie das Rauschen und Knacken einer Telefonleitung macht sich in meinem Kopf bemerkbar.
    Vor Schreck hätte ich Max beinahe fallen gelassen.
    Ich höre genau hin.
    Da ist das Geräusch wieder. Aber diesmal wird das Knacken und Rauschen zu einer verworrenen Botschaft. Nur Unsinn. Es klingt, als wollte jemand etwas sagen, aber die Verbindung zwischen Hirn und Mund ist gestört.
    Oder unterbrochen.
    Es dreht mir den Magen um.
    Ich lege Max wieder hin und trete einen Schritt auf die Pritsche zu, auf der Martinez’ Leichnam liegt. Martinez’ Augen sind offen. Sein Kopf, der nur noch an ein paar Hautfetzen am Körper hängt, bewegt sich.
    Ich glaube, ich muss mich gleich übergeben.
    Ich sehe mich nach Marta um. Auch sie beobachtet uns, mit diesem erbärmlichen Lächeln im Gesicht. Und da weiß ich es. Ihr Sohn hat doch genug von meinem Blut geschluckt, um zum Vampir zu werden.
    Marta hat gelogen.

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