Dunkle Schatten (German Edition)
Hannover, »unsere Geschäfte und Investments sind
bestens abgesichert. Alles in trockenen Tüchern. Da können Heerscharen von
Staatsanwälten aufmarschieren, sie werden nichts finden. Vielleicht wird man
unsere Namen das eine oder andere Mal im Zusammenhang mit der Estate Carinthia
Bank in der Presse lesen, wenn schon. Von meiner Seite aus gibt es in
Deutschland diesbezüglich keinerlei Probleme. Allerdings ist bei euch Ösis
einiges aus dem Ruder gelaufen, wie ich sehe. Midas, Ährenbach und Sauslinger
sind eure Sargnägel. Gegen sie müsst ihr schleunigst etwas unternehmen und sie
aus dem Verkehr ziehen. Sie sehen nur die schnelle Kohle und sind nicht in der
Lage, über den eigenen Tellerrand zu gucken. Denen fehlt der Durchblick, dieses
Trio entwickelt sich mehr und mehr zu einer Gefahr. Das sagt mir mein Gefühl.
Dass unser Klotz am Bein, wobei ich noch am wenigsten davon betroffen war,
endlich unter der Erde ist, finde ich persönlich mehr als erfreulich. Aber das
müssen die Dümmsten erkennen, Selbstmord mit einem Jagdgewehr und sich dabei in
den Hinterkopf schießen? Das ist doch mehr als durchsichtig.«
»Wir sind dran, die wahren Hintergründe aufzudecken«, unterbricht
Schloimo Hannovers Monolog, »aber auf unsere Weise. Dafür brauchen wir keine
Polizei.«
»Immerhin bist du Wahlösterreicher«, fügt Mannsbergkh-Souilly hinzu und
fühlt sich ein wenig in seinem Patriotismus angegriffen, weil Hannover etwas
abfällig über die Österreicher herzieht, »genau genommen bist du ein
Wahlkärntner.«
Der gebürtige Berliner Tilman Hannover bleibt in der Welt des Geldadels
eine undurchsichtige, mysteriöse Figur. Einige zweifeln, dass sein
ungewöhnlicher Name überhaupt echt ist. Offiziell tritt er als
Vermögensverwalter und Großinvestor auf, doch woher sein Reichtum tatsächlich
stammt, liegt im Unklaren. Selbst Schloimo und Mannsbergkh-Souilly, sonst stets
wohlinformiert, müssen bei Hannover passen, und er selbst hält sich bedeckt.
Wegen seiner Einheirat in eine österreichische, alteingesessene
Aristokratenfamilie pendelt er stets zwischen Berlin, wo sich sein
Firmenhauptsitz befindet, und Kärnten.
»Nun ja«, lacht Hannover und
rechtfertigt sich gleichzeitig gegenüber Mannsbergkh-Souilly, »ich habe zwei
Nester, in denen ich mich zu Hause fühle, aber meine Geburtsstadt Berlin liegt
mir eben mehr am Herzen. Ich finde es sehr gut, was unsere gemeinsamen
Geschäfte betrifft, dass in Österreich die Behörden bei Ermittlungen in großem
Stil immer nachhinken, vieles unter den Teppich gekehrt und verschleiert wird,
um international und besonders in der EU das Sauberlandimage zu bewahren. Im
Gegensatz zum Massaker in Montenegro, das niemand ahnen konnte, ist Bortners
Tod eine unnötige Störaktion gewesen, noch dazu extrem dilettantisch. Wenn er
weg muss, dann durch einen fingierten Autounfall, das fällt weniger auf als
dieser dämliche Kopfschuss. Als Höger starb, war das eine klare Sache, auch
wenn sehr rasch Verschwörungstheorien die Runde machten, die ebenso schnell
wieder verstummten. Obwohl auch ich nicht an einen astreinen Unfall glaube.
Gut, Höger war als rasanter Fahrer bekannt, trank auch einmal mehr als erlaubt,
das passt. Trotzdem … Meiner Meinung nach wurde der Wagen manipuliert, und ich
kann mir auch denken, von wem. Interessant wäre, was aus dem Wrack wurde. Ob es
kriminaltechnisch wirklich genau untersucht worden ist?«
Mannsbergkh-Souilly und Schloimo werfen sich einen vielsagenden Blick zu.
»Sagen wir es ihm, Adi?«, fragt Schloimo den Grafen.
»Wir teilen so viele Geheimnisse miteinander, da kommt es auf ein
weiteres nicht an«, lautet die Antwort.
Tilman Hannover schaltet sofort. »Ihr verfügt über das Wrack?«
»Ach, Tilman«, Schloimo atmet tief durch, »ist die Luft hier nicht
herrlich? Würzig und gesund. Adis Familie wusste schon, warum sie sich
ausgerechnet hier angesiedelt hat. Eigentlich ein tolles Motiv, dieser Weiher.
Ideal für einen Maler mit dieser Lichtstimmung.«
Der Berliner versteht den Wink mit dem Zaunpfahl. »Kommt, ihr wollt mir
doch nicht weismachen, dass ihr mit mir nun über die Schönheiten der Natur
plaudern wollt. Am Grund dieses Weihers liegt euer Geheimnis. Wie habt ihr das
bloß geschafft?«
»Müssen wir dir, Tilman, das wirklich erklären?«, fragt
Mannsbergkh-Souilly, und sein teigiges Gesicht verzieht sich zu einem vielsagenden
Lächeln. »Bei unseren Behörden finden sich immer Leute, die sich gerne schwarz
ein Zubrot
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