Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad
Ich gehe davon aus, dass die Aufzeichnungen jüngeren Datums etwas Entscheidendes enthalten: Hinweise auf eine große Masse oder vielleicht eine verborgene Basis.«
»Wenn der … Gyaryu ’har erlaubt«, erwiderte Noyes. »Die Schwadron, die auf dem Weg ist, um sich bei Sargasso umzusehen, wird schon bald sämtliche Spekulationen hinfällig machen. Die Nachforschungen des Admirals werden das Verschwinden der Schiffe klären, oder meinen Sie nicht?«
Jackie war über Noyes Antwort verblüfft und konnte ihre Verärgerung nur mit Mühe verbergen. Du scheinheiliger Bastard, dachte sie.
»Der Admiral hat seine Methoden, ich habe meine«, gab Sergei mit ungerührter Miene zurück. »Lassen Sie einem alten Mann seine Marotten.«
Noyes wartete so lange, dass sein Schweigen fast einer Beleidigung gleichkam, dann schaute er zu Jackie. Sie hoffte, ihr ernster Gesichtsausdruck würde ihm klar und deutlich zeigen, was er zu tun hatte.
»IGS-Daten für das Sargasso-System anzeigen«, sagte er schließlich. Über der Konsole tauchte ein Display auf und zeigte eine 3-D-Darstellung des Systems, die die Flugbahn der Planeten um ihre Sonne erkennen ließ.
»Die ursprüngliche Erfassung des Sargasso-Systems wurde 2372 vorgenommen«, erklärte Noyes ohne aufzublicken. »Acht Planeten in einem Abstand von 0,4 bis 29,8 AE. Eine erdähnliche, bewohnbare Welt auf der vierten Umlaufbahn. Drei innere Planeten, drei Gasriesen, eine äußere Welt. Kein Asteroidengürtel, nur wenig nennenswerter Raummüll. Eine Oort-Wolke, 0,7 Standardgröße – alles weist auf ein ausgebildetes System und eine höchst stabile Sonne hin. Starke Wasserstofflinien in der F6-Sonne. Die Erfassung zeigt gravometrische Analysen, Plasmaflusslinien und elektromagnetische Daten.« Er deutete auf Zahlen, die neben der Darstellung des Systems mitten in der Luft schwebten.
»Kartographische Daten der Gustav Adolf II für Sargasso anzeigen«, ordnete er an. Prompt entstand eine weitere dreidimensionale Darstellung und schob sich auf Noyes’ Befehl hin über das erste Bild.
Noyes runzelte irritiert die Stirn. »Verzeihen Sie«, räumte er ein, »aber ich habe offenbar das falsche Bild auf …«
»Nein«, widersprach Sergei. Er zeigte auf das ID-Zeichen in einer Ecke der Darstellung, das mit dem ersten identisch war. »Nein, Kommandant, es ist das richtige Bild. Aber wie Sie sehen, sind die Daten deutlich andere.«
Noyes betrachtete die Anzeige. »Neun Planeten, zwei bewohnbare Welten, ein Asteroidengürtel bei 6,5 AE, eine ungewöhnlich große Oort-Wolke …« Er sah zu Jackie. »Commodore, ich …«
»Halt«, gab sie zurück. »Kommandant, nehmen Sie eine komplette Analyse hinsichtlich der Richtigkeit Ihrer Erfassungsdaten vor, sofort!«
»Aye-aye«, antwortete er, schaute aber immer noch verwirrt drein. Er stand auf und lief zur Pilotenstation.
Währenddessen sah sich Jackie die beiden übereinander gelegten Darstellungen an.
»Sie haben damit gerechnet«, sagte sie leise zu Sergei.
Er lächelte flüchtig. »Sagen wir … es überrascht mich nicht. Sehen Sie sich das hier an.« Aus einer Tasche zog er einen Computer und reichte ihn ihr. Über dem Gerät tauchte eine 3-D-Ansicht eines Sonnensystems auf.
»Diese Daten passen zu denen der Gustav! Woher haben Sie …«
»Aus dem Computer von Cicero Down«, erwiderte er. »Diese Daten sind Teil der offiziellen Aufzeichnungen der Großen Vermessung.«
»Was hat das zu bedeuten?«
»Commodore.« Er sprach so leise, dass es einem Flüstern gleichkam. »Ihre Daten auf Cicero Down wurden verändert. Das bedeutet, irgendjemand auf dieser Station ist ein Spion … ein Spion der esGa’uYal.«
Sie sah sich auf der Brücke um, doch Sergei legte eine dünne, knochige Hand auf ihren Arm. »Ich gehe davon aus, dass sich der Spion als ganz normale Person getarnt hat. Er könnte sogar so aussehen wie ich … oder Sie.«
»Sie glauben doch nicht …«
»Ich würde annehmen, dass es jemand ist, der nicht so schnell auffällt, Commodore. Abgesehen davon wüsste ich es längst.« Er ließ ihren Arm los und legte die Hand wieder auf das Schwert an seinem Gürtel.
»Wird es Ihnen sagen, wer …«
»Mit ein Grund, weshalb ich hergekommen bin, Commodore. Aber ich weiß nicht, wie lange es dauert, bis ich es herausfinde.«
»Was brauchen Sie?«
»Vor allem Ruhe. Ich glaube, meine Anwesenheit ist noch nicht aufgefallen.«
Jackie nickte. »Kommandant«, sagte sie zu Noyes. »Der Gyaryu’har und ich werden uns in unsere
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