Dunkle Reise
Straßengraben erreichte, und sprang herüber. Er hatte das Schwert gezogen und feuerte seine Männer zum Angriff an.
Einer der im Graben vorgehenden Männer zeigte sich widerwillig; sein Kamerad verfluchte noch immer den Bolzen, der ihn getroffen hatte. Die beiden anderen kamen aus dem Busch zum Vorschein und griffen uns vom Hang her an. Sie kamen rasch näher, und Silvus war noch immer mit dem Nachspannen seiner Armbrust beschäftigt.
Natürlich würde er Barras aufs Korn nehmen, und das wusste dieser. Er wusste aber auch, wie lang das Nachspannen der Armbrust dauern würde, und gab Acht auf jede Bewegung. Als Silvus die Armbrust in Anschlag brachte, warf er sich flach hinter einen Strauch. Er war jetzt kaum noch zehn Schritte vor unserer Stellung, und schon kamen die ersten seiner Leute…
Silvus fluchte. Er musste schießen – dies würde seine letzte Gelegenheit sein. Er schwang herum, nahm den nächsten Angreifer von der Hangseite aufs Korn und schoss ihm auf acht Schritte einen Bolzen in die Brust, dann griff er zum Degen. Barras stieß einen Triumphschrei aus und sprang aus seiner Deckung. Silvus begegnete ihm auf seinem Felsen, und ich hörte den hellen Klang von Stahl auf Stahl, der sich in meinen Ohren immer wie ein Kesselflicker beim Ausbessern von Töpfen ausnimmt. Zusehen konnte ich nicht, denn ich hatte meine eigenen Schwierigkeiten. Der zweite Angreifer von der Hangseite war kein Anfänger, und ich durfte nicht zu viel von mir zeigen, weil die Gefahr bestand, dass der Mann im Graben sein Leid lang genug vergessen würde, um nachzuspannen. Ich hoffte, auch Silvus würde daran denken.
Aber es war noch ein Mann übrig. Auch er versuchte an Silvus heranzukommen, doch Barras hielt den einzigen Zugang zur Stellung besetzt, weshalb er einen Bogen schlug und mich von der Seite angriff. Dies wirkte nicht sehr vielversprechend. Selbst für den besten Schwertkämpfer im Stromland – der ich ohnehin nicht war – konnte es sich nicht auszahlen, gegen zwei gute Gegner zugleich zu fechten.
Ich parierte und versuchte den Mann vor mir zu treffen und wich gleichzeitig einem Stoß des anderen aus. Der Erste wich ein wenig zurück – anscheinend mochte er nicht, wie seine Klinge schartig wurde. Aber der andere ließ seinem Stoß einen zweiten folgen, und seine Schwertspitze fuhr mir über die Rippen, weder tief noch lang, aber schmerzhaft. Es begann zu bluten, und ich biss die Zähne zusammen und wich zurück. Er stieß nach, und nun stand ich mit dem Rücken am Fels.
Einen Augenblick später traf ein Steinbrocken von der Größe zweier geballter Fäuste seine Stirn mit einem harten Schlag, dann prallte er fast zwei Schritte weit ab. Trotz seines Helms geriet er ins Wanken, als kleine Glocken in seinen Ohren läuteten und Sterne vor seinen Augen tanzten. Er war nicht ganz sicher, wo sich meine Klinge befand, bis er es auf schmerzhafte Weise erfuhr.
Damit blieben zweieinhalb übrig, Barras mit eingeschlossen. Wieder hörte ich ein Pfeifen, gefolgt von einem dumpfen Schlag. Der Mann im Graben hatte endlich nachgespannt. Ich war nicht getroffen. Silvus? Ich riskierte einen Blick. Nein.
O nein! Nein! Nein!
Sie hatte nicht aufgeschrien. Der Bolzen hatte sie in die Seite getroffen, als sie die Deckung verlassen hatte, um mich zu retten. Sie war bei dem Felsen zusammengesunken, auf den sie gestiegen war, und der Bolzen ragte mit der Spitze zum Rücken schräg aus ihrer Seite. Unter ihr war Blut am Boden. Ich konnte nicht sagen, ob sie noch atmete.
Ich sah sie dort liegen, und die Erschöpfung fiel von mir wie ein Umhang, als würde ich von einer mächtigen Woge emporgetragen. Ich sprang über den toten Mann vor mir, und der andere war lediglich ein Hindernis, das niedergehauen werden musste. Er stand zwischen mir und meiner Vergeltung. Ich hielt mich nicht mit Parieren oder Fechterhaltung oder Technik auf und hieb wie ein rasender Berserker auf Gesicht, Kopf und Körper ein, wieder und wieder, bis die wundervolle Klinge in meiner Hand zu einem blitzenden, verwischten Umriss wurde. Sein Gesicht erbleichte, er blockierte, duckte sich zurück und parierte. Ich drängte nach, und beim dritten Ausfall gab es ein metallisches Kreischen und Bersten, und seine Klinge brach knapp unter der Parierstange ab. Er wich in Panik zurück, strauchelte über einen Steinbrocken und fiel auf den Rücken. Ich versetzte ihm einen Tritt, dann beachtete ich ihn nicht weiter. Er war nicht mehr im Weg. Ich wollte den Letzten, den mit der
Weitere Kostenlose Bücher