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Dunkle Schatten (German Edition)

Dunkle Schatten (German Edition)

Titel: Dunkle Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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Lederfauteuil aufgestanden. »Höre ich am
Ende aus euren Argumenten Aussteigertendenzen heraus? Der Graf ist abgesichert.
Und zwar für alle Zeiten. Oder muss ich euch daran erinnern, dass selbst
Scotland Yard und der MI6 ihm nichts anhaben konnten? Selbst die eine Woche
U-Haft in London schadete ihm nicht, er konnte sogar Kapital daraus
herausschlagen, indem er eine sechsstellige Entschädigung kassierte. Der Graf
wird niemals umfallen, merkt euch das. Ich sage euch, was wir tun werden.
Sigmund, du wirst dich mit Bortner treffen und ihm gehörig Dampf machen. Wie,
überlasse ich dir.«

 
    *

 
    Kokoschansky steht am Fenster, versucht, einfach nur die Zeit
totzuschlagen, kann sich nicht konzentrieren, zu viel geistert in seinem Kopf
herum. Am liebsten möchte er an die eine Hand Lena nehmen, an die andere seinen
Sohn und nichts wie weg. Irgendwohin, wo sie alle drei zufrieden und glücklich
sein können.
    Es reicht ihm, und er mag nicht mehr. Nicht zum ersten Mal ist er in
einer derartigen Verfassung, aber die Abstände zwischen diesen Tiefs werden
kürzer. Immer häufiger stellt er sich die Frage, was noch alles passieren muss.
    Jetzt ist es dieses untergeschobene Kokain, und er weiß nicht, ob sein
öffentliches Ausposaunen vom erhofften Erfolg gekrönt sein wird. Auf der
anderen Seite ist es seine Exfrau, die ihn durch ihr mehr als eigenartiges
Verhalten in eine völlig neue, unbekannte Situation getrieben hat.
    In Gedanken versunken, merkt er nicht, dass die Stereoanlage
heruntergedreht wird. Erst Lenas vertraute Stimme lässt ihn zusammenzucken.
    »Sag mal, spinnst du? Im gesamten Treppenhaus plärrt die Musik!«
    »Hallo, Schatz! Ich habe dich gar nicht kommen gehört.«
    Kokoschansky will ihr einen Kuss geben, doch sie wendet sich verärgert
ab.
    »Kein Wunder! Ich wusste gar nicht, dass du Udo-Jürgens-Fan bist. Und
warum gerade Das Ehrenwerte Haus?«
    »Darum.« Kokoschansky hält ihr den anonymen Brief unter die Nase, den er
heute im Briefkasten vorgefunden hat. »Die Mietergemeinschaft findet, dass wir
aufgrund des Polizeieinsatzes untragbar geworden sind und den Hausfrieden erheblich
belasten. Daher sollen wir raus. Angeblich haben sie schon den Hauseigentümer
verständigt. Natürlich hat sich keines der feigen Schweine getraut, mit seinem
Namen zu unterschreiben. Seit zwei Stunden ärgere ich sie damit, dass ich das
Lied immer wieder spiele.«
    »Koko, du spinnst!« Lena liest zum wiederholten Male die Zeilen, bevor
sie den Brief achtlos auf den Tisch wirft. »Und was machen wir jetzt?«
    »Nichts.«
    »Wie? … Nichts.«
    Lena starrt ihn verwundert an.
    »Einfach abwarten. Vielleicht will einer sich nur wichtigmachen. So
leicht bekommt man uns hier nicht raus. Immerhin gibt es Gesetze, wie
Mieterschutz und so fort. Das ist wirklich meine geringste Sorge. Wie war dein
Dienst?«
    »Eher eine ruhige Kugel. Nichts Besonderes los. Hat Petranko sich gemeldet?«
    »Leider nein. Langsam mache ich mir Sorgen.« Kokoschansky hat sich
spontan entschlossen, einstweilen nichts von Sonjas plumpem Verführungsversuch
zu erzählen und die Sache auf sich beruhen zu lassen. Warum die Pferde
kopfscheu machen? »Ich soll heute noch ins La Femme.«
    »Was? Das ist doch ein Puff von Saller, oder irre ich mich?«
    »Nein, du liegst richtig, Lena.«
    »Und warum?«
    »Da bin ich wirklich überfragt. Ich erhielt ein Mail, dass ich heute um
22 Uhr dort sein soll. Unterschrieben war es mit R. S. Dreimal darfst du raten,
auf wen diese Initialen passen.«
    »Saller wird sich doch nicht nach seiner Flucht weiterhin in Wien
aufhalten? Andererseits wäre das beinahe schon genial. Er wird weltweit gesucht
und ist gar nicht weg. Ich glaube es trotzdem nicht. In der Szene bleibt nichts
lange geheim. Saller wäre längst schon verpfiffen worden.«
    Kokoschansky zuckt mit den Achseln.
    »Keine Ahnung. Langsam weiß ich selbst nicht mehr, was ich glauben soll.
Abgeschickt wurde das Mail jedenfalls aus irgendeinem Internetcafé in
Montenegro, nehme ich einmal an. Die Kennung .me stimmt auf jeden Fall.«
    »Das kann man steuern.«
    »Auch wieder wahr.«
    »Wirst du hingehen?«
    »Ich denke schon.«
    »Und wenn es eine Falle ist?«
    »Daran habe ich auch schon gedacht.«
    »Kann vielleicht Mitnick herausfinden, wo das Mail abgeschickt wurde?«
    »Daran habe ich zwar gedacht, aber vorerst lasse ich es bleiben.«
    Lena nimmt sich eine von Kokoschanskys Zigaretten. »Wenn es eine getürkte
Geschichte ist, ich weiß nicht. Vielleicht von

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