Dunkle Sehnsucht des Verlangens
harter,
unnachgiebiger Mann, geformt von Jahrhunderten einer trostlosen, einsamen
Existenz. Wenn er tatsächlich je mit einem anderen Lebewesen gelacht hatte,
musste es sich um eine vage Erinnerung an seine Jugendzeit handeln. Er war dazu
verdammt gewesen, sein Leben in Einsamkeit zu verbringen, doch nun wünschte er
sich nichts sehnlicher, als bei dieser Frau zu sein und sein Leben mit ihr zu
teilen, die Berge, die Städte, die Welt. Er wusste nichts von spielerischen
Vergnügungen und hatte bislang auch nur sehr selten einen Anflug von Humor in
sich entdeckt. Doch nun ging eine eigenartige Veränderung in ihm vor. Desaris
Lachen drang in seine Seele und fand dort eine ebenso überschwängliche Antwort.
Auch Julian sprang auf den am
Boden liegenden Baumstamm und griff nach Desaris Taille, aber sie entwischte
ihm wieder. Mitten im Sprung schimmerte ihr Körper und verwandelte sich,
während sie noch leichtfüßig auf einem weiteren Baumstamm landete und gleich
darauf wieder davonsprang. Dunkel glänzendes Fell bedeckte nun ihre Haut, und
ihr Katzengesicht war gerundet und wunderschön. Das Leopardenweibchen warf
Julian einen verführerischen Blick zu und rannte dann anmutig durch den Wald.
Die Katze schien beinahe mit dem Blattwerk zu verschmelzen. Julian folgte ihr
lächelnd. Sein Körper streckte sich und verwandelte sich in die kräftige,
muskulöse Gestalt eines männlichen Leoparden. Sofort nahm er Desaris Witterung
auf, die vom Nachtwind zu ihm getragen wurde und eine wilde Leidenschaft in ihm
erweckte.
Julian beschleunigte seinen
Lauf, bis er schließlich nur noch einem verschwommenen goldenen Schimmer glich,
während er sich lautlos an seine Partnerin heranpirschte. Als er sie sah, wuchs
seine Erregung noch. Das Leopardenweibchen rollte sich spielerisch auf einem
weichen Bett aus Kiefernnadeln hin und her. Die Leopardin sah so verführerisch
aus, dass der männliche Leopard sie nur einen Augenblick lang betrachten
konnte, ehe sein übermächtiges Verlangen ihn dazu antrieb, langsam auf das
Weibchen zuzugehen.
Zwar behielt es ihn wachsam im
Auge, wies ihn jedoch nicht zurück. Er umkreiste sie und beobachtete jede ihrer
Bewegungen. Sie rollte sich auf die andere Seite und streckte sich, sodass er
ihr einen sanften Stoß mit der Schnauze versetzen konnte. Sie erwiderte die
Liebkosung in gleicher Weise. Sie blickten einander an, sprangen auf und liefen
gemeinsam davon. Leichtfüßig sprangen sie über Baumstämme und dicke Äste und
bahnten sich anmutig einen Weg durch das Dickicht.
Im Körper des Leoparden genoss Julian die kraftvollen Bewegungen, die
geheimnisvolle Aura der Nacht und die Freiheit des Waldes. In Desaris
spielerischer Verführung vermochte er ihr Verlangen nach ihm zu erkennen. Er
blieb dicht an ihrer Seite, versetzte ihr hin und wieder einen zärtlichen Stoß
und genoss sogar die Sehnsucht nach ihr, die in ihm loderte. Er übte sich in
Geduld. Die Zurückweisung eines Leopardenweibchens konnte überaus gefährlich
werden, und kein männlicher Leopard wäre unvorsichtig genug, einen ihrer
Tatzenhiebe zu riskieren. Also blieb er einfach in ihrer Nähe und folgte seinen
Instinkten. Sie verlangsamte ihre Schritte und begann, ihn spielerisch zu
umkreisen. Immer wieder kauerte sie sich vor ihm auf den Boden. Doch als er
ihrer einladenden Geste folgen und seinen Körper an ihren schmiegen wollte,
knurrte sie eine Warnung und sprang davon - nur um gleich darauf zurückzukehren
und das Spiel von neuem zu beginnen. Mit jeder Runde spürte Julian, wie seine
Sehnsucht nach ihr drängender wurde. Sie war so schön, ihr Fell so geschmeidig
und weich, ihr Gesicht perfekt geformt. Wieder kauerte sie vor ihm, um ihn in
Versuchung zu führen. Diesmal gelang es ihm, sich an sie zu schmiegen und mit
den Fängen sanft ihre Schulter festzuhalten.
In diesem Augenblick war Julian
so sehr zum Leoparden geworden, dass er im Nachhinein nicht mehr sagen konnte, ob
es die Raubkatze oder der Mann war, der auf die Bedrohung reagierte. Er nahm
den finsteren Schatten über ihnen wahr, als auch schon der Angriff erfolgte.
Julian benutzte seine immensen Körperkräfte dazu, das Leopardenweibchen weit
von sich zu stoßen, um ihr einen Vorsprung zur Flucht zu verschaffen.
Gleichzeitig rollte er sich auf die Seite, um den Angriff mit der Schulter abzufangen.
Ein stechender Schmerz
durchzuckte ihn, als sich die messerscharfen Klauen in seine Schulter bohrten.
Sofort betäubte er die Wunde, um keine Schmerzen mehr zu spüren,
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