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Dunkle Seelen

Dunkle Seelen

Titel: Dunkle Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Poole
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Zimmer war, verbrachte sie eine schlaflose Nacht, und er war schuld da-ran. Wer versetzte eine Exfreundin - eine, nach der er sich seinem Mitbewohner zufolge angeblich verzehrte -, nachdem er selbst das Treffen vorgeschlagen hatte? Es war wirklich das Beste so. Sie hätten nur gestritten. Ja, sie hätten einen ihrer trommelfellzerreißenden  Kämpfe ausgefochten,  und wenn er im Gemeinschaftsraum aufgetaucht wäre, dann wäre es direkt vor den übrigen Auserwählten passiert. Das hätte sie nicht ertragen können.
    Und dennoch...
    Es hätte sie beruhigt, ihn zumindest flüchtig zu sehen. Aber Ranjit blieb am nächsten Tag entschlossen allen Kursen fern. Obwohl keine Spur von ihm zu sehen war, weigerte Cassie sich, sich Sorgen zu machen. Schließlich hatte er auch schon früher Unterrichtsstunden geschwänzt; er machte eine regelrechte Gewohnheit daraus. Der Junge war sein eigenes Gesetz.
    Und dennoch...
    In der letzten Unterrichtsstunde war die Hitze im Klassenzimmer erdrückend — trotz der sich sanft drehenden Ventilatoren an der Decke. Madame Lefevres melodische, aber einschläfernde Stimme machte das Ganze nicht besser. Cassie konnte sich einfach nicht konzentrieren. Eine Taube hatte sich draußen auf dem Sims vor den Fensterläden niedergelassen und zumindest ihr Gurren war beruhigend. Cassie versuchte, sich auf den Vogel zu konzentrieren, doch ihr Blick wanderte immer wieder an dem Tier vorbei in den grünen Garten. War er dort draußen?
    Sie war erleichtert, als der unendlich lange Tag endlich vorüber war, und auch dankbar für die Kühle des Abends. Nachdem sie in ihr Zimmer zurückgekehrt war und ihre Tasche auf ihr Bett geworfen hatte, fuhr sie erschrocken zusammen. Isabella hatte den Kopf durch die Badezimmertür gestreckt und sie gut gelaunt angesprochen.
    »Cassie! Hey! Wie war dein Nachmittag?«
    Cassie stutzte zuerst, dann lächelte sie. »Hey! Du hast ja gute Laune.« Eine ungewöhnlich gute Laune für Isabella in diesen Tagen ...
    Einen Moment wirkte Isabella beinahe verschlagen, doch dann grinste sie. Sie verschwand wieder im Bade- zimmer und kam mit einer Flasche zurück, die aussah wie Kristall. Die bernsteinfarbene Flüssigkeit darin hatte ein beinahe nukleares Leuchten. »Neues Shampoo. Unglaublich teuer und wahrscheinlich völlig wirkungslos. Aber mich macht es sehr, sehr glücklich.«
    »Allein das Preisschild macht dich glücklich?« Cassie zog eine Augenbraue hoch, war aber nichtsdestoweniger lächerlich froh, als ihre Freundin zurückstrahlte.
    »Du weißt doch, dass mich nichts glücklicher macht, als mein Erbe auf den Kopf zu hauen, um die Wirtschaft anzukurbeln, Cassie.« Isabella zwinkerte ihr zu. »Hör mal, hättest du Lust, dieses Wochenende mit mir abzuhängen? Wir haben in diesem Trimester noch gar keine Zeit miteinander verbracht. Es könnte wie in alten Zeiten sein, hm? Ganz wie in alten Zeiten...« Den letzten Satz murmelte sie kaum hörbar vor sich hin. Als sie Cassies fragenden Blick auffing, stockte sie jedoch. Was hatte das denn zu bedeuten?
    »Na, wie wär’s?«, hakte Isabella nach.
    »Isabella, das klingt wunderbar.« Eine Woge der Erleichterung stieg in Cassie auf, obwohl es etwas merkwürdig war, wie abrupt Isabellas gute Laune zurückgekehrt war.
    Sie hatte ihre Freundin nicht mehr so glücklich gesehen seit ... nun, seit dem letzten Trimester.
    »Ja, nicht wahr?«, stimmte Isabella ihr mit einem freudigen Nicken zu.
    Cassie erwiderte das enthusiastische Grinsen ihrer Freundin, obwohl sie das seltsame Gefühl nicht abschütteln
    konnte. Zuerst Ranjit, und jetzt benahm Isabella sich so sonderbar. Was soll’s, dachte sie und kicherte in sich hinein, das war alles das Werk eines einzigen Tages an der Akademie. Na und? Für sie zählte nur, dass Isabella wieder fröhlich war, beinahe wieder die alte, und Cassie würde das nicht allzu gründlich hinterfragen.
    Solange Isabella auf dem Weg der Besserung war, war es ihr gleichgültig. Cassie hatte sie viel zu sehr vermisst, als dass sie jetzt schlafende Hunde geweckt hätte...

KAPITEL 10
    Auf dem Stundenplan stand Geschichte. Während Isabella bereits die Tasche auf ihr Pult warf und sich hin  setzte, schaute Cassie sich erst einmal im Klassenraum um. Es schien mehr Unruhe zu herrschen als gewöhnlich, es wurden mehr verstohlene, geflüsterte Bemerkungen ausgetauscht und eine unterdrückte Aufregung war zu spüren. Selbst weiter hinten im Raum, dort wo die Auserwählten gewöhnlich saßen, hatte sich eine gewisse

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