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Dunkle Materie

Dunkle Materie

Titel: Dunkle Materie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aner Shalev
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stopfen. In diesem Zustand ist die Anziehungskraft sogroß, dass man sich schneller als mit Lichtgeschwindigkeit bewegen muss, um einem schwarzen Loch zu entkommen. Das bedeutet, dass noch nicht einmal das Licht das schwarze Loch verlassen kann, und deshalb ist es dunkel, noch nicht einmal mit den modernsten Teleskopen zu sehen. Aber man kann es indirekt identifizieren, wegen seiner unglaublichen Anziehungskraft.
    Â 
    Früher haben Sascha und ich sogar im Bett über Physik gesprochen. Er ist zwar Biologe, kennt sich aber in der Physik aus und benutzt sie auch in seiner Forschung. Wer weiß, vielleicht schreiben wir eines Tages zusammen einen interdisziplinären Artikel. Ein pathetisches Ende für unsere Geschichte. Wie fändest du das?
    Â 
    Genug von Sascha. Ich weiß nicht, was ich noch erzählen soll. Ich erzähle dir mehr, wenn du möchtest.
    Â 
    Ich glaube, ich hatte Angst vor deiner Reaktion, wenn du erfahren würdest, dass ich Sascha von uns erzählt habe, trotz meines Versprechens, niemandem von uns zu erzählen. Und ich hatte auch Angst, du könntest glauben, dass ich unsere Geschichte, deine und meine, dazu benutze, Sascha aus einer Machtposition heraus anzusprechen, weil ich jemand anderen habe. Wenn ich jetzt nicht lügen soll, dann, laut meiner Definition, hat es unsere Geschichte für mich vielleicht leichter gemacht. Aber jetzt ist es unsere Geschichte, deine und meine, und nicht die von irgendjemand anderem.
    Â 
    Vielleicht haben mich deine Zweifel verletzt. Oder die Tatsache, dass du es auf die leichte Schulter genommen hättest, wenn ich mit Sascha geschlafen hätte.
    Eva
    Â 
    Â 
    Dienstag, 26. Oktober, 08:32
Betreff: Mail vor dem Frühstück
    Â 
    Ich habe befürchtet, dass das geschehen würde. Ich hatte heute richtig Angst, meine Mails zu lesen. Es erinnerte mich an die Angst, die ich damals im Dezember hatte, als mir Sascha seinen Abschiedsbrief schickte. Heute Morgen um sieben brachte ich Sascha zum Flughafen (er hat mir das Auto für die Zeit seiner Reise überlassen), und den ganzen Weg zurück spürte ich die Angst, meine Mails anzuschauen. Ich bin nicht sicher, ob es die Angst ist, von dir überhaupt keinen oder einen vernichtenden Brief vorzufinden.
    Â 
    Ich werde noch mehr schreiben, aber nicht jetzt, denn dies ist die »Mail vor dem Frühstück«.
    Und vielleicht will ich noch auf deine Mail warten. Oder mit dir sprechen.
    Â 
    Glaubst du wirklich, dass wir uns irgendwann in New York treffen?

5
    Er dachte nach über diese gerade begonnene Woche in New York, eine Woche, die fast nicht stattgefunden hätte, schließlich hatte sie einige Tage davor beschlossen, nicht zu kommen, es dann aber bereut und hartnäckig darauf bestanden, doch zu kommen, eine Hartnäckigkeit, die ihm einerseits schmeichelte und ihn andererseits überraschte, angesichts dessen, was am Toten Meer geschehen war. Er dachte darüber nach, dass sie das Flugzeug fast verpasst hätte, weil Sascha sie zu spät abgeholt hatte, vielleicht absichtlich, und wegen einer Tasse Kaffee, die sie nach der Abfertigung noch am Flughafen getrunken hatten, trotz ihrer Verspätung, sie hatte den zweiten Stock des Flughafens erreicht, als die anderen Fluggäste schon einstiegen, und trotzdem war sie erst noch zum Duty-free-Shop gegangen, um Champagner zu kaufen, als würde sie mit dem Feuer spielen. Und indem er all dies bedachte, fragte er sich, ob irgendetwas in ihr gesagt hatte, sie solle nicht kommen, und ob sie sich gegen ihren Willen hier aufhielt, wie eine Art Gefangene.
    Da lag sie neben ihm auf dem Bett, nicht festgebunden, nicht im Zimmer eingeschlossen, aber vielleicht trotzdem eine Gefangene, und wenn das so wäre, hätte sie vielleicht auch Fluchtpläne, das kann man nicht wissen, sie könnte jeden Moment verschwinden, man muss immer auf der Hut sein, er betrachtete sie misstrauisch, er versuchte in ihrem Gesicht zu lesen, als würde sie auch im Schlaf etwas Hinterlistiges planen, aber wenn das so war, warum hatte sie dennoch darauf bestanden zu kommen, warumhatte sie ihre Meinung so plötzlich geändert, zwei Tage vor dem Abflug?
    Es war ihr erster gemeinsamer Morgen, die Gardine war halb aufgezogen und durch das Fenster drang helles Licht, weiches, zögerndes Licht, ein Hinweis auf winterliches Wetter oder darauf, dass sich der Tag noch nicht entschieden hatte anzufangen und zwischen den verschiedenen

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