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Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad

Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad

Titel: Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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eisiger Wind vom Ozean her blies, und wie die Wolken einander über den Himmel jagten. Fast konnte sie sogar sehen, wie eisiger Regen auf das Rollfeld fiel. Wie sie so dasaß – in leichter Uniform in einer angenehm klimatisierten Kabine dreihundertvierzig Kilometer über der Planetenoberfläche, während hinter ihr diese Welt vor dem Sternenmeer des Cygnus-Arms zu sehen war –, erschien ihr die Kälte da draußen völlig unpassend.
    Sie hatte das Bild so oft gesehen, doch es erstaunte sie immer wieder aufs Neue; es erinnerte sie an das Majestätische der Natur und die unermessliche Weite des Universums. Es war ein Anblick, der sie demütig werden ließ, der aber in einem Zeitalter, in dem die Reise zu den Sternen alltäglich geworden war, fast schon normal wirkte.
    Hatten die Besatzungen der Gustav Adolf II und der Negri Sembilan diese unbekannten Planeten genauso gesehen? Oder die Crews der Schwadron, die ihnen gefolgt war, um nach ihnen zu suchen? Das Vid-Log des Erkundungsteams der Gustav hatte eine erdähnliche Welt gezeigt, die an Cicero erinnerte, aber viel wärmer war. So wie jeder andere erdähnliche Planet im Universum, dachte sie.
    Gedankenverloren rieb sie sich die Stirn. Da kommen die Gedanken in Bewegung, wie ein früherer Geliebter häufig gesagt hatte. In glücklicheren Tagen wäre er derjenige gewesen, der ihr die Stirn gerieben hätte, wenn sie wieder einmal eine anstrengende Schicht im Maschinenraum oder auf der Brücke hinter sich hatte. Nun musste sie es selbst machen.
    Sie wandte sich vom Display ab und sah erneut in die medizinischen Berichte, um einen Hinweis darauf zu finden, wodurch die Dinge ausgelöst worden waren, die der Chefarzt der IS Pappenheim festgehalten hatte.
     
    Alle überlebenden Crewmitglieder der Singapore leiden offenbar an akuter Schizophrenie, gepaart mit extremer Paranoia. Diese Psychosen richten sich gegen jeden und alles, auch gegen andere Patienten und das medizinische Personal.
    Diese Neigung tritt besonders deutlich zutage im Zusammenhang mit den Fühlenden, wenn die im Gespräch mit einem der Patienten erwähnt werden. Auch wenn es in der Medizingeschichte keinen Hinweis auf Phobien gibt, die sich gegen Fühlende richten …
     
    Natürlich nicht, dachte Jackie. Sonst würde man die auch nicht mehr auf ein Raumschiff lassen!
     
    … reagierten mehrere Individuen (s. angehängte Berichte 12, 19, 22, 26, 33 u.a.) mit Wutanfällen, als in ihrer Gegenwart eine Untersuchung durch Fühlende angesprochen wurde. Ein Pfleger (s. angehängter Bericht 22) wurde von einem weiblichen Crewmitglied schwer verletzt und zweimal gebissen, als es ihr beinahe gelang, sich von ihren Fesseln zu befreien, indem sie sich auf das Individuum warf. Bei zwei weiteren Vorfallen erinnerten die Reaktionen am ehesten an epileptische Anfälle.
    Nach den bislang gemachten Aussagen wurden die Fühlenden an Bord aller drei Schiffe von ihren Crewmitgliedern vergiftet, ohne dass irgendjemand Anzeichen von Reue erkennen lässt. In einem Fall hat ein Bruder seine eigene Schwester vergiftet (s. angehängter Bericht 52). Bei der Befragung erklärte das Individuum, die Schwester habe aufgehört, ein Mensch zu sein‹ und sei ›zu einem Monster gewordene Andere Befragungen (s. angehängte Berichte 19, 26, 38 u. a.) führten zu ähnlichen Aussagen …
     
    Die Türglocke riss sie aus ihrer Arbeit. Sie sah auf und entdeckte Kommandant Noyes im Gang, woraufhin sie ihn zu sich winkte.
    Er trug nach wie vor seine Uniform, während sie sich umgezogen hatte, kaum dass sie zurück in ihrem Quartier war.
    Es war ihr ein wenig unangenehm, ihn so leger gekleidet zu empfangen, doch daran ließ sich jetzt nichts mehr ändern. Sie erwiderte seinen Salut, während er vor sie trat, die Mütze genau im vorgeschriebenen Winkel unter den Arm geklemmt.
    »Ich habe die gründliche Überprüfung all unserer Erkundungsdaten abgeschlossen, Commodore.« Er musste sich räuspern. »Wie es scheint, gibt es mehrere Abweichungen zwischen den ursprünglichen und den aktuellen Daten, vor allem bei Systemen, die in den letzten sechs Jahren kartographisch erfasst wurden. Wegen des Sturms gibt es keinen Kontakt zu Cicero Down« – er machte eine Geste, die sich auf den Planeten hinter ihr bezog –, »aber alles deutet darauf hin, dass auch dort sämtliche Daten geändert wurden.«
    »se Sergei vermutet, dass im Cicero-System ein feindlicher Agent am Werk ist, Bryan.« Sie legte die Hände gefaltet auf den Tisch. »Ich bin von dieser

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