Dunkle Seelen
Interessantes auf Lager.«
Cassie war sich nicht sicher, ob sie in diesem Fall mit Ayeesha einer Meinung war. Die beiden älteren Auserwählten wirkten ein wenig reserviert — Yusuf hatte offenkundig eine ungeheuer hohe Meinung von sich selbst und er hatte in India eine raubtierhafte Seelengefährtin gefunden. Sie waren zu beschäftigt, über ihre jüngsten romantischen Eroberungen zu reden, um Cassie wirklich in ihr Gespräch mit einzubeziehen. Allerdings waren sie auch ziemlich witzig, und immerhin begegneten sie ihr nicht mit offener Feindseligkeit wie Mikhail und Sara. Sie konnte spüren, wie deren Blicke ihr ein Loch zwischen die Schulterblätter brannten. Zugegeben war es verständlich, wenn man bedachte, wie Cassie der Engländerin im vergangenen Trimester mitgespielt hatte, als ihre ungewöhnliche »Fähigkeit« zum ersten Mal ihr unsichtbares Haupt erhoben hatte.
Egal, Cassie wollte nicht mehr an die Vergangenheit denken, und sie hatte definitiv nicht die Absicht, weitere Gedanken an Leute wie Sara oder gar den verdammten Ranjit Singh zu verschwenden. Nein. Sie amüsierte sich. Sie genoss es, Single zu sein. Bereit zu allen Schandtaten, wie Isabella sagen würde.
Warum konnte sie ihren Blick also nicht von der Tür abwenden? Warum sehnte sie sich schmerzhaft danach, dass diese Tür sich öffnete, dass eine vertraute, schöne Gestalt erschien und lächelnd auf sie zukam, um sich zu entschuldigen, verdammt! Was spielte er überhaupt für ein Spiel? Sie war noch nie versetzt worden.Vor allem nicht, nachdem jemand sie um ein Treffen gebeten hatte. Es war wirklich nicht besonders schmeichelhaft.
Apropos...
Als die Tür tatsächlich aufschwang, war es zwar nicht die Gestalt, die sie erwartet hatte, aber sie freute sich dennoch. Richard. Wenn irgendjemand dafür sorgen konnte, dass sie sich auf dieser Soiree besser fühlte, dann wahrscheinlich er, dachte sie nur leicht widerwillig. Als er auf sie zukam und sich elegant an den anderen Auserwählten vorbeischlängelte, wundersamerweise ein Glas in jeder Hand, überkam sie ein gewaltiges Gefühl der Dankbarkeit.
»Hey, Cassie«, sagte er und musterte sie mit einem anerkennenden Grinsen. »Genießt du die Party? Soll ich
dir die Dolche aus dem Rücken ziehen, damit du dich hinsetzen kannst?«
Lachend nahm sie den ihr angebotenen Drink entgegen. »Cheers, Kumpel. Ich denke, ich werde damit fertig.«
»Das bezweifele ich nicht, Ms Bell.« Richard blickte über ihre Schulter. »Sara und ihr Gefolge sind fuchsteufelswild. Es ist fantastisch.« Er beugte sich ein wenig näher zu ihr. »Natürlich könnten wir ihnen noch ein wenig mehr Stoff zum Reden geben ...«
»Du musst damit aufhören. Du kannst ein Mädchen wirklich schwach machen.« Sie versuchte ein sarkastisches Lächeln, trat aber gleichzeitig einen Schritt zurück. Es erschreckte sie immer noch ein bisschen, wie sehr sie sich von ihm angezogen fühlte. Und die Art, wie sein Hemd über seinen muskulösen Oberkörper glitt...
»Wirklich?«, fragte Richard unschuldig - oder war es hoffnungsvoll? Cassie errötete ein wenig.
»Na ja, um ehrlich zu sein, dachte ich, dass ich nicht wirklich dein Typ bin. Ich hatte den Eindruck, dass du dich vielleicht, ähm, lieber auf dem anderen Ufer umsiehst... ?«
Er lachte. »Ah. Zu diesem Thema habe ich tatsächlich eine Theorie. Vor meiner Aufnahme in unsere hoch- geschätzte kleine Gang hier war ich strikt heterosexuell. Wahrscheinlich ist es einfach mein lästiger Geist, der sich gern einmal am anderen Ufer umsieht - ich versichere dir, dass ich definitiv auf deinem Ufer stehe. Oder es jedenfalls gern würde«, fügte er hinzu und zog die Augenbrauen hoch.
Cassie starrte ihn einen Moment lang an, dann konnte sie sich nicht länger bezähmen und brach in Gelächter aus. »Du machst Witze.«
»Tu ich nicht.«
»Ist das nicht ein wenig... unbequem ?«
»Ach, ich weiß nicht. Ich habe schon immer gerne Neues ausprobiert. Warum also nicht? Ich nehme das Beste aus beiden Welten, so sehe ich das.« Ein schelmisches Lächeln umspielte seine Lippen.
»Scheint so.« Cassie lachte abermals und schüttelte den Kopf. »Du bist ein Mann mit zwei Gesichtern.«
»Und beide sind höchst attraktiv. Jetzt komm, Cassie. Lass uns feiern.«
Es war okay. Mehr als okay, um ehrlich zu sein. Am Ende hatte es ihr wirklich Spaß gemacht - kein Wunder, mit Richard an ihrer Seite. Außerdem: Wenn Ranjit aufgetaucht wäre, was hätte sie zu ihm gesagt?
Trotzdem, als sie wieder in ihrem
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