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Dunkle Materie

Dunkle Materie

Titel: Dunkle Materie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aner Shalev
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ist. Mittags ist es glühend heiß, die Temperatur erreicht hundert Grad. Und in der Nacht geht sie auf minus hundertfünfzig zurück. Das liegt daran, dass der Mond keine Atmosphäre hat. Und ohne Atmosphäre sind die klimatischen Bedingungen extrem. Es wäre interessant zu wissen, ob die Dichter, die über den Mond schrieben, wussten, dass es dort die Hölle ist.
    Â 
    Er unterbrach mich plötzlich und sagte, ich hätte mich sehr leicht in dich verlieben können. Ich fragte ihn, bist du in mich verliebt? Und er sagte, dafür kenne ich dich noch nicht genug. Ich dachte, seltsam, muss man sich wirklich gut kennen, um sich zu verlieben? Bevor er ging, spülte er das ganze Geschirr.
    Â 
    Meine Mutter ist jetzt verliebt. Wie alle Verliebten muss sie die ganze Zeit darüber reden. Sie kichert und benimmt sich wie ein Kind. Der größte Nachteil ist, dass das Telefon ständigblockiert ist und ich meine Mails nicht an dich abschicken kann.
    Â 
    Ich betrachte die lange Mail, die ich immer und immer wieder umschreibe, aber nicht absende. Sie ist so klobig und inkonsequent geworden, dass ich mich schäme, sie zu schicken. Und jetzt, beim erneuten Lesen, verstehe ich mich selbst nicht mehr. Vielleicht waren meine Gedanken und meine Zweifel härter als die Worte.
    Â 
    Ich kann mich nicht erinnern, dass du laut gelacht hast. Tust du das manchmal?
    Â 
    Mein beschränktes Wissen in Psychologie sagt mir, dass du irgendjemandem von mir erzählen musst. Wer ist es? Sag es mir. Ich sehne mich nach deinen Geschichten. Ich sehne mich nach meinen eigenen Geschichten, wenn ich mit dir zusammen bin. Ich sehne mich nach der Art, wie du mich anschaust und mich dazu bringst, mich hinter meinen Haaren zu verstecken und zu tun, als würde ich es nicht merken.
    Â 
    Hoffst du nicht, meine einzige Liebe zu sein? Wirklich nicht?
    Â 
    Ich gehe jetzt schlafen. Ich habe Sascha versprochen, morgen um acht mit ihm zu frühstücken (übermorgen fliegt er ins Ausland). Komisch, fast ein Jahr lang haben wir uns nicht gesehen, und jetzt treffen wir uns fast täglich.
    Â 
    Wenn die Bedeutung von Liebe Kommunikation ist, dann habe ich Sascha nie geliebt.
    Â 
    Adam, es muss doch noch etwas anderes sein, oder?
    Â 
    Â 
    Montag, 25. Oktober, 09:10
Betreff: die unverschickte Mail
    Adam,
wegen deiner Mail war ich etwas traurig, auch wegen deiner Klage über meine literarische Distanz, darüber, dass du mich nicht lesen willst, wie du veröffentlichte Tagebücher liest. Warum möchtest du nicht ab und zu meine Muse sein? Ist es nicht das größte Zeichen der Liebe, wenn man den anderen inspiriert? Hätte ich diese Mails ohne dich geschrieben?
    Â 
    Ich kann mich erinnern, dass du, als wir bei uns auf dem Balkon saßen und Kastanien aßen, Lena und mir erzähltest, wie du Briefe geschrieben und dir immer Kopien aufgehoben hast. Vielleicht ist Liebe eine Art Narzissmus?
    Â 
    Ich war so glücklich, als ich am Mittwoch mit meiner Mail an dich fertig war. Bevor deine Antwort kam. Ich hatte am Nachmittag geschrieben und abends ging ich zum Joggen. Wieder allein. Beim Joggen achtete ich auf die kleinsten Einzelheiten. Auf den Wind, die Blätter. Diesmal tat mir das Laufen nicht so weh wie sonst.
    Â 
    Ja, es gibt eine Lüge. Eine Lüge in meinem Sinn (Verbergen), nicht in deinem.
    Du hast recht, ich habe dir Dinge verheimlicht.
    Â 
    Sascha glaubt nicht an Liebe oder an Schicksal oder an irgendetwas Bedeutungsvolles. Zumindest kommt es mir jetzt so vor, nachdem ich dich getroffen habe. Er erzählte, er führe jetzt ein freies Leben. Er habe seit unserer Trennung im Dezember viele Mädchen gehabt. Eines von ihnen würde ihn bald für eine Woche besuchen. Aber bis dahin sei er frei, sagte er, und danach auch wieder. Ich fragte ihn, wieso er plötzlichdiese ganzen Mädchen habe. Er sagte, weil ich sie jetzt nicht brauche, bekomme ich sie. Früher habe ich sie gebraucht und hatte sie nicht. Ich fragte ihn, ob die Mädchen übereinander Bescheid wüssten. Diese Frage schien ihm nicht zu gefallen.
    Â 
    Sascha ist ein Mann, auf den man sich verlassen kann. Er hat anderen gegenüber ein gut entwickeltes Verantwortungsgefühl. Das bedeutet, dass er mir immer helfen würde, wenn ich ihn um Hilfe bäte. Ich wusste nie, ob er aus Empfindsamkeit handelte oder aus Pflichtbewusstsein. Keine Ahnung, ob ich jetzt sarkastisch bin.
    Â 
    Erlaube mir,

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