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Dunkle Schatten (German Edition)

Dunkle Schatten (German Edition)

Titel: Dunkle Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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lieber nichts
bemerken. So ist er nun einmal. Und dabei weiß er gar nicht, ob er gute Karten
hat. Milch und Zucker?«
    »Nur Zucker. Das hat sich nicht geändert. Was meinst du mit guten Karten,
Lena?«
    »Er hat einfach drauflos geblufft, ohne zu wissen, ob auf dem
Scheißkokain tatsächlich Fingerabdrücke der beiden BKA-Leute sind. Kennst du
Erharter und Lackner?«
    »Ja.« Petranko rührt in seiner Tasse.
    »Und?«
    »Zwei herzallerliebste … Arschlöcher. Da würden in einigen Dienststellen
die Sektkorken knallen, wenn die beiden endlich aus dem Verkehr gezogen
werden.«
    »Also traust du ihnen diese miese Aktion zu?«
    »Denen«, kichert Petranko, »traue ich alles zu. Wobei Lackner das Gehirn
der beiden ist und Erharter sein braver Erfüllungsgehilfe. Und über ihnen steht
Edmund Katterka, der neue alte BKA-Chef, wie wir wissen, und den sie
zurückgeholt haben, nachdem er rehabilitiert worden ist. Lackner ist ein Arschkriecher
und hält sich Erharter als Lakaien. Die drei haben noch einige offene
Rechnungen mit Saller. Nachdem der Gute weg ist, sind sie nun sehr nervös.
Denen geht der Arsch auf Grundeis. Und wahrscheinlich ist das erst die Spitze
des Eisberges. Das kannst du mir glauben, Lena. Wo ist Koko eigentlich?«

 
    *

 
    Geduldig lehnt Freitag an der Motorhaube seines Taxis und wartet auf
Kokoschansky, der nun bereits an die zwanzig Minuten weg ist. Der Schwarze
überlegt noch, ob er seinen Freund nicht doch anrufen soll, als der Journalist
bereits im Laufschritt um die Ecke biegt.
    »Hast du das Zeug?«, fragt Freitag ihn angespannt.
    »Klar. Wir hauen ab.«
    »Mann, ich habe schon alles Mögliche mit dieser Karre transportiert, aber
nie etwas dermaßen Heißes. Wenn wir das vertickern und teilen, ist das ein
netter Nebenverdienst.«
    »Mit der Option, für längere Zeit hinter Gittern zu verschwinden.«
    »Ja, ja! Reg dich wieder ab. War nur ein Scherz. Man muss doch das
Vorurteil gegen uns Schwarze pflegen.«
    »Schwing endlich deinen Arsch hinters Lenkrad«, fordert Kokoschansky
Freitag auf, »ich will diesen Dreck so schnell als möglich loswerden.« Das
Kokainpaket hat er unter seiner Jacke verborgen.
    »Und wohin wollen Massa fahren?«
    Freitag startet, da meldet sich plötzlich Kokoschanskys Handy, und er
legt kurz seine Hand auf den Unterarm des Schwarzen als Zeichen, noch nicht
anzufahren.
    »Ja? … Das gibt’s doch nicht! … Genau so machen wir es mit den
Fingerprints. Super!« Das Telefon verschwindet wieder in der Jackentasche.
    »Was ist jetzt wieder los?«, fragt Freitag. »Was ist mit den verdammten
Fingerabdrücken?«
    »Ich bin so ein Trottel«, tadelt Kokoschansky sich selbst. »Manchmal ist
man wie vernagelt und kommt nicht auf die einfachsten Dinge. Lena hat auch
nicht daran gedacht. Das war sie eben. Bei der Hausdurchsuchung haben die
Scheißtypen genug bei uns zu Hause angefasst. Ergo brauchen wir die Abdrücke
nur mehr mit denen auf dem Koks zu vergleichen. Der gute alte Petranko ist
überraschend bei uns aufgekreuzt und hat Lena mit der Nase daraufgestoßen. Das
war meine größte Sorge, wie ich an die Fingerprints der beiden kommen kann.«
    »Und wenn der eine, der dir das Zeug auf deinem Klo untergejubelt hat,
doch Handschuhe trug?« Freitag bleibt skeptisch.
    »Das ist das Risiko. Doch die waren sich zu sicher, die dachten, die
Nummer geht so durch. Wenn nicht, habe ich noch eine Chance mit deren DNA.
Allerdings nimmt eine Analyse einige Zeit in Anspruch. Das dauert mir zu lange.
Diese Schweine müssen jetzt aus dem Verkehr gezogen werden, bevor sie noch mehr
Schaden anrichten können. Wir fahren zurück zu mir.«
    »Und der Koks?«
    »Den bringe ich wieder zu Mitnick. Dort ist das Zeug am besten
aufbewahrt.«
    »Gut. Aber wenn bei dir noch immer Journalisten herumlungern?«
    »Die können mich mal. Ich steige ein paar Straßen vorher aus. Bin gleich
wieder zurück.«

 
    *

 
    Eigentlich wollte der Junkie gar nicht nach Grinzing in den 19. Wiener
Bezirk. In der Straßenbahn der Linie 38 muss er wohl eingeschlafen sein, bis
ihn der Fahrer an der Endhaltestelle ziemlich unsanft aus dem Waggon
hinauskomplimentiert hatte.
    Da er nun schon einmal hier ist, kann er zumindest zu schnorren
versuchen, um sich vielleicht eine Kleinigkeit zu essen kaufen zu können. Das
letzte Geld gab er seinem Dealer am Schottentor, und den Schuss setzte er sich
gleich in der U-Bahn-Toilette. Die Wirkung des Heroins wird vielleicht noch
dreißig Minuten, maximal eine Stunde anhalten.

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