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Dunkle Seelen

Dunkle Seelen

Titel: Dunkle Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Poole
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hoffe, Sie werden noch erheblich mehr zu sehen bekommen. Machen Sie das Beste daraus.«
    »Weil ich fast nicht hierhergekommen wäre?« Die Worte waren heraus, bevor sie sich auf die Zunge beißen konnte.
    Er musterte sie einige Sekunden, gerade lange genug, damit sie sich unbehaglich fühlte.
    »Genau.«
    Sie sollte sich bei ihm bedanken, dachte sie, während sie den Blick abwandte und die Statue anstarrte. Ohne sein Eingreifen hätte Cassie ernsthaft in der Klemme gesteckt, nachdem sie in der Carnegie Hall diese nichtsahnenden Auserwähltenzicken die volle Wucht ihrer außergewöhnlichen Macht hatte spüren lassen. Das war der Augenblick, um zu sagen: Danke, dass Sie mich vor dem Rat verteidigt haben, Sir Alric. Danke, dass Sie an mich glauben. Danke, dass Sie mich vor der Sicheren Stätte bewahrt haben.
    Aber sie brachte es nicht fertig; sie brachte es einfach nicht über sich. Die Erinnerung an den Preis, den sie dafür gezahlt hatte — sie und Ranjit —, war einfach zu bitter. Sie würden nicht zusammenpassen, hatte Sir Alric gesagt. Sie dürften nicht zusammen sein; ihre Geister wären zu gefährlich, zu launisch. Er hätte sie nicht gerettet, wenn sie und Ranjit ihm nicht gehorcht hätten. Nein, er hätte sie in die Sichere Stätte gehen lassen, eine Gefangene für unbegrenzte Zeit. Er hatte ihr nur unter der Bedingung geholfen, dass sie ihm gehorchte.
    Bastard.
    Ja, sagte Estelle bösartig. Ja, ganz genau.
    Allerdings hat er wahrscheinlich recht, Estelle. Ranjit zu verlieren war das Beste für uns. Das wissen wir jetzt beide...
    Ein inneres Feixen des Geistes, dann strategisches Schweigen. Estelle sagte nichts mehr.
    Schließlich brach Sir Alric das betretene Schweigen. »Cassie, begleiten Sie mich für einen Moment.«
    Sie hatte keine andere Wahl, als ihm zu folgen. Er führte sie aus dem Innenhof über abgeschiedene Pfade durch die grüne Pflanzenpracht und blieb erst stehen, als sie durch einen mit Kletterpflanzen überwucherten Bogen in einen weiteren kleineren, gepflasterten Innenhof traten. Sonnenlicht fiel durch die Blätter der Bäume und spiegelte sich auf den Scheiben eines Gewächshauses, in dem schwarze Orchideen in Töpfen gezüchtet wurden. Doch dann führte Sir Alric sie auch durch diesen Innenhof und einen luxuriösen Raum, bei dem es sich offensichtlich um sein Büro für dieses Trimester handelte. Hier drin war es viel dunkler. Lampen flackerten und warfen zuckende Schatten. Musste er sein Büro immer so verdammt einschüchternd gestalten? Nicht zum ersten Mal kam sie zu dem Schluss, dass Sir Alric ausgesprochen manipulativ war.
    Sie erkannte seinen Schreibtisch, die Lampe, die Bücherregale, die antike Weltkugel. Auf einem hohen Regal stand eine bemerkenswerte Jadevase, die im schwachen Sonnenlicht, das durch das Fenster fiel, aufleuchtete. Auch diese Vase war ihr schon im letzten Trimester aufgefallen. Sie nickte und schaute sich um, während Sir Alrics Sekretärin sich diskret in ein Vorzimmer zurückzog.
    »Das war nicht der übliche Weg zu diesem Büro, wenn ich das sagen darf«, eröffnete er das Gespräch. »In der Regel möchte ich, dass Sie die Flure benutzen.«
    »Dann werde ich das in der Regel tun.« Achselzuckend fügte sie hinzu: »Hübsch. Sie haben sich also bereits häuslich niedergelassen. Ein wenig anders als das Büro in New York, nicht wahr?«
    »In der Tat. Ich weiß einen Tapetenwechsel zu schätzen.« Sir Alric lächelte und ignorierte ihren frostigen Tonfall. »Überhaupt mag ich Veränderungen. Wenn ich mich nicht irre, gibt es bei Ihnen viele Veränderungen, Cassie? Sie wirken glücklicher. Es scheint Ihnen eindeutig besser zu gehen als im letzten Trimester.«
    »Ja...«, begann sie.
    »Sie passen sich an«, bekräftigte Sir Alric. »An Ihren Status, meine ich. Und ich darf vielleicht sagen, dass es Ihnen gut zu Gesicht steht.«
    »Danke«, murmelte sie.
    »Also gehe ich davon aus, dass Sie in diesem Trimester ein wenig mehr Umgang mit den anderen pflegen werden?« Sein Tonfall war unbekümmert, aber es war nicht zu übersehen, dass er es ernst meinte. »Die Auserwählten sollten zusammenhalten. Es ist niemals gesund, wenn sich Rivalitäten entwickeln. Zumindest, wenn es um unfreundliche Rivalitäten geht. Sollen wir es Feindschaften nennen?«
    »Ja, warum nicht.«
    Wieder ignorierte er ihren Sarkasmus. »Ihr Geist ist ein sehr mächtiger, Cassie - das wissen Sie.«
    »Als würde sie mich das jemals vergessen lassen...«
    »Und Ihre spezielle Macht bringt

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