Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)
ich bewusstlos war. Glaubt sie vielleicht, ein Vampir müsse bei Bewusstsein sein und die Wandlung freiwillig vollziehen?
Das spielt jetzt kaum eine Rolle. Während ihre Aufmerksamkeit auf ihren Sohn gerichtet ist, schlage ich zu. Ich trete zu, treffe sie tief und gebe mir alle Mühe, den Lockruf ihres Blutes zu ignorieren, den köstlichen Geruch. Ich kämpfe gegen das Tier in mir an und weigere mich, es an die Oberfläche treten zu lassen. Ich muss bei klarem Verstand bleiben.
»Sie verrücktes Miststück«, kreische ich, schlinge einen Arm um ihre Hüfte und zerre sie zu Boden.
Sie wehrt sich und drückt mir den blutenden Arm ins Gesicht. Ich brauche einen Augenblick, um zu bemerken, dass sie mit der anderen Hand das Messer umzudrehen versucht, dass sie mich mit ihrem Blut ablenken will, damit sie mir das Messer in den Arm rammen kann. Sie ist immer noch wild entschlossen, unser beider Blut zu vermengen. Ich habe mich geweigert, auf ihren Vorschlag einzugehen, also versucht sie es jetzt auf anderem Wege.
Ich springe von ihr weg, ehe sie mich treffen kann. Sie faucht wie eine wütende Bestie und heult vor Frustration und Wut. Sie kommt auf mich zu, schwingt das Messer in großen Bögen vor sich und hofft, mir nahe genug zu kommen, um meine Haut aufzuschlitzen.
Ich lasse sie nicht an mich heran. Die menschliche Anna hat die Kontrolle behalten, dem Lockruf des Blutes zum Trotz. Ich weiche der Messerspitze aus, unterlaufe dann ihre Reichweite, packe ihr unverletztes Handgelenk und biege es zurück. Ich drehe sie herum und drücke sie an die Wand.
Ihr Wille ist stark. Sie lässt das Messer nicht fallen. Sie kämpft, bis sie sich losreißen kann, und wirbelt zu mir herum. Diesmal hält sie das Messer, als wollte sie es werfen.
»Das wird allmählich langweilig, Marta«, fahre ich sie an. Ich greife in die Falten des Betttuchs und ziehe die Spritze hervor. »Nur zu, werfen Sie das verdammte Ding. Sie werden mich verfehlen, und ich werde Ihnen die hier verpassen.«
Zornestränen laufen ihr über die Wangen. Sie holt aus und schleudert das Messer in meine Richtung. Ich weiche ihm mit Leichtigkeit aus, und noch ehe das Klappern des Messers auf dem Boden verklungen ist, habe ich ihr Foleys Spritze in den Arm gejagt.
Kapitel 48
I ch habe keine Ahnung, womit ich jetzt rechnen muss, also trete ich zurück und beobachte sie. Martas Gesichtsausdruck wandelt sich von Zorn über Staunen zu völliger Leere. Als ich sicher bin, dass sie nicht mehr versuchen wird, mich zu beißen oder aufzuschlitzen, trete ich dicht an sie heran und drücke sie sacht nieder, bis sie mit dem Rücken an der Wand sitzt.
Blut läuft immer noch in Strömen aus ihrer aufgeschlitzten Pulsader, aber es ist kein arterielles Blut. Ich rieche den Unterschied. Ob durch puren Zufall oder mit Absicht – sie hat nicht tief genug geschnitten. Ich reiße einen Streifen von dem Bettlaken ab, in das ich mich gewickelt habe, und verbinde ihr Handgelenk. Der Stoff ist sofort blutgetränkt. Ich reiße noch ein Stück ab und binde ihren Arm oberhalb des Ellbogens ab. Es ist mir egal, ob sie lebt oder stirbt, aber sie kontrolliert den Piloten und die beiden Leute unten. Sie wird mir helfen, Max aus diesem Haus zu schaffen.
Der Druckverband scheint zu wirken. Das Blut strömt nicht mehr, sondern tröpfelt nur noch in einem trübseligen Rhythmus vom Verband auf den Fußboden. Nun, da die unmittelbare Gefahr vorüber ist, lässt mich das viele Blut zittern. Ich kann mich nur mühsam davon abhalten, es aufzulecken. Aber das will ich nicht. Stattdessen gehe ich ein Stückchen weg, um die Versuchung zu mindern.
Martas Blick folgt mir, als ich den Raum durchquere, doch ihr Körper verharrt reglos. Ihr Kopf sackt an die gekachelte Wand, als sei er zu schwer für ihren schmalen Hals. Sie öffnet und schließt den Mund, und ich überlege, ob sie mir etwas sagen will. Ich habe allerdings nicht vor, so nah an sie heranzutreten, dass ich das herausfinden könnte.
Meine Sorge gilt jetzt Max. Er hat sich nicht bewegt, seit ich den Raum betreten habe. Er atmet; das kann ich sehen. Ich beuge mich über ihn und tippe sanft mit den Fingerspitzen an seine Wangen. Keine Reaktion. Ich schlage ein wenig fester zu. Sein Atem stockt, um sich dann wieder zu beruhigen und demselben gleichmäßigen Rhythmus zu folgen wie zuvor. Er könnte schlafen oder im Koma liegen. Aber wenn ich ihn nicht zu sich bringen kann, dürfte es schwierig werden, ihn hier herauszuschaffen. Ich kann entweder
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