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Dunkle Seelen

Dunkle Seelen

Titel: Dunkle Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Poole
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siamesische Zwillinge sind. Es geht locker bei uns zu. Und es wird dir Sir Alric vom Hals halten.«
    Cassie seufzte. »Ich schätze, das kann nur von Vorteil sein! Okay, ich werde kommen.«
    »Wunderbar!«
    »Und Ayeesha...? Danke.«
    Mit einem letzten glücklichen Lächeln warf Ayeesha sich ihre Tasche über die Schulter und ging davon. Cassie sah ihr nach. Bevor sie ihren Weg fortsetzen konnte, musste sie erst mal einen Moment nachdenken. Das beruhigende Plätschern des Springbrunnens hallte durch den Flur.
    In diesem Trimester schien also alles nach Plan zu verlaufen. Die schreckliche Katerina war von der Bildfläche verschwunden - und Ranjit ebenfalls, was das betraf. Jake war nicht hier, was zwar hart für Isabella war, aber ohne seine Rachepläne würde das Leben im Allgemeinen ruhiger verlaufen... Das ganze verdammte Szenario war erheblich weniger stressig. Sie würde sich darum bemühen, sich einzufügen. Welchen Sinn hatte es, dagegen anzukämpfen? Welchen Sinn hatte es, sich Estelle zu widersetzen und die Augen vor der Tatsache zu verschließen, dass sie eine Auserwählte war? Es gab kein Zurück; das hatten alle gesagt. Sie konnte dagegen ankämpfen, bis sie vor Langeweile und Erschöpfung tot umfiel, oder sie konnte es akzeptieren.
    So ist es recht, Cassandra. Estelles Stimme war leise, und ausnahmsweise einmal nahm Cassie es ihr nicht übel, dass sie sich einmischte.
    So ist es recht.

KAPITEL 7
    Cassie holte tief Luft, während sie die eifrigen Gesichter der Schüler um sie herum betrachtete. Sie liebte Exkursionen — vor allem hier. Zwar war auch die Akademie ein atemberaubend schöner Ort zum Lernen und Arbeiten, aber Cassie war immer ganz aufgeregt, wenn sie sich die großartigen architektonischen Juwelen der Stadt auf ihren Streifzügen aus der Nähe anschauen konnten. Außerdem war sie in dieser Hinsicht vielleicht ein wenig wie Sir Alric: Sie liebte Tapetenwechsel. Es gab ihr Raum zum Atmen, Raum zum Denken.
    Um die Hagia Sophia herum klangen die Geräusche der Stadt irgendwie gedämpft, abgemildert durch das Plätschern der Springbrunnen. Cassie, die mit dem Rest der Klasse auf dem Rasen stand, blickte zu der imposanten Kuppel und den Minaretten empor und hörte nur mit halbem Ohr zu, während Mr Haswell sie auf die Mosaike und die kühne Konstruktion hinwies. Die Sonne schien ihr warm in den Nacken, und für den Moment machte sie keine Notizen, sondern schwelgte einfach nur in der Atmosphäre.
    Sie war vollkommen entspannt und hatte das vertraute Prickeln in ihrem Nacken nicht erwartet. Stirnrunzelnd kratzte sie sich an dieser Stelle und drehte sich um.
    Woher war er so plötzlich gekommen? Sie war sich hundertprozentig sicher, dass Ranjit nicht mit ihnen auf dem Boot gewesen war, das sie zur Altstadt gebracht hatte. Aber er musste dort gewesen sein. Und jetzt war er hier und sah ihr für einen kurzen Moment in die Augen, bevor er sich abwandte. Nett von ihm, zu einer Unterrichtsstunde zu erscheinen, dachte sie sarkastisch. Und er hatte sie eine Weile beobachtet - das Kribbeln auf ihrer Haut ließ keinen Zweifel daran. Jetzt schloss er sich allerdings dem Rest des Kurses an, während sie einer nach dem anderen in das Gebäude traten. Als könne er kein Wässerchen trüben, ließ er seinen Blick aufmerksam durch den ungeheuren Innenraum schweifen.
    Das Licht unter der gewaltigen Kuppel hatte eine beinahe mystische Qualität, als schwebe die Kuppel in der Luft. Ranjit blickte scheinbar ehrfürchtig empor. Dann sah er Cassie durch das von Echos widerhallende Gewölbe an und lächelte rätselhaft. Cassie konnte sich gerade noch daran hindern, sein Lächeln zu erwidern, denn er sah … gut aus. Sehr gut. Nicht so gepflegt und adrett wie gewöhnlich - tatsächlich wirkte er geradezu schlam- pig und auf seinem Kinn zeichneten sich Bartstoppeln ab -, aber das machte ihn nur umso attraktiver. Sie holte tief Luft und zwang sich, weiterzugehen und ihn zu ignorieren.
    Er versuchte nicht, ihr zu folgen, und darüber war sie froh. Während der Kurs sich in kleinere Gruppen aufteilte, um Aufgaben zu bearbeiten, die sie nicht einmal richtig mitbekommen hatte, sah sie, wie Ranjit sich von den anderen entfernte und allein loszog. Im Gehen zog er ein Stück Papier aus der Tasche, faltete es auf und studierte es eingehend.
    Oh, sie war wütend auf sich selbst. Noch während sie aus dem Hauptgebäude schlüpfte und hinter ihm her  schlich, war sie fuchsteufelswild. Was war los mit ihr, dass sie ihn nicht in Ruhe

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