Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Seelen

Dunkle Seelen

Titel: Dunkle Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Poole
Vom Netzwerk:
einen ... einen Notfall gegeben.«
    »Ich auch. Ich dachte, vielleicht in seiner Familie.« Cassie biss sich auf die Unterlippe. »Er hat nichts gesagt?«
    »Nein. Er ist einfach verschwunden.« Torvald atmete tief ein. »Sieh mal, ich werde es dich wissen lassen, sobald ich etwas höre.« Cassie nickte und sah, dass Torvalds Gesichtsausdruck genauso besorgt und zweifelnd war wie ihr eigener.
    Seufzend verließ Cassie das Klassenzimmer. Sie fürchtete den Spießrutenlauf, den sie an den schwatzenden Auserwählten vorbei durch den Flur würde zurücklegen müssen - und aus gutem Grund, wie es aussah.
    »Ach, du lieber Himmel, wenn das nicht der Fluch der Cassandra ist. Verschwindet, solange ihr könnt - alle miteinander.«
    Sara schien es darauf angelegt zu haben, sie bei jeder Gelegenheit wegen der Ereignisse in der Carnegie Hall zu quälen, dachte Cassie und versuchte, sich an der kleinen Gruppe vorbeizudrängen. Komisch, aber Sara hatte wohl zu große Angst, um sich ihr allein zu stellen. Immer hatte sie eine Bande um sich herum geschart. Letzt-endlich war das nicht wirklich überraschend - aber würde sie es jemals müde werden, sie zu provozieren?
    Nein...
    »Zuerst Mikhail, jetzt Yusuf. Ich frage mich, wann sie genug davon hat, sich zu rächen? Vielleicht hebt sie sich da s Beste bis zum Schluss auf«
    Cassie blieb stehen. Sie umklammerte ihre Bücher, drehte sich um und starrte Sara an.
    »Was willst du damit sagen?«
    Sara antwortete ihr nicht direkt. Mit gelangweilter Miene begutachtete sie ihre Fingernägel. Doch wie eine Herde bösartiger Kühe funkelten ihre Freunde Cassie an. »Dabei hätte man meinen sollen, das armselige kleine Mädchen aus dem Heim würde ein bisschen Dankbarkeit zeigen. Wir haben sie bei den Auserwählten aufgenom-men und ihr eine Macht gegeben, die ihre wildesten Fantasien übersteigt. Oder - sehen wir den Tatsachen ins Auge - unsere wildesten Fantasien.«
    »Komisch, so wie ich es in Erinnerung habe, waren die Feiglinge, die mich so großzügig bei den Auserwählten aufgenommen haben, ziemlich versessen darauf ihre Identität hübsch hinter Kapuzen zu verbergen«, zischte Cassie.
    »Das mag sein. Aber das ist der Grund, warum du es getan hast, nicht wahr?«
    »Yusuf und Mikhail waren... sie waren am Arc de Triomphe dabei?« Cassie zitterte.
    »Oh, spiel hier nicht das Unschuldslamm. Das steht dir absolut nicht.« Sara feixte. »Wahrscheinlich sollte ich mich auch besser in Acht nehmen. Schließlich war ich eben falls mit von der Partie. Und ja, natürlich waren Yusuf und Mikhail dabei. Aber für diese armen Kerle ist es nun zu spät.«
    Das Blut war aus Cassies Gesicht gewichen. »Das wusste ich nicht! Von alldem wusste ich nichts!«
    »Natürlich nicht.«
    »Wie hätte ich wissen sollen, wer von euch dabei war? Das war schließlich der Sinn der Übung, nicht wahr? Glaubst du, ich habe einen Röntgenblick oder so was?«, fauchte sie. Die anderen waren zurückgewichen und be-  trachteten die streitenden Mädchen mit besorgten Blicken. Doch Cassie bemerkte es kaum.
    »Gott weiß, wie du diese Dinge in Erfahrung gebracht hast«, erwiderte Sara. »Du scheinst ja über alle möglichen seltsamen Fähigkeiten zu verfügen. Und deine Wutanfälle habe ich ja am eigenen Leib zu spüren bekommen, du blöde Schnepfe. Ach, übrigens! Wir alle fragen uns, wann Ranjits aufgedunsener Leichnam ans Ufer treiben wird. Ich wette, er bereut es, sich auf diese Gossenromanze eingelassen zu haben.«
    »MISTSTÜCK!«, schrie Cassie. Sie vergaß ihre Selbstbeherrschung, vergaß sogar ihre Macht, ließ einfach ihre Bücher fallen und stürzte sich mit bloßen Händen auf Sara. Aber während Sara noch einen schnellen Satz
    rückwärts machte, drängte sich jemand zwischen sie und hielt Cassie fest.
    »Ignorier sie«, flüsterte Richard ihr grimmig ins Ohr. »Genau das ist es, was sie will.«
    Keuchend und voller Wut bohrte Cassie ihm die Fingernägel in den Bizeps, aber er zuckte nicht zusammen. Wie eine Klapperschlange drehte er sich zu Sara um.
    »Verzieh dich, du eingebildetes Flittchen«, knurrte er. Einige der anderen schnappten schockiert nach Luft, aber Sara hatte ihre kühle Würde bereits wiedergefunden. Sie besänftigte die anderen mit einer königlichen Geste, dann deutete sie ruckartig mit dem Daumen auf Richard.
    »So ein kleiner Wurm«, sagte sie gedehnt. »Er dreht sich wie das Fähnchen im Wind. Wenn er nicht Acht gibt, wird er sich schon bald in seinem eigenen Grab drehen.«
    Richard

Weitere Kostenlose Bücher