Dunkle Sehnsucht des Verlangens
mir, wenn du mich brauchst.«
Dayan stand auf und begab sich auf die Jagd.
Desari seufzte leise. »Er kommt
mir manchmal sehr einsam vor, Darius.«
»Die Männer sind immer einsam,
kleine Schwester«, antwortete Darius leise. »Es ist eine Tatsache, mit der wir
alle leben müssen.« Dann strich er ihr mit der Fingerspitze übers Kinn. »Wir
verfügen nicht über dein Mitgefühl und liebevolles Wesen.«
»Was können wir denn tun, um
euch zu helfen?«, fragte Desari sofort.
»Dein Gesang und der innere
Frieden, den du ausstrahlst, helfen. Du und Syndil, ihr seid unsere Stärke,
Desari, daran darfst du niemals zweifeln.«
»Und doch sind wir dafür
verantwortlich, dass sich so viele Vampire in dieser Gegend versammeln. Sie
suchen nach uns.«
Darius nickte. »Das ist sehr
wahrscheinlich. Aber schließlich ist es nicht eure Schuld.«
»Doch du musst gegen sie kämpfen.«
»Das ist meine Pflicht, die ich
akzeptiere. Ich bin jetzt müde, Desari, und wir müssen deinen Gefährten noch in
der Erde zur Ruhe betten, damit seine Wunden ausheilen können. Lass uns gehen.«
Desari trat zur Tür, wandte sich
dann aber um und blickte Darius über ihre Schulter hinweg an. »Der Bus streikt
mal wieder, Darius. Ich werde eine Anzeige in den Zeitungen aufgeben, um nach
einem Mechaniker zu suchen, der mit uns reisen kann. Das wird die Dinge hier
etwas verändern, das weiß ich, aber es sollte uns nicht schwer fallen, einen
einzigen Sterblichen zu kontrollieren. Ich könnte sogar die Anzeige mit einem
Zauber versehen, sodass wir nur eine Antwort von jemandem bekommen, der zu uns
passt.«
»Wenn es einen solchen
Sterblichen überhaupt gibt. Und wenn dein Gefährte nicht zu eifersüchtig wird.
Er scheint mir manchmal etwas besitzergreifend zu sein.«
Desari wandte sich von ihrem
Bruder ab. Wenigstens hatte sie seine Zustimmung erhalten, das freute sie.
Offenbar ging Darius davon aus, dass sie keinen passenden Mechaniker finden
konnte, doch sie war fest entschlossen, es zu versuchen. Desari war es
allmählich leid, sich um jedes einzelne Detail ihrer Reisen selbst zu kümmern.
Sie verließen den Bus, traten
ins graue Licht des frühen Morgens hinaus und eilten in den dichten Wald, um
eine Stelle auszusuchen, die zwar vor der Sonne geschützt war, jedoch mehrere
Fluchtwege bot.
Desari fand einen solchen Ort
und öffnete mit einer Handbewegung die Erde, die sie mit ihrer kühlen Heilkraft
und verjüngenden Wirkung willkommen zu heißen schien.
Lautlos tauchte Darius hinter
ihr auf, Julian auf den Armen. Vorsichtig bettete er ihn ins Erdreich. »Schlafe
tief. Falle in den Schlaf unseres Volkes, Gefährte meiner Schwester, damit
deine Wunden heilen und du erfrischt und mit neuen Kräften aufwachst.« Desari
folgte Julian in die Erde. Darius beobachtete, wie seine Schwester mit einer
Handbewegung das Erdreich über sich schloss und ihren letzten Atemzug tat.
Darius stand einen Augenblick
lang im Wald und lauschte dem Gesang der Vögel und dem Rascheln der Mäuse im
Gebüsch. Normalerweise legte er sich zur Ruhe, bevor die Sonne aufging. Er
hatte die Geräusche des Morgens schon beinahe vergessen. Als er sich in seiner
grauen Welt umblickte, fühlte er die Einsamkeit auf sich lasten, die alle
Männer seines Volkes jahrhundertelang ertragen mussten. Die Jahre erstreckten
sich vor ihm, endlos, trostlos, ohne Hoffnung. Und niemand konnte etwas daran
ändern. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sich die Finsternis in ihm
ausbreiten und seine Seele verschlingen würde. Nur sein eiserner Wille, sein
Ehrgefühl und die Verantwortung für seine Familie hatten ihn bislang davon
abgehalten, in die Sonne zu treten und seinem Leben ein Ende zu setzen. Wie
viel schlimmer musste es für Desaris Gefährten gewesen sein, da der Schatten
eines Vampirs auf seiner Seele lag und ihn von innen heraus zerstörte! Julian
Savage stellte für jeden, dem er begegnete, eine Bedrohung dar. Und jetzt
gehörte er zu Darius' Familie.
Kapitel 11
Die sinkende Sonne färbte den
Himmel mit einer Vielzahl von Rot-, Orange- und Rosatönen. Sie versank hinter
den Bergen, und tauchte den Wald in ein warmes Licht, das tanzende Schatten auf
die Blätter und Büsche warf. Der Wind blies sanft und frisch und erinnerte an
den ewig neuen Kreislauf des Lebens.
Die meisten Campinggäste hatten
die Gegend bereits verlassen, denn sie war ihnen unheimlich geworden, als
lauerte etwas sehr Gefährliches in der Nähe. Die beiden vermissten Goldsucher
waren nie gefunden
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