Dunkle Schatten (German Edition)
als er Sauslinger erblickt, während
seine Frau unbekümmert und bester Laune hinter ihrem Mann auf
Manolo-Blanik-High-Heels herstöckelt.
»Servus KFM«, empfängt der Politiker seinen Parteifreund geknickt, »tut
mir wirklich leid, dass ich euch den Urlaub versaut habe. Doch wer konnte das
ahnen? Ich hätte auch gerne bessere Nachrichten für euch.« Mit Bussi links und
rechts begrüßt Sauslinger Graciella und drückt danach Midas kräftig die Hand.
»Das macht doch nichts«, flötet Graciella, »irgendwie ist es in der
Karibik schon langweilig geworden. Außerdem muss ich wieder einmal auf unserem
Landsitz auf Capri nach dem Rechten sehen.«
»Graciella, bitte«, weist Midas leise seine Frau zurecht, »das ist jetzt
nicht der richtige Zeitpunkt«, und wendet sich Sauslinger ebenso leise zu, »ich
hoffe doch sehr, dass die Journalisten nicht Wind von meiner frühzeitigen
Rückkehr bekommen haben. Dann saugen die Aasgeier sich wieder alles Mögliche
aus den Fingern, und ich stehe wieder unter Dauerfeuer. Ich darf auf keinen
Fall mit Sallers Flucht in Zusammenhang gebracht werden. Hast du mich
verstanden, Sigmund?«
»Vollkommen klar, KFM, darüber brauchst du dir keine Sorgen zu machen.«
»Was ist?«, fährt Midas ihn an. »Wo bleibt der Wagen? Ich habe nicht vor,
hier anzuwachsen. Wir fahren zuerst in unsere Stadtwohnung.«
»Ich tue, was ich kann.«
»Das merke ich«, gibt Midas sich keineswegs zufrieden, »doch ich werde
sicherlich nicht alleine für alles meinen Kopf hinhalten und die Konsequenzen
tragen, falls etwas auffliegt. Wir sind eine Seilschaft. Wenn einer aus der
Wand fliegt, reißt er alle mit.«
»Es gibt auch gute Nachrichten«, raunt Sauslinger KFM mit einem
vielsagenden Seitenblick auf Graciella zu, »aber nicht hier.«
»Tatsächlich?«, fragt Midas.
»Mit Sicherheit«, bestätigt Sauslinger.
»Was ihr immer zu tuscheln habt«, mokiert Graciella sich, »ich will jetzt
endlich nach Hause und etwas ausspannen. Ich spüre total den Jetlag.«
»Dann nimmst du den Wagen«, bestimmt ihr Mann, »und ich fahre mit
Sigmund. Wir haben noch einiges zu besprechen. Danach komme ich heim.«
Nachdem Graciella vom Chauffeur abgeholt worden ist und sich auf dem
Nachhauseweg befindet, sitzen Midas und Sauslinger in dessen Auto in einer der
Garagen des Flughafens.
»Was ist nun die gute Nachricht?«, fragt Midas ungeduldig.
»Wir haben deinen Todfeind am Arsch«, macht Sauslinger es spannend, »Bortner
wird uns in Zukunft aus der Hand fressen.«
»Was? Der Oberstaatsanwalt? Wie das denn?«
»Er hatte seine Triebe nicht im Griff.«
»Was heißt das nun wieder? Verdammt noch mal, jetzt mach es nicht so
spannend.«
»Beim letzten Treffen der 50.000er ist es passiert.«
*
»Also«, murmelt der BKA-Mann vor sich hin und lässt dabei die
Pegelanzeigen der Aufnahmegeräte nicht aus den Augen, »ist es doch kein
Gerücht. Diesen Club gibt es tatsächlich.« Er presst die Kopfhörer an seine
Ohren, um nur ja nichts von dem Gespräch zwischen Sauslinger und Midas zu
verpassen. Niemandem fällt der unscheinbare Lieferwagen auf, der nur wenige
Meter von Sauslingers Fahrzeug entfernt parkt. Ein hochempfindliches Richtmikro
der neuesten Generation, dem selbst der andauernde Lärm der startenden und
landenden Flugzeuge nichts anhaben kann, zeichnet präzise jedes Wort auf.
*
»Unsere Zusammenkunft fand zuletzt nach längerer Zeit in Nazeems Villa
statt«, erklärt der Parteisekretär Midas, »wie du selbst weißt, schließlich
warst du ja oft genug mit dabei, haben wir wieder die Sau rausgelassen. Gilbert
Ährenbach hat wie immer über den Griechen die Weiber besorgt. Das Übliche.
Bulgarische, rumänische, russische, slowakische und ukrainische Nutten. Dieses
Mal waren sogar zwei aus Albanien dabei. Die waren echt der pure Wahnsinn, kann
ich dir sagen. Da hast du einiges versäumt, KFM.«
»Jetzt komm endlich zum Punkt«, mahnt Midas ungeduldig, »ich habe genug
um die Ohren.«
»Eine der Russinnen ist dabei draufgegangen.«
»Was?«
»Bortner hat sie umgebracht. Nicht mit Absicht, es war ein
Betriebsunfall. Wie wir alle wissen, ist der Herr Oberstaatsanwalt von Mutter
Natur ziemlich gut bestückt worden, und daran ist die Kleine erstickt.«
»Scheiße«, Kurt-Friedrich Midas muss ein paar Mal schlucken, um das Gehörte
zu verdauen, und in seinem leichenblassen Gesicht spiegelt sich blankes
Entsetzen wider, »wenn das hochkommt, ist es aus. Da lässt sich nichts
Weitere Kostenlose Bücher