Dunkle Sehnsucht des Verlangens
Körper zu verlassen und sich
in reine, heilende Energie zu verwandeln, die in Darius' leblosen Körper
eindrang.
Desaris Bruder war schwer
verletzt. Der Speer war direkt unter dem Herzen in ihn eingedrungen und hatte
Sehnen und Gewebe, Arterien und Venen zerfetzt. Die Spitze hatte Darius'
starkes Herz getroffen und eine schwere Schnittwunde verursacht. Dieser Speer
war für Julian gedacht gewesen und hätte ihn vermutlich getötet. Und dann wäre
Desari auch gestorben. Ich stehe tief in deiner Schuld, Darius, flüsterte er leise in seinen
Gedanken, während er mit der schwierigen Aufgabe begann, den Verletzten von
innen heraus zu heilen. Es war Darius gelungen, sofort alle seine
Körperfunktionen zu stoppen und seinen Geist mit dem Desaris zu verschmelzen,
um für den Notfall in ihrer Nähe zu bleiben. Julian verstand die Absichten des
Familienoberhauptes, als wären sie seine eigenen. Darius würde seine Familie
nicht schutzlos zurücklassen, bis er sich davon überzeugt hatte, dass Desaris
Gefährte seinen Platz einnehmen konnte.
Und dann war Julian nur noch Licht und Energie, reine, weiß glühende
Hitze, die ihre heilenden Kräfte entfaltete. Er schloss die schweren
Verletzungen der Arterie, die Darius so viel Blut verlieren ließen. Die Wunde
im Herzen bedurfte enormer Konzentration. Sie war tief, und Julian durfte sich
keinen Fehler erlauben. Nach einiger Zeit bemerkte er, dass er von Stimmen
umgeben war. Die Worte des Heilungsrituals beruhigten ihn und erfüllten ihn mit
Zuversicht und Vertrauen auf die Aufgabe, die vor ihm lag. Dies war die
schwierigste Heilung, die er je vorgenommen hatte, und die vertrauten Worte
und Desaris wunderschöne Stimme gaben ihm den inneren Frieden, den er so nötig
brauchte. Sie war bei ihm, hielt ihren Bruder mit ihren Gedanken fest und
verlieh Julian Stärke, während ihre Stimme die heilenden Worte des uralten
karpatianisehen Rituals mit Leben erfüllte. Die anderen stimmten in den
melodischen Gesang ein und trugen so ebenfalls zum Heilungsprozess bei.
Sich in reine Energie zu
verwandeln, ermüdete jeden Heiler schnell. Es war sehr schwierig, seinen eigenen
Körper auf diese Weise zu verlassen. Am Ende fühlte sich Julian so erschöpft,
dass er aus Darius' Körper schlüpfte und taumelnd seinen eigenen erreichte. Er
ließ sich auf die weiche Erde sinken und neigte den Kopf, sodass sein langes
Haar die Erschöpfung in seinen Zügen verbarg.
Zärtlich strich Desari über die
zerzausten Strähnen und ließ ihn ihren kräftigen, gleichmäßigen Herzschlag
spüren, um ihm neue Kraft zu geben. Julian war ihrem Bruder so ähnlich. Er
übernahm die Kontrolle über jede Situation und tat alles Nötige. Desari spürte
den Hauch einer Bewegung in ihrem Geist, nicht auf dem telepathischen Pfad,
den sie mit Julian teilte, sondern auf dem ihrer Familie. Darius würde
überleben.
Dayan hatte die gesamte Prozedur
genau beobachtet. »Wird er wieder gesund werden?« Er richtete die Frage an
Julian, nicht an Desari, und sie schien ein Friedensangebot von Darius'
Stellvertreter zu bedeuten.
Erschöpft warf Julian ihm einen
Blick zu. »Er wird diese Welt nicht verlassen, bis er dazu bereit ist. Dann jedoch
wird es niemanden geben, der ihn aufhalten kann. Er wird überleben, braucht
aber Blut und Ruhe. Wir alle müssen heute Nacht auf die Jagd gehen, um ihn zu
versorgen. Außerdem müssen wir ihn streng bewachen. Der Vampir weiß von seinen
Verletzungen und hält ihn für geschwächt und angreifbar. Vermutlich wird er
nach Darius' Ruheplatz suchen, weil er hofft, ihn mühelos töten zu können.«
Hinter ihm regte sich Desari
erschrocken und schmiegte sich plötzlich eng an ihn, als suchte sie seinen
Schutz.
Julian legte sofort seinen Arm
um ihre Schultern und zog sie an sich. »Dazu wird es nicht kommen, Desari.
Selbst in seinem augenblicklichen Zustand ist Darius immer noch sehr
gefährlich. Sein Geist allein verfügt über genügend Macht, um einen Vampir zu
töten. Du brauchst dir keine Sorgen um ihn zu machen. Außerdem werden wir
seinen Ruheplatz mit dem mächtigsten Schutzzauber belegen, für den Fall, dass
der Vampir tatsächlich an uns vorbeikommt.«
»Er wird nach dir suchen.«
Syndil sprach leise, und ihre Stimme klang so schön und rein, dass sie Julians
Seele berührte. »Er hasst euch alle, jeden karpatianischen Mann, und er wird
versuchen, mich zu benutzen, um euch zu vernichten.« Sie blickte zu Julian
auf. »Doch dich hasst er am meisten. Er glaubte, dich kontrollieren zu
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