Dunkle Seelen
kommst nicht mit.«
»Diese Theorie, die du da hast, wegen des Anhängers. Ist das nur eine wilde Vermutung?« Er verzog die Lippen zu einem zynischen Feixen. »Du hast keinerlei Beweise, oder, Cassie? Dachte ich mir schon. Also steht Ranjit vielleicht doch nicht unter einem Zauber.Vielleicht tut er nur, was er immer tun würde. So oder so, wirst du nicht allein mit ihm fertig werden.«
Cassie stieß ein bellendes, ungläubiges Lachen aus. »Wie bitte?«
»Ich meine es ernst. Ich wusste immer schon, dass Ranjit etwas Böses an sich hat. Egal, ob es nun an irgendeinem Fluch liegt oder nicht. Er kann sich nicht beherrschen, er wird nicht davor zurückschrecken, dir wehzutun. Ich habe eingesehen, dass du Nahrung brauchtest, um so gut zu sein, wie du nur sein kannst. Aber jetzt musst du einsehen, dass du Verstärkung brauchen wirst. Ganz ehrlich? Selbst wenn er weiß, was er tut, kann ich mir nicht vorstellen, wie du ihm vertrauen könntest. Du bedeutest ihm nichts. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er dich tötet, sobald er dich sieht.«
»Nein, das würde er nie tun!«
»Ach ja? Weil er seine Liebe schon bei so vielen Gelegenheiten bewiesen hat?«
»Halt den Mund.« Cassie wurde rot.
»Du dagegen wirst nicht in der Lage sein, ihm wehzutun. Nie im Leben. Du wirst ihm nicht einmal ein Veil- chen auf seine schönen Augen verpassen.« Jake feixte wieder und verschränkte die Arme vor der Brust. »Nur zu, sag mir, dass ich mich irre.«
Sie atmete stoßweise, wortlos, außerstande, es abzustreiten. Schließlich verzog sie den Mund zu einem höhnischen Grinsen. »Na schön, dann komm mit. Es ist deine Beerdigung.«
»Moment mal, wartet!« Isabella warf sich zwischen sie. »Dieses Gerede von Beerdigungen gefällt mir nicht. Und womöglich bekämpft ihr zwei euch auch noch gegenseitig! Ich werde ebenfalls mitkommen.«
Stöhnend raufte Cassie sich die Haare. »Ich kann nicht warten! Jake, sag es ihr. Sie kommt nicht mit, auf keinen Fall!«
»Cassie hat recht, Baby«, pflichtete Jake ihr bei. »Du kannst nicht mitkommen, nicht diesmal. Bitte, wir ha- ben keine Zeit. Vertrau mir einfach. Tu es für mich.« Er schob Isabella sanft, aber entschieden zurück in ihr Zimmer. »Ich liebe dich.« Bei diesen Worten verstummte Isabella, die gerade den Mund geöffnet hatte, um mit der ganzen Lautstärke ihrer beträchtlichen Stimme zu protestieren. Stattdessen nickte sie einfach.
Cassie versuchte dem Wortwechsel keine Beachtung zu schenken, drehte sich um und verließ mit schnellen Schritten den Raum. Kurz darauf rannte sie los, aber Jake folgte ihr dicht auf den Fersen.
Sie tat ihr Bestes, ihm davonzulaufen, ihn abzuschütteln, aber er gab nicht auf. Er folgte ihr durch die dunk- len Gänge, die Treppen hinunter und hinaus über den Innenhof. Oben an der großen Eingangstreppe blieb Cassie stehen und streckte ihren Arm zur Seite. Jake prallte dagegen.
»Uff! Was?«
»Gib mir das Messer.« Sie drehte sich zu ihm um.
»Nein.«
»Es gehört mir. Es gehört uns«, korrigierte sie sich.
»Siehst du, wenn du so redest, machst du mir Angst. Vergiss es, ich gebe es dir nicht.«
»Du wirst es bereuen. Du hast keine Ahnung, wie man es benutzt. Überhaupt keine.«
»Ich weiß mehr, als du denkst. Und ich habe es dir bereits gesagt, es funktioniert auch dann recht gut, wenn es in deinen übernatürlichen kleinen Pfoten liegt.«
Einen Moment standen sie sich furchtbar wütend im Mondlicht gegenüber. Dann sah Cassie auf ihre Arm- banduhr und wandte sich ab.
»Keine Zeit«, blaffte sie. »Nicht jetzt. Kannst du einen Motor kurzschließen?«
»Klar.« In seiner Stimme lag ein unverkennbares Grinsen. Das lag zum Teil sicherlich an dem kleinen Sieg, den er gerade über sie errungen hatte, dachte sie säuerlich.
»Gut. Dann kannst du dich tatsächlich nützlich machen.« Sie rannte auf den Pier zu. »Wir werden ein Schnellboot nehmen.«
KAPITEL 26
Jake war immer noch dicht hinter Cassie, als sie durch die Straßen der Stadt rannte. In Sultanahmet standen lauter hohe Gebäude und die Straßen und Gassen waren quälend gewunden. Trotzdem beherrschte die Hagia Sophia das Stadtbild.Von Flutlicht beschienen wie ein gigantisches goldenes Juwel, überragten ihre Kuppel und ihre Minarette alles. Sie konnten sie nicht verfehlen. Cassie sprang über ein Geländer und stürmte durch den Park auf die Hagia Sophia zu. Die ganze Zeit über war sie sich des Messers in Jakes Hosenbund bewusst. Es lebte und rief nach ihr, aber sie ließ sich
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