Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Seelen

Dunkle Seelen

Titel: Dunkle Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Poole
Vom Netzwerk:
versucht herauszufinden, was im Gange ist. Wie du dir vorstellen kannst, sind alle ein wenig angespannt.«
    »Ja, das kann ich mir vorstellen. Ich fühle mich ganz mies. Das alles muss so schwierig für dich sein«, sagte sie. Dann verstummte sie und lächelte verlegen. Cassie stachen die glänzenden Einkaufstüten neben Isabellas Bett ins Auge. »Ja, ähm, wir waren heute einkaufen. Aber ich habe dir auch etwas mitgebracht... sieh mal. Ich dachte, es heitert dich vielleicht ein bisschen auf, nur ein klein wenig?« Isabella bückte sich und raschelte mit einer der Tüten. »Gefällt es dir? Das ist Seide.« Sie reichte Cassie einen wunderschön gewebten Schal. Doch Cassie sah sie nur stumm an. Ein einziger Gedanke spukte ihr durch den Kopf: Fühlte Isabella sich schuldig? Versuchte sie so, ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen?
    »Wir sind bei Hussein Chalayan gewesen und bei Ümit Ünal«, plapperte Isabella weiter. »Ehrlich, Cassie. Gegen Alice sehen ich und meine Kreditkarte alt aus...«
    Immer noch verwundert starrte Cassie ihre gut gelaunte Mitbewohnerin an. Dann begriff sie. »Isabella. Du hast es noch nicht gehört?«
    »Was soll ich gehört haben?« Isabella zog etwas Samtenes, Teures aus einer der Tüten.
    »Isabella.« Cassie setzte sich aufs Bett und krallte die Fäuste in die Tagesdecke, damit ihre Hände aufhörten zu zittern. »Yusuf ist tot.«
    Isabella erstarrte. »Was? Cassie ... wie konntest du mich einfach drauflosplappern lassen... oh, mein Gott. Was ist passiert?«
    »Man hat ihn gefunden...« Cassie holte tief Luft. »Ich meine, ich habe ihn gefunden. Unten am Strand Richard und ich.«
    »Aber. Das ist … das ist ja schrecklich!«
    »Warst du den ganzen Abend auf dem Zimmer? Hast du denn all den Aufruhr nicht mitbekommen?«
    »Nein, ich ... ich war beschäftigt... Hausaufgaben ...«
    Ein spannungsgeladenes Schweigen lag zwischen ihnen in der Luft. Cassie kniff die Augen zusammen und musterte Isabella eingehend. Aber Isabella hielt ihrem Blick stand. Sie würde nicht darum herumkommen. Sie würde ihre Karten auf den Tisch legen und direkt fragen müssen. Sie atmete tief durch und schloss kurz die Augen.
    »Isabella, hat Jake sich bei dir gemeldet? Ich muss es wissen.«
    Die Muskeln im Gesicht ihrer Freundin spannten sich an und sie zögerte. »Warum?«
    »Weil er in Istanbul ist.«
    Sie beobachtete Isabellas starres Gesicht und wünschte sich verzweifelt, irgendeine Spur zu entdecken, die für Schock sprach. Sie wünschte sich, dass ihre Mitbewohnerin nichts davon gewusst hatte. Jede Reaktion wäre ihr willkommen gewesen: pures Glück, Entrüstung, begeisterte Hysterie. Solange sie es nur nicht gewusst hatte...
    Aber Isabella stopfte lediglich das Kleid, das sie aus der teuer aussehenden Tüte gezogen hatte, wieder hinein. Dann antwortete sie abgehackt. »Was bringt dich auf die Idee, dass er in Istanbul ist?«
    Cassie biss die Zähne zusammen. »Sir Alric hat davon erfahren. Jake wurde gesehen.«
    »Oh.« Isabella wandte sich ab, um überflüssigerweise ihr Bild im vergoldeten Spiegel zu betrachten. In ihren Augen flackerte eine Spur von Sorge und Panik auf. Cassie konnte es sehen.
    »Isabella!« Cassie hätte sie am liebsten gepackt und geschüttelt. »Ist es dir denn völlig egal, was hier passiert?«
    »Natürlich nicht!«, rief Isabella und drehte sich auf dem Absatz um. »Natürlich nicht. Die Sache mit Yusuf tut mir so leid, aber ich — ich kann nichts tun. Was erwartest du von mir?«
    »Wenn du ihn gesehen hättest, wärest du nicht so cool«, erwiderte Cassie verbittert. »Er wurde am Strand angespült. Richard und ich haben ihn gefunden. Und...« Sie zögerte, starrte Isabella an und wünschte sich verzweifelt, irgendetwas von der alten Freundin zu sehen, die sich jetzt normalerweise Sorgen um Cassie gemacht hätte. Aber Isabella war wie aus Stein, undurchdringlich. »Und er war kaum zu erkennen. Er sah aus wie ... er sah aus wie Keiko. Genau wie sie, nachdem dieses Messer in ihren Leib gefahren war. Ausgetrocknet. Mumifiziert.«
    »Du meinst, er hat ausgesehen wie Jakes Schwester. Nachdem man Jess all ihre Lebenskraft ausgesogen hatte.« Isabellas Tonfall war sehr kalt geworden.
    »Ja! Dann eben wie Jess! Isabella, warum benimmst du dich so?«
    »Das Gleiche könnte ich dich fragen.« Die Argentinierin stand abrupt auf und sah sie an. »Was willst du mir sagen, Cassie? Jake hat das Messer, das weißt du ebenso gut wie ich. Aber denkst du ernsthaft, er würde in Istan-
    bul

Weitere Kostenlose Bücher