Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad
Einschätzung nicht restlos überzeugt, aber wenn es stimmt, dann hält sich diese Person vielleicht noch immer auf der Station auf. Ich will, dass die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt werden, verstanden?«
»Aye-aye, Ma’am.« Er sah zu Boden, dann kehrte sein Blick zu Jackie zurück. »Commodore, ich möchte inoffiziell über etwas mit Ihnen reden.«
»Reden Sie.«
Noyes trat vor und setzte sich ihr gegenüber an den Tisch. »Wie Sie wissen, erhalte ich automatisch alle Berichte, die für Sie bestimmt sind. Dokumente, die als vertraulich gekennzeichnet sind, lege ich üblicherweise in einem besonderen Ordner ab und sehe sie mir nur an, wenn Sie den ausdrücklichen Befehl geben. Ich habe heute eine Ausnahme von dieser Regel gemacht. Ohne Ihren ausdrücklichen Befehl habe ich den medizinischen Bericht von Dr. Callison von der Pappenheim gelesen. Seit achtzehn Jahren diene ich in der Navy Seiner Majestät, Commodore, und noch nie ist etwas in der Art vorgefallen. So etwas habe ich weder selbst erlebt, noch gibt es irgendeinen offiziellen Bericht über einen derartigen Vorfall. Sie sind zwar nicht verpflichtet, mir zu sagen, was los ist, Ma’am, doch ich glaube, dass ich meinen Dienst besser verrichten kann, wenn ich es weiß.«
Sie versuchte, ihn zu taxieren, dann überlegte sie, ob sich hinter seinen Worten irgendeine Doppelbedeutung verbarg. Doch das Einzige, was sie wahrnahm, war seine Angst.
»Bryan, ich habe es hier mit einer Krise zu tun. Angefangen hat es mit den beiden verschwundenen Schiffen des Erkundungsdienstes, doch die … die Ereignisse haben mich zu der Einsicht gebracht, dass sich da draußen etwas viel Ernsteres abspielt. Admiral Tollivers Handlungen haben schwere Verluste an Menschenleben nach sich gezogen, und ich werde in Kürze einen Bericht an die Admiralität absenden müssen, der meine Schlussfolgerungen enthält.«
»Und wie sehen die aus … wenn ich das fragen darf?«
»Jesus Christus!« Sie drückte eine Taste auf ihrem Computer und öffnete den medizinischen Bericht. »Sechs bis an die Zähne bewaffnete und mit Marines bemannte Gefechtsschiffe machen einen Sprung in unbekanntes Territorium. Ein paar Tage später kehrt ein einziges Schiff zurück, fünfundachtzig Prozent der Besatzung sind tot, in der Krankenstation stapeln sich die Leichen der Fühlenden. Die überlebende Crew hat den Verstand verloren, einschließlich Admiral Tolliver. Sie haben ihre Fühlenden vergiftet, haben sich Schweißgeräte genommen und Löcher in den Korridorboden geschnitten, um irgendwie den ›Monstern‹ zu entkommen … Was zum Teufel soll ich daraus folgern, Bryan? Was ist mit diesen Leuten geschehen? Was haben sie wirklich gesehen?«
»Wie sieht der Gyaryu’har das Ganze?«
»se Sergei.« Sie seufzte leise und rieb sich wieder die Stirn. »Für ihn ist das alles eng mit der Zor-Mythologie verbunden. Er glaubt, dass es tatsächlich Monster gibt – feindselige Aliens auf Sargasso und anderswo. Er wollte den Admiral davor warnen, aber Tolliver tat es als Unsinn ab. Bis vor einer Woche hätte ich nicht anders reagiert. Heute bin ich mir nicht mehr so sicher.«
»Aber Sie stehen doch selbst zur Theorie eines ›Erstkontakts‹.«
»Ja, aber nur …« Sie fluchte stumm. Würde sie ihm sagen, dass sie Monster mit Tentakeln gesehen hatte? »Nur, weil es zu den Beweisen zu passen schien. Aber was ist mit dem Rest? Tatsache ist doch, dass es Opfer dieses Vorfalls gibt und dass ihre Berichte übereinzustimmen scheinen, so verrückt sie auch klingen mögen. Diese Berichte sind nicht so nüchtern abgefasst wie die Berichte der Admiralität, doch sie werden den Großteil meines Reports ausmachen, sobald ich die Gelegenheit bekomme, mich von Dr. Callisons Darstellungen persönlich zu überzeugen.«
»Sie wollen da rübergehen? Persönlich? Ein Holo würde doch sicher genügen …«
»Nein.« Sie legte die Hände flach vor sich auf den Tisch. »Meine Karriere steht vielleicht auf dem Spiel, wenn diese Berichte der Admiralität zugehen, Bryan. Ich habe keine andere Wahl, als es aus erster Hand zu überprüfen. Und das geht nur persönlich, nicht via Holo.«
»Commodore«, er rutschte auf seinem Platz nach vorn, »mit Ihren Befehlen haben Sie eine Quarantäne über die Singapore und ihre Überlebenden verhängt. Sie selbst sind zu wichtig, als dass Sie auf diese Weise Ihr Leben aufs Spiel setzen dürfen. Ich möchte mich anbieten … an Ihrer Stelle zu gehen.«
»Ich weiß das Angebot zu schätzen,
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