Dunkle Seelen
dir das auch wünschen magst.«
Cassie seufzte. »Dann eben Ranjit. Ranjit!«
»Was hat er jetzt wieder angestellt? Oder brauchst du ihn nur, um auf jemanden einzuschlagen? Soll ich gehen und ihn holen?«
»Nicht nötig«, zischte Cassie. »Wie der Zufall es will, hast du ihn gerade verpasst.«
Isabella riss den Mund auf und verzog ihre Lippen dann zu einem Grinsen. »Er ist hergekommen, um mit dir zu reden?«
»Ja«, antwortete Cassie wütend. »Als hätte ich nichts Besseres zu tun, als mir seine Ausreden anzuhören.«
»Oh, Cassie.« Isabella umarmte sie so heftig, dass ihr fast der Atem wegblieb. »Das ist doch gut! Das bedeutet, dass es ihm leidtut. Das bedeutet, dass er bedauert, was er getan hat!«
»Was er nicht getan hat«, korrigierte Cassie sie verbittert.
»Ja, ja, ich weiß. Aber er ist zu dir gekommen! Zumindest ist er hier und will mit dir zusammen sein, will es wiedergutmachen. Nicht wie...« Einen Moment lang verdunkelte sich ihre Miene und sie warf Cassie einen fle-henden Blick zu. »Kannst du ihm nicht noch eine Chance geben?«
Nein, dachte Cassie, auch wenn sie sich wegen ihrer unglücklichen Freundin schuldig fühlte. Ranjit war schlimmer als Jake, viel schlimmer. Jake musste damit fertig werden, dass die Auserwählten seine Schwester umgebracht haben, ganz zu schweigen von der Tatsache, dass seine Freundin einer von ihnen als Nahrungsquelle diente. Verglichen damit verblassten Ranjits Ausreden.
»Wie viele Chancen braucht er denn?«, rief Cassie. »Was mich betrifft, Isabella, hat er alle Chancen gehabt. Wie konnte ich ihm jemals vertrauen? Sag mir das! Als ich zu den Ältesten zitiert wurde, war es... ich habe Todesängste ausgestanden! Und das wusste er! Er hat versprochen, mich dorthin zu begleiten, und er wusste, wie wichtig es für mich war. Und er ist nicht aufgetaucht!« Cassie biss sich fest auf die Unterlippe. Der Schmerz seines Verrats überwältigte sie von Neuem.
»Cassie«, murmelte Isabella besänftigend. »Du hast mir erzählt, dass er seine Gründe hatte. Dass Sir Alric dafür gestimmt hätte, dich in die Sichere Stätte zu schicken, wenn Ranjit aufgetaucht wäre. Ranjit musste tun, was Sir Alric ihm befohlen hatte. Das weißt du.«
Energisch schüttelte Cassie den Kopf. »Nein. Er hätte mir zumindest eine Nachricht zukommen lassen können. Er hätte eine Möglichkeit finden können, sich über die Anordnung hinwegzusetzen. Ich hatte viel Zeit, um darüber nachzudenken. Während der ganzen Ferien, in denen er sich übrigens nicht die Mühe gemacht hat, sich mit mir in Verbindung zu setzen. Nicht einmal eine verdammte SMS!« Sie fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, spürte wieder die gefährliche Hitze in ihren Augen und atmete tief durch, um sich zu beruhigen. »Na klar hat er Ausreden für das, was er getan hat. Aber wenn er es wirklich versucht, kann er seinen Willen immer durchsetzen! Wenn er es will.«
»Cassie, du kannst nicht behaupten, er habe es nicht gewollt...«
»Na ja, besonders stark kann er es nicht gewollt haben. Aber jetzt hat er anscheinend ganz plötzlich die magische Lösung gefunden. Egal, es ist zu spät.«
»Was?«, fragte Isabella und blinzelte überrascht.
»Ja. Er hat gesagt, er werde eine Möglichkeit finden, wie wir zusammen sein können! Na klar, sicher. Jetzt kommt er zu dem Schluss, dass er einen Fehler gemacht hat. Plötzlich fällt ihm eine Lösung ein. Wie bequem! Aber weißt du was? Es passt mir nicht in den Kram, nicht mehr. Er hatte seine Chance, für unsere Beziehung einzutreten. Was mich betrifft, ist Ranjits Gerede nur heiße Luft. Nur Worte, keine Taten. Und das kann ich nicht ertragen. Ich bin fertig mit ihm.«
Cassie brach ab und schnappte nach Luft. Sie ärgerte sie, dass sie wegen Ranjit und seiner lächerlichen, mysteriösen Pläne so wütend wurde. Und was sollte eigentlich die Frage nach dem Messer? Es lag ihr auf der Zunge, Isabella davon zu erzählen, aber irgendetwas hielt sie davon ab. Sie wollte Jake nicht wieder zur Sprache bringen, vor allem nicht im Zusammenhang mit dem seltsamen Messer. Dem Messer mit dem Jadegriff, das den Auserwählten gehörte. Ach, zum Teufel mit dem Messer und zum Teufel mit Ranjit, dachte Cassie. Er beanspruchte wieder Raum in ihrem Kopf, und das war das Letzte, was sie wollte.
Isabella lehnte sich zurück und stützte sich auf die Hände, während sie Cassie nachdenklich betrachtete. »Na ja.Vielleicht hast du recht.«
»Ich weiß, dass ich recht habe«, erwiderte Cassie
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