Dunkle Sehnsucht des Verlangens
gedacht war, sie aufzuhalten.
Aber unbeirrt flog er weiter, um den Feind einzuholen.
Der Angriff kam hinterrücks, ohne Warnung. Die zwei erfahrenen Jäger
waren nicht auf den scharfen Speer vorbereitet, der blitzschnell durch die
Luft flog und sich offenbar Julian als Ziel auserkoren hatte. Keiner der
beiden wusste, ob es Desaris ängstlicher Schrei gewesen war, den sie
ausgestoßen hatte, als sie sich in die Lüfte geschwungen hatten, oder ihre
eigenen Instinkte, die sie warnten, doch als Julian sich umdrehte, um der
Bedrohung ins Auge zu sehen, warf sich Darius zwischen den Gefährten seiner
Schwester und den tödlichen Speer.
Die Waffe, die der Untote geschaffen
hatte, war scharf und tückisch. Sie traf Darius, der sich noch immer im Körper
des Raubvogels befand, direkt unter dem Herzen.
Dayan! Ohne bewusst darüber
nachzudenken, übernahm Julian das Kommando und rief den anderen Karpa- tianer
zu Hilfe, um sich dann selbst blitzschnell aus den Wolken hinunterzustürzen, um
Darius aufzufangen, der vom Himmel fiel. Gleichzeitig suchte er nach dem
Vampir, der jetzt ein viel leichteres Spiel haben würde. Desari, atme für ihn. Atme
tief. Du musst dich beruhigen. Atme für deinen Bruder, damit wir ihn am Leben
erhalten können. Der Speer hat sein Herz gestreift, und er hatte keine andere
Wahl, als seine Körperfunktionen anzuhalten. Suche die Verbindung zu ihm, damit
er bei uns bleibt. Julian gab die Anweisung als Heiler. Er hatte viel über die uralten
Heilkünste gelernt, indem er Gregori, den Dunklen, beobachtet hatte, der der
größte Heiler des karpatianischen Volkes war.
Dayan erreichte die beiden und
fing Darius mitten im Flug auf, sodass Julian nun freie Hand hatte, sie zu bewachen,
während sie zu ihrem Versteck eilten, einem erloschenen Vulkan mit heißen
Quellen. Als Julian ausatmete, klang es wie ein Zischen. Er konnte seinen Erzfeind
nicht länger verfolgen, während Darius so schwer verwundet war. Schließlich
hatte der Karpatianer sein Leben gerettet und damit auch Desaris. Julians
Ehrgefühl hätte ihm nie gestattet, Desaris Bruder jetzt im Stich zu lassen. Die
anderen verfügten nicht über seine Heilkräfte, obwohl sie ihn sicherlich in
seiner Aufgabe unterstützen konnten.
Julian folgte den anderen und
bewachte ihren Rückzug. Er hatte die telepathische Verbindung zu Desari aufgenommen,
um besser erkennen zu können, was in Darius vor sich ging, und noch im Flug
seine gefährliche Wunde zu untersuchen. Darius war kräftig und gesund und verfügte
über einen eisernen Willen. Letztlich würde er selbst über Leben und Tod
entscheiden. Falls er beschloss, die ewige Ruhe zu suchen, könnte ihn niemand
daran hindern.
Barack und Syndil hatten bereits
den Eingang zu der versteckten Höhle im Berg geöffnet, damit Julian, Dayan und
Darius leichter den geheimen Ruheplatz erreichen konnten. Barack flog wachsam
voran und untersuchte die Umgebung nach allen möglichen Gefahrenquellen. Er
suchte nach Spuren des Untoten, leeren Flecken, eigenartigen Gerüchen, nach
allen Anzeichen, die unter Umständen auf die Gegenwart eines Feindes hindeuten
könnten. Dann schickten Syndil und er sich an, die Heilung vorzubereiten. Sie
suchten eine Stelle aus, an der die Erde besonders fruchtbar und reichhaltig
war, und Syndil kniete sich hin, um mit ihrem Zauber die Heilkräfte der Erde zu
verstärken, während Barack Heilkräuter und Kerzen an den Wänden der Höhle
verteilte.
Dayan legte Darius auf das Bett
aus fruchtbarer Erde, das für ihn bereitet worden war, und trat dann zurück, um
Julian Platz zu machen. Desari ließ sich an den Rand der Ruhestätte sinken und
konzentrierte sich auf ihren Bruder. Zärtlich strich sie ihm über die leblose
Hand, während ihr die Tränen ungehindert über die Wangen strömten. Sie kannte
Darius' starken Willen. Er würde nur bei ihnen bleiben, wenn er es wollte. Sie
würde ihn nicht dazu bringen können, seine Meinung zu ändern.
Er wird bei uns bleiben, erklang Julians ruhige Stimme
sanft, stark und sicher in ihren Gedanken. Darius weiß, wie sehr ihr
ihn braucht. Er wird dich nicht verlassen, ehe er sich nicht davon überzeugt
hat, dass ihr alle auch ohne ihn in Sicherheit seid. Darius konnte die Gedanken
seiner Schwester lesen und damit diese Worte hören, das wusste Julian. Außerdem
brauchte Desari dringend Trost.
Julian berührte ihre Schulter
und strich ihr zärtlich übers Haar. Ohne auf die anderen zu achten, holte er
tief Luft und konzentrierte sich darauf, seinen
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