Dunkle Rosen: Roman (German Edition)
versprochen. Gut.« Roz erhob sich wieder. »Das wär’s dann. Ich gehe wieder nach oben und erledige einige Angelegenheiten, die ich aufgeschoben habe.«
»Du hast nicht zu Abend gegessen«, erinnerte David sie. »Soll ich dir etwas bringen?«
»Jetzt nicht. Ich hole mir später was.«
David blieb stehen und sah Roz nach, als sie hinausging. »Dieser Dreckskerl«, murmelte er, als sie außer Hörweite war. »Dieser schmierige, schäbige Dreckskerl, der Ferragamo aus der abgelaufenen Saison trägt.«
»Warum statten wir beide ihm nicht einen Besuch ab?« Harper blieb auf seinem Stuhl sitzen. Seine Stimme war sanft wie zuvor, doch mit einem gewissen, viel sagenden Unterton.
»Das ist eine verdammt gute Idee.« Hayley sprang auf und stemmte die Fäuste in die Taille. »Gehen wir doch alle bei ihm vorbei. Auf der Stelle.«
»Nun mal langsam, Xena.« David klopfte ihr auf die Schultern. »Ich kann mir zwar kaum etwas Vergnüglicheres vorstellen, als ihn fertig zu machen, aber das ist keine Lösung.«
»Wenn man zwei und zwei zusammenzählt, gibt das aber meiner Ansicht nach vier«, sagte Harper. »Ich würde sagen, es ist genau die richtige Antwort.«
»David hat Recht«, wandte Stella ein. »Das würde Roz nur aufregen und in Verlegenheit bringen, noch mehr, als sie es ohnehin schon ist.«
»Dann sagen wir ihr eben nichts davon.« Hayley warf die Arme in die Luft. »Wir können schließlich nicht einfach hier herumsitzen.«
»Das tue ich ja gar nicht«, sagte Harper. »Aber du.«
»Verdammt, einen Moment mal …«
»Wartet.« Wie ein Schiedsrichter ging David dazwischen. »Harper, denk mal über deine augenblickliche Wut hinaus. Wenn wir hingehen und ihm wohlverdiente Prügel verpassen, sind seine blauen Flecken bald verheilt. Und er hat die Genugtuung zu wissen, dass er Roz getroffen hat und sie sich aufregt. Das wäre das Letzte, das sie will; das weißt du so gut wie ich. Die entscheidendste Waffe, die sie gegen ihn in der Hand hat, ist Gleichgültigkeit. Sie kann das Ganze aber nicht ignorieren, wenn sie euch nur gegen Kaution freibekommt, weil ihr eine Anzeige wegen Körperverletzung am Hals habt.«
»Ich mache euch einen anderen Vorschlag.« Stella blieb immer noch sitzen und hatte die Hände fest im Schoß gefaltet. »Je mehr wir die Sache aufbauschen, desto mehr wird Roz sich aufregen. Der größte Gefallen, den wir ihr tun können, ist, uns ein Beispiel an ihr zu nehmen. Ganz cool bleiben, geschäftsmäßig mit der Sache umgehen. Und wenn uns das schwer fällt, sollten wir uns daran erinnern, wie viel schwerer es für sie ist.«
»Ich hasse das«, schimpfte Hayley. »Es ist schrecklich, dass du Recht hast, und ich wünschte, dir wäre das erst eingefallen, nachdem wir den Kerl zusammengeschlagen haben. Es zeugt von Charakter, Harper, dass du dich für deine Mutter einsetzen willst. Und ich schätze, es zeugt auch von Charakter zu wissen, dass das keine Lösung ist.«
Vielleicht, aber Harper konnte die Vorstellung von Bryce, der zu Brei geschlagen vor ihm am Boden lag, trotzdem nicht ganz verdrängen. Es schadete wahrscheinlich nicht, dass er nicht genau wusste, wo der Kerl zu finden sein würde. Oh, er konnte es herausfinden, dazu genügten ein paar Telefonate. Doch dadurch konnte Bryce Wind von der Sache bekommen, bevor Harper bei ihm war.
Und letzten Endes war ihm klar, dass David Recht hatte.
Dennoch konnte er nicht einfach zu Hause sitzen und schmoren. Es gab noch etwas anderes, womit er sich befassen konnte, und es war ihm vollkommen gleichgültig, ob seiner Mutter das gefiel oder nicht.
Er war immer noch angriffslustig aufgelegt, als er an Mitchs Wohnungstür klopfte.
Halb hoffte er, Mitch mit einer anderen Frau anzutreffen. Dann würde er ihm ein paar aufs Maul hauen und seinen Zorn ein wenig abkühlen können.
Doch als Mitch die Tür öffnete, schien er allein zu sein. Es sei denn, man zählte die Geräusche mit, die Harper als Übertragung eines Basketballspiels im Fernsehen identifizierte.
»Hallo. Wie geht’s? Kommen Sie rein.«
»Ich möchte mit Ihnen reden.«
»Klar. Augenblick.« Mitchs Aufmerksamkeit wurde bereits wieder von dem riesigen Fernsehschirm gefesselt, der eine ganze Wand beherrschte. »Nur noch knapp eine Minute bis zur Halbzeit. Wir liegen zwei Körbe zurück. Verdammt. So ein Mist, freier Ball.«
Gegen seinen Willen fand auch Harper sich vor dem Fernseher wieder, verfolgte gebannt den Spielverlauf und jubelte lauthals, als die Nummer acht den Ball
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