Dunkle Seelen
stur.
»Okay. Es wird also Zeit, weiterzuziehen!«
»Wie meinst du das?« Cassie sah ihre Mitbewohnerin argwöhnisch an, während Isabella aufstand und an den Fingern abzählte.
»Yusuf? Nein, er ist in Ordnung, aber er ist ein Aufreißer und ein Schuft. Vassily? Hm, er ist recht nett, Cassie. Er hat einen sehr hübschen - wie nennst du es? Arsch? Kommt wahrscheinlich von dem ganzen Sport. Sonst wäre da noch Perry Hutton...?«
Cassie tat so, als müsse sie würgen. »Außerdem be zweifele ich stark, dass ich sein Typ bin«, meinte sie viel sagend.
»Das ist wahr«, stimmte Isabella zu und kicherte. »Okay, Nicht Perry! Mal sehen: Björn Madsen? Michael Lemming? Jiri, Daniel, Kristofer? Jetzt geht mir langsam die Munition aus.«
»Hmmm, je eher desto besser«, lachte Cassie. »Hör schon auf.«
»Moment. Ich hab’s!« Isabella hielt inne und warf ihr einen hinterhältigen Blick zu. »Richard Halton-Jones!«
Cassie schleuderte ein Kissen nach ihrer Freundin. »Vergiss es! Auf keinen Fall!«
»Nein...?« Isabella nagte an ihrer Unterlippe und musterte sie eingehend. »Ich dachte, du hättest ihn ein klein wenig gern. Nur ein klein wenig? Früher mochte er dich jedenfalls ziemlich. Weißt du noch, wie sehr er in deinem ersten Trimester in Paris auf dich stand?«
»Machst du Witze? Muss ich dir ins Gedächtnis rufen, wohin das geführt hat? Kommt nicht infrage! Der nächste?«
»Hm. Okay. Ich finde immer noch, dass du ein wenig zu sehr protestiert... Aber na gut, dann weiß ich nicht weiter.« Ihre Mitbewohnerin zog einen hübschen Schmollmund.
»Gut! Wie dem auch sei, genug über mich. Wann wirst du die Vergangenheit hinter dir lassen und es bei jemand anderem versuchen?«
Kaum dass sie den Ausdruck in den Augen ihrer Freundin sah, bereute Cassie ihre Frage. Isabella rang sich mühsam ein Lachen ab. »Du hast recht, Cassie. So einfach ist das nicht. Wenn ich nicht dazu bereit bin, ist es vielleicht nicht fair, es von dir zu erwarten.«
»Red keinen Blödsinn. Du hast doch bloß Witze gemacht! Verdammt. Es tut mir leid, Isabella, ich hätte die Klappe halten sollen.«
Du Idiotin, beschimpfte sie sich. Schlimm genug, dass die beiden wegen ihr nicht mehr zusammen waren. Jetzt musste sie ihre arme Freundin auch noch aufziehen? Für Isabella war es tatsächlich etwas anderes.
Zum einen war Cassie über Ranjit hinweg. Na ja, zumindest der rationale Teil ihrer selbst war definitiv über ihn hinweg. Während Isabella Jake nicht einmal ansatzweise vergessen hatte. Außerdem hatte Isabella die Beziehung zwischen Ranjit und Cassie nicht zerstört; das hatten sie ganz allein geschafft. Dagegen war Isabellas Romanze mit Jake Cassies neuem Leben unter den Auser wählten zum Opfer gefallen. Weil Cassies Bedürfnisse im Vordergrund standen. Weil es nur um Cassies Wohlergehen ging. Sie hatte kein Recht, ihre Situationen zu vergleichen; sie war diejenige, die für Isabellas Situation verantwortlich war.
»Es tut mir wirklich, wirklich leid. Ehrlich.«
»Schon gut, Cassie«, sagte Isabella und drückte ihrer Freundin die Hand. Mit sichtlicher Anstrengung lächelte sie und kniete sich vor die Stereoanlage. »Wir machen die Musik wieder an, ja? Und vertreiben sie alle beide aus un s eren Gedanken!«
»Keine schlechte Idee«, murmelte Cassie.
»Gut!« Isabella stand auf und sprang auf ihr Bett. Abermals brachte die Musik die Wände ihres Zimmers zum Wackeln.
»BÄH, LEG WAS ANDERES AUF! DIESER TYP IST SCHRECKLICH! , schrie Cassie. »ICH BIN NICHT IN DER STIMMUNG FÜR DISCOMUSIK!«
Isabella packte sie am Arm, zerrte sie hoch und sprang wie auf einem Trampolin mit rudernden Armen auf und ab. Cassie war gezwungen, entweder mitzumachen oder vom Bett zu fallen.
»WART NUR AB, GLEICH WIRST DU IN DER RICH TIGEN STIMMUNG SEIN!«
Verdammt noch mal, Isabella hatte recht. Warum sollten sie wegen zweier nutzloser Jungen Trübsal blasen? Auf jeden Fall tat es gut, ihre Freundin lächeln zu sehen. Lachend ließ Cassie sich auf ihren Hintern plumpsen und sprang dann wieder auf. Sie kreischten und lachten und gaben sich alle Mühe, die Musik zu übertönen. Doch plötzlich hörte Cassie eine andere Stimme. Auch noch so viele Dezibel brachten sie nicht zum Schweigen.
Ja, meine Liebe, lache! Wir haben keinen Grund, traurig zu sein! Wir werden die Welt erobern, Cassandra, nur du und ich. Wir brauchen ihn nicht, wir brauchen niemanden! Lache!
KAPITEL 5
Seit ihrer letzten Begegnung waren fast vierundzwanzig Stunden vergangen und
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