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Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad

Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad

Titel: Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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Hass sie wieder zum Leben erwecken?«
    »Nein, aber …«
    »Genau das: ›Nein‹.« Ch’k’te veränderte wieder die Haltung von Schultern und Flügeln unter dem Thermoanzug. »Hinzu kommt die historische Tatsache, dass esHu’ur so handeln musste, um die Aufgabe zu bewältigen, die vor ihm lag. Ich dachte, als Kriegerin würden Sie das verstehen können.«
    Sie setzten sich wieder in Bewegung.
    »Ich verstehe trotzdem nicht …«
    »Das ist bedauerlich. Aber so wie die meisten Menschen können Sie, se Jackie, es nicht aus unserem Blickwinkel betrachten. ha’i Marais war dazu in der Lage. Dafür verehren wir ihn, während seine eigene Spezies ihn zum Schurken abgestempelt hat. Das ist etwas, was ich nicht verstehen kann.«
    »Massenmord behagt uns nun mal nicht.«
    Ch’k’te blieb erneut stehen und drehte sich zu ihr um. »Stellen Sie sich doch einmal Folgendes vor: Aliens mit unbekannten Kräften und Fähigkeiten, aber mit eindeutig feindseligen Absichten erlangen die Kontrolle über Cicero Op und Cicero Down. Diese Aliens sind für zahlreiche Tote bei Sargasso und wohl auch hier für eine große Anzahl von Toten verantwortlich. Hätten Sie in diesem Moment die Macht, diese Aliens und alle, die ihnen helfen, an einem Ort zu versammeln und sie mit Ihren Waffen zu vernichten, würden Sie das dann machen?«
    »Ja, aber das kann man nicht miteinander vergleichen.«
    »Ich bitte achttausendmal um Verzeihung, se Jackie, aber da bin ich völlig anderer Meinung. Sie verwechseln das Ausmaß der Tat mit der Tat selbst – als wäre eine Gewalttat von großem Ausmaß grundsätzlich unmoralischer als eine von kleinem Ausmaß. Oder vielleicht halten Sie es für angenehmer, unbekannte Aliens anstatt bekannte Aliens zu töten. Oder Sie wollen sagen, dass es vertretbar gewesen war, hätte ha’i Marais zwischen militärischen und zivilen Personen unterschieden, während das Volk selbst diese Unterscheidung nicht trifft.« Nach einer kurzen Pause ergänzte er: »Insgesamt scheinen die Menschen den Zweck eines Krieges kaum zu verstehen. Das könnte erklären, warum Ihre Spezies so viele Kriege führt.«
    »Nicht zu fassen!« Jackie fühlte Belustigung und Verärgerung gleichermaßen. »Ich stehe mitten in der Wildnis und diskutiere mit einem Zor über Philosophie.« Sie marschierte wieder los, Ch’k’te folgte ihr. »Ich glaube, ich werde aus Ihnen niemals wirklich schlau.«
    »Meinen Sie das im Singular oder im Plural, Jackie?«
    »Im Plural. Ich meine das ganze Volk.« Sie machte einige Schritte, ehe sie fortfuhr: »Dieser Mystizismus in Ihrer Kultur … das ist mir einfach zu hoch. So wie in dem Moment, als Sie mit mir auf der Station Kontakt aufnahmen und mir in dieser Burg erschienen …«
    »Burg? Wovon reden Sie?« Er sah sie neugierig an.
    »Als … na, als Sie auf Cicero Op mit mir Kontakt aufnahmen, da sah ich diese Burg. Sie waren in dem Turmzimmer, mit … mit den Fenstern hoch oben. Draußen tobte ein Unwetter. Ich glaube, es war eine Art Labor.«
    »Sie sahen Bilder?«, fragte er. »Ich sprach zu Ihnen, und ich hörte Ihre Antworten, was leichter ablief, als ich es erhofft hatte.«
    »Sie waren ein guter Lehrer.«
    »Und Sie eine gute Schülerin. Aber die Bilder, die Sie sahen, haben Sie selbst geschaffen.«
    »Ich wüßte nicht, wie ich das gemacht haben soll. Ich wusste ja nicht mal, was es darstellen sollte.«
    »Es war die Feste der Schmach«, erwiderte Ch’k’te wie versteinert. »Die Heimstatt von esGa’u dem Täuscher.«
    »Einem Feind.«
    »Dem Feind, se Jackie. esGa’u ist der Täuscher, ›der eine, der sich von esLi abwendete Ich glaube, was Sie sahen, war seine Feste auf der Ebene der Schmach.«
    »Und ich schuf dieses Bild?«
    »Vielleicht hat esLi meine Gebete beantwortet«, gab Ch’k’te zurück. »Vielleicht sahen Sie die Feste.«
    »Aber mir fehlt jeglicher Bezug. Ich habe nichts darüber gelesen, ich habe nie ein Video gesehen. Wie kann ich dann dieses Bild entstehen lassen?«
    »Ich nehme an, Sie sahen die tatsächliche Feste. Wir glauben, dass die Feste der Schmach tatsächlich existiert.«
    »Sie meinen, es gibt sie irgendwo? Auf einem Planeten?«
    »Es könnte sein.«
    »Und was ist mit esGa’u?«
    »Unsere Philosophen vertreten den Standpunkt, dass sowohl esGa’u als auch esLi ein Produkt dessen sind, was man als das Kollektive Unbewusste‹ unseres Volks bezeichnen könnte. Wenn Ihr Verstand ein Bild der Feste der Schmach hervorbringt, dann wird damit deutlich, dass irgendwo in

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