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Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad

Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad

Titel: Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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Verstand, sieh die Vergangenheit in Erinnerung zu rufen.
    Während sie sich voranbewegte, nahm sie für einen kurzen Moment die Gegenwart als die Folge aller Dinge wahr, die sich in ihrer Vergangenheit abgespielt hatten – als sei die Gegenwart der logische Schluss aus allen früheren Ereignissen. Die Vorstellung, dass ihr Leben so oder so unweigerlich auf die jetzige Situation hinausgelaufen wäre, hatte etwas Zermürbendes an sich.
    Nie war sie in Überlegungen verfallen, was vielleicht hätte sein können. Das war ihrer Ansicht nach etwas für Wehleidige, die sich lieber über ihr ach so ungerechtes Schicksal beklagten, anstatt etwas dagegen zu unternehmen. Dennoch erging es ihr in diesem Moment nicht anders, da ihr fast schon gegen ihren Willen die jüngeren Ereignisse durch den Kopf gingen. Sie musste an Dan denken, vor so vielen Jahren an Bord der Torrance, daran, was sie geteilt und warum sie beide das aufgegeben hatten …
    Wenn ihre Offiziere versuchten, einen Blick hinter die Fassade der ›eisernen Jungfrau‹ zu werfen, behauptete sie stets, sie könne sich nicht mal an seinen Namen erinnern. In Wahrheit würde sie Dan wohl niemals vergessen … Es gab eine Zeit, da hatte er ihr alles bedeutet … Nein, so ganz stimmt das nicht, berichtigte sie sich. Die Karriere war auch für mich wichtiger gewesen.
    Natürlich hatte er sein eigenes Kommando angenommen, als man es ihm anbot. Ihr war klar geworden, dass für sie selbst die Karriere auch mehr zählte als diese Beziehung. Sie hatte ihn gehen lassen, sie hatte sich ihm nicht in den Weg gestellt und auch nicht protestiert.
    Sie stieß einen lauten Fluch aus und riss sich damit aus ihren Gedanken. Ch’k’te blieb stehen und wartete, bis sie zu ihm aufgeschlossen hatte.
    »Stimmt etwas nicht?«, fragte er.
    »Ich musste nur an etwas aus der Vergangenheit denken.« Ihr Atem bildete in der eiskalten Luft eine dichte Wolke. »Wie fühlen Sie sich?«
    »Ich lebe.« Ch’k’te berührte seine Brust. »Von Zeit zu Zeit verfluche ich meine eigene Dummheit.«
    »Dummheit?«
    »Dass ich einen Posten auf der Ebene der Schmach angenommen habe.« Er machte eine ausholende Geste. »Das ist keineswegs das ideale Klima für mich. Ein älterer Cousin aus dem Hohen Nest überzeugte mich, dieser Posten sei mit großer Ehre verbunden. Ansonsten hätte ich mich ganz sicher anders entschieden.«
    »Mein bevorzugtes Klima ist es auch nicht. Ist es hier viel kälter als auf Zor’a?«
    »Zor’a?« Einen Augenblick wirkte er verwirrt. »Ah, ich verstehe. Ja, es ist viel kälter als auf Zor’a.« Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: »Genaugenommen musste ich an meine Heimatwelt S’rchne’e denken.«
    »Erzählen Sie mir davon.«
    »Sie ist wirklich schön.« Er sah sich um, als vergleiche er, was er sah, mit dem Bild in seinem Gedächtnis. »Ich glaube, der Begriff ›Paradies‹ wäre nicht übertrieben. Mein ehnAr - man könnte es am ehesten mit ›Clan‹ übersetzen – ließ sich dort erst vor siebzig Standardjahren nieder, das Nest ist schön und neu.«
    »Ich dachte, alle Nester seien Jahrhunderte alt.«
    »Nicht alle.« Ch’k’te blickte über die vereiste Ebene in die Ferne. »Wie es scheint, haben Sie die Geschichte vergessen, se Jackie. esHu’ur vernichtete S’rchne’e – jede Siedlung, jedes I7e, jeden vom Volk auf dieser Welt. Auf S’rchne’e ist jedes Nest neu.«
    Es folgte ein langes, betretenes Schweigen. »Wenn ich einen wunden Punkt angesprochen habe, dann bitte ich um Entschuldigung«, sagte sie schließlich.
    »Sie haben mich nicht beleidigt.« Er blickte sie wieder an, Schultern und Flügel in einer Haltung, die sie nicht zu deuten wusste. »esHu’ur hatte als Bevollmächtigter von esLi das Recht, das zu tun, was er tat. So wie für das Volk als Ganzes gab er auch S’rchne’e einen Neuanfang und eine neue Richtung.«
    »Indem er alles und jeden vernichtete? Männer und Frauen, Erwachsene und Nestlinge?«
    »Ich weiß nicht, was Sie von mir hören wollen. Es ist geschehen. Jeder vom Volk, der sich esHu’ur widersetzt hatte, hat längst den Äußeren Frieden überwunden.«
    »Sie hassen ihn nicht?«
    Ch’k’te sah sie aufmerksam an. »Sollte ich das?«
    »Wenn jemand Dieron vernichtet hätte, wäre ich auf den ziemlich sauer.«
    »Wenn jemand Dieron vor fünfundachtzig Standardjahren vernichtet hätte, wären Sie niemals geboren worden. Was den Tod von Nestlingen und Kriegern des Volks angeht, denen ich niemals begegnet bin … würde mein

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