Dunkle Sehnsucht des Verlangens
einem
solchen Mann ihre Liebe zu schenken? Sie wünschte sich dasselbe so sehr für
Darius. Sie wünschte sich eine Frau, die ihren Bruder so liebte, wie sie Julian
liebte. Und Desari wünschte sich auch Gefährten für Syndil, Barack und Dayan.
Lachend legte ihr Julian den Arm
um die Schultern und zog sie an sich. Es sah Desari ähnlich, an die anderen Mitglieder
ihrer Familie zu denken und sich zu wünschen, ihre Freude mit ihnen teilen zu
können. Dafür liebte er sie umso mehr. »Sieh dir die Sterne an, Desari. Morgen
Nacht wird es einen Sturm geben. Ich spüre ihn nahen. Doch heute Nacht werden
wir gemeinsam durch den Wald spazieren und unsere Zeit miteinander genießen.«
»Aber die Sonne geht bald auf«,
erinnerte sie ihn lächelnd.
»Bis dahin haben wir noch ein
paar Stunden Zeit«, erwiderte Julian. »Mehr als genug Zeit für mich, meine Aufgabe
zu erfüllen.«
»Du hast eine Aufgabe?«, fragte
Desari, ein amüsiertes Funkeln in den dunklen Augen.
»Selbstverständlich. Ich muss
dich davon überzeugen, dass ich der einzige Mann bin, den du je in deinem Leben
willst oder brauchst.«
»Aber mein Leben könnte einige
Zeit währen«, erklärte Desari.
»Es wird immer meine oberste
Pflicht sein, für deine Sicherheit zu sorgen, cara mia. Ich möchte, dass du sehr lange
Zeit an meiner Seite lebst.«
Desari wandte sich ihm zu und
schmiegte sich enger an ihn. »Wie lange?«, flüsterte sie, während sie ihre
Zähne spielerisch über sein markantes Kinn gleiten ließ.
Er schloss sie fest in die Arme,
während ihn tiefe Freude erfüllte und er gleichzeitig von einer Welle des
Verlangens erfasst wurde. Julian beugte sich zu Desari hinunter und bedeckte
ihre Lippen mit seinen. Sofort wurde er von samtigen Flammen erfasst, die auf
seiner Haut und in seinem Körper zu lodern schienen. Desari reagierte auf sein
Begehren, indem sie sich noch enger an ihn schmiegte.
Dann wurden sie von einem
Geräusch aufgeschreckt. Es war kaum hörbar, nur das leise Rascheln von Fell auf
einem Blatt, doch es genügte, um Julian frustriert aufstöhnen zu lassen.
Niedergeschlagen lehnte er seine Stirn an ihren
Kopf. »Deine Familie treibt mich
noch in den Wahnsinn. Wir haben keinerlei Privatsphäre, piccola.«
Desari lachte leise, aber auch
ihr war die Frustration anzumerken. »Ich weiß, Julian. Doch das ist eben ein
kleines Opfer, das wir bringen müssen, um als Familie zusammenzuleben. Dafür
helfen wir einander in jeder Krisensituation.«
»Und wer hilft mir? Glaub mir, cara, ich befinde mich im Augenblick
in einer sehr tiefen Krise. Ich brauche dich, ehe ich völlig den Verstand
verliere.«
»Ich weiß. Ich empfinde
genauso«, flüsterte sie, die Lippen an seine Mundwinkel gepresst. Die
Sehnsucht war deutlich in ihrer Stimme zu hören. »Unsere Zeit wird kommen.«
»Hoffentlich bald«, knurrte
Julian. Innerlich lachte Desari. Julian hörte das Lachen in ihren Gedanken, in
ihrem Herzen. Sie konnte der Situation etwas Komisches abgewinnen, obwohl auch
sie sich nach ihm sehnte. Unwillkürlich musste er lächeln. Desaris Lachen war
stets ansteckend, ob es nun laut oder nur in ihren Gedanken erklang. Es drückte
Freude aus. Reine, ungetrübte Freude. Nie zuvor hatte Julian etwas Ähnliches
erlebt.
Desari gab ihm einen Kuss aufs
Kinn. »Wir können Syndil jetzt nicht im Stich lassen.«
»Es ist schwierig, ihr zu
helfen, wenn sie ständig im Körper eines Leopardenweibchens lebt.«
»Still. Sie könnte dich hören«,
warnte Desari, während sie sich auf die Zehenspitzen stellte, um seine Augenbrauen
zu küssen und ihre Wange an seine gerunzelte Stirn zu schmiegen. »Vielleicht
möchte sie wie früher mit mir sprechen. Falls es so ist, möchte ich für sie da
sein.«
»Na schön«, stimmte Julian unwirsch zu. »Aber falls
Barack mit seinem sauertöpfischen
Gesichtsausdruck hier vorbeikommt, soll er sich gefälligst verdrücken.«
»In letzter Zeit scheint er es
vorzuziehen, wie ein Macho aufzutreten«, erklärte Desari. »Seit Savons Überfall
auf Syndil ist es immer schlimmer geworden. Er hat sich zu ihrem persönlichen
Leibwächter erklärt, und damit versteht er keinen Spaß. Julian«, fügte sie
hinzu, offenbar inspiriert von einer großartigen Idee, »vielleicht solltest du
ihm sagen, dass er sie nicht so herumkommandieren soll. Er muss einfach
behutsamer mit ihr umgehen.«
Julian schnaubte. »Wohl kaum.
Ich weigere mich, mich in Baracks Angelegenheiten einzumischen. Für einen Kar-
patianer wäre ein solches Verhalten
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