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Dunkle Sehnsucht des Verlangens

Dunkle Sehnsucht des Verlangens

Titel: Dunkle Sehnsucht des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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konnte der Stimme widerstehen, die aus einer anderen Welt zu stammen
schien. Die Melodie klang rein und wunderschön. Die einzelnen Töne schienen als
goldene und silberne Lichtpunkte in der dunklen Nacht zu schimmern.
    Julian beobachtete die Wirkung
von Desaris Gesang auf den Vampir. Das Gesicht des Untoten wurde noch bleicher,
und seiner Haut schien zu schrumpfen, bis er mehr denn je einem Skelett glich.
Plötzlich hingen Haut und Kleider in Fetzen an ihm herunter. Es gelang ihm
nicht länger, die Illusionen von Jugend und Schönheit aufrechtzuerhalten.
Jetzt zeigte er sein wahres Gesicht, das eines uralten, verdorbenen, seelenlosen
Ungeheuers. Die Melodie brachte ihn um den Verstand, denn sie lockte ihn mit
dem strahlenden Licht von Güte und Mitgefühl, das der Vampir für immer
aufgegeben hatte, als er seine Seele verloren hatte.
    Fauchend und spuckend kämpfte er
gegen den Lockruf an, schleppte sich jedoch gleichzeitig mit schweren Schritten
auf Julian und den sicheren Tod zu. Desari sang weiter. Plötzlich schien die
Nachtluft unter dem Gewicht der vielen Eulen zu ächzen, die in Scharen
heranflogen und sich überall auf den Ästen der Bäume niederließen. Rotwild,
Berglöwen, Bären, ja sogar Füchse und Hasen versammelten sich auf der
Waldlichtung und bildeten einen Kreis um die drei menschlichen Gestalten.
    Der Vampir hielt sich die Ohren
zu, stöhnte auf und stieß einen Schwall hässlicher Flüche aus, doch seine Füße
setzten wie von selbst den Weg zu Desari fort. Hinter Julian kroch ein zweiter
Vampir aus dem Dickicht. Seine roten Augen glühten hasserfüllt. Er starrte
Desari an, während seine spitzen Zähne immer wieder schnappend aufeinander
schlugen und sein übel riechender Atem seine Anwesenheit schon von weitem
ankündigte. Dieser Vampir war älter und weitaus mächtiger als der erste.
Offenbar hatte er den anderen Untoten nur dazu benutzt, Julian anzulocken. Er
kämpfte mit aller Kraft gegen Desaris hypnotisches Lied an, doch er war nicht
derjenige, nach dem Julian suchte.
    Der Karpatianer erkannte sofort,
dass dieser Vampir dennoch sehr gefährlich und verschlagen war. In seinen Zügen
lag unendliche Grausamkeit, und es beunruhigte Julian, dass sein Blick nicht
eine Sekunde lang von Desaris Gesicht wich. Du darfst ihn nicht
ansehen ,
warnte Julian sie, während plötzliche Furcht seine Selbstsicherheit erschütterte.
Er verwünschte die Tatsache, dass Desari sich an seiner Seite befand, denn nun
wurde er ständig von dem mächtigsten Gefühl abgelenkt, das er je empfunden
hatte - Angst um seine Gefährtin.
    Julian schlug ohne Vorwarnung zu
und bewegte sich mit der blitzartigen Geschwindigkeit, für die er selbst unter
Karpatianern berühmt war. Doch der Vampir war nicht mehr da. Es war ihm
tatsächlich gelungen, Desaris Zauber zu brechen, und nun griff er sie an, ehe
sie etwas dagegen unternehmen konnte. Augenblicklich fuhr Julian herum und
stürzte sich auf das andere Ungeheuer. Mit zerstörerischer Wucht rammte er
seine Faust in die Brust des Vampirs. Als er den Arm wieder zurückzog, lag das
verdorbene Herz des Vampirs auf seiner Handfläche. Schnell wich Julian vor dem
kreischenden Ungeheuer zurück.
    Der Vampir drehte sich wie
wahnsinnig im Kreis, ehe er zuckend zu Boden fiel. Julian sammelte die Energie
der Blitze in den Wolken und lenkte sie auf den Kadaver, der sogleich zu Asche
zerfiel. Dann sprangen die Flammen auf das Herz des Untoten über, das Julian
beiseite geworfen hatte. Nur wenige Sekunden später war nichts mehr von dem
Vampir übrig. Und Julian löste sich in nichts auf.
    Desari stockte der Atem, als die
klauenbewehrten Finger des anderen Vampirs sich um ihren Nacken legten. Die
ekelhafte Berührung ließ sie schaudern. Julian hatte den anderen Vampir so
schnell vernichtet, dass sie es erst bemerkt hatte, als er bereits spurlos
verschwunden war. Sie vertraute ihm und wusste mit absoluter Sicherheit, dass
er sie nicht im Stich gelassen hatte.
    »Warum verfolgst du mich,
Untoter?«, fragte sie sanft und benutzte ihre Stimme als eine Waffe des Guten.
Die harmonischen Klänge verursachten dem Vampir Unbehagen.
    Der Untote verzog fauchend das
Gesicht und ließ Desari seine giftigen Krallen spüren. »Du wirst nicht
sprechen«, befahl er spuckend und knurrend.
    »Entschuldigung«, erwiderte
Desari voller Unschuld. Sie war fest entschlossen, Julian jeden erdenklichen
Vorteil zu verschaffen.
    Der Vampir drehte sich mit ihr
in alle Richtungen und benutzte ihren schlanken Körper

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