Dunkle Sehnsucht des Verlangens
Böse eines Vampirs in ihm wohnte.
Darius konnte sich kaum vorstellen, welche Qualen Julian in jedem Augenblick
seiner Existenz ausgehalten haben musste. Dennoch gab es nichts, was er für den
Karpatianer tun konnte, der nun der Gefährte seiner Schwester war. Seufzend
kehrte Darius in seinen eigenen Körper zurück. Er würde Julian genau beobachten
müssen, um für Desaris Sicherheit zu sorgen.
Als Darius die Augen öffnete,
reagierten sie sofort auf das Licht der heraufziehenden Dämmerung. Der Himmel
hatte sich taubengrau gefärbt und kündigte den neuen Tag an. Sofort schloss er
die Augen wieder, um der Wirkung des Lichts zu entgehen. Es beunruhigte ihn,
dass er in letzter Zeit so sensibel auf die Morgensonne reagierte. Nie zuvor
hatte sich Darius mit einer eigenen Schwäche auseinander setzen müssen.
Jahrhundertelang war es ihm leicht gefallen, selbst bis zehn oder elf Uhr am
Morgen über der Erde zu bleiben, doch in den letzten, schier endlosen Jahren
waren seine Augen immer sensibler geworden. Darius verfügte über einen
eisernen Willen. Wenn er sich zu einer Aufgabe entschlossen hatte, brachte er
sie auch zu Ende, gleichgültig, wie schwierig sie war. Doch es gelang ihm einfach
nicht, seine Reaktion auf das Licht des frühen Morgens zu überwinden.
»Darius?« Dayan berührt ihn
leicht an der Schulter, um ihn aus seinen Gedanken zu reißen. »Ist es
vollbracht?«
»Wir müssen ihn in die Erde
bringen, damit seine Wunden ausheilen können. Ich werde ihm noch Blut geben,
bevor wir ihn zur Ruhe betten. Mein Blut ist stark genug, um den
Heilungsprozess zu beschleunigen. Allerdings habe ich keine Ahnung, warum ich
mir eigentlich so viel Mühe gebe.«
»Darius, du bist schon zu
geschwächt«, protestierte Dayan. »Ich werde ihm Blut geben.«
Darius schüttelte den Kopf. »Ich
will dein Leben nicht aufs Spiel setzen. Wenn mir auch nur eine Zelle dieses
gefährlichen Gifts entgangen ist, könntest du dich möglicherweise damit
infizieren.« Der wahre Grund für die Ablehnung war etwas komplizierter. Falls
Dayan sich je in einen Vampir verwandelte, sollte Julian nicht zu seinem Jäger
werden. Darius würde diese Verantwortung selbst übernehmen. Und wenn der
Schatten, den er in Julian entdeckt hatte, es einem Vampir ermöglichte, Julian
und damit auch Desari zu finden, würde Darius derjenige sein müssen, der den
Gefährten seiner Schwester unschädlich machte.
Besteht denn die
Möglichkeit, dass du etwas übersehen hast?, fragte Desari erstaunt, obwohl sie eigentlich nicht
daran glaubte. Darius war in allem, was er tat, sehr gründlich.
Sei nicht albern. Darius klang erschöpfter, als
er beabsichtigt hatte. Als er Desaris sorgenvollen Blick bemerkte, streckte er
die Hand aus, um sie zu beruhigen. »Mach dir keine Sorgen, kleine Schwester.«
Dayan hielt Darius sofort wieder
sein Handgelenk hin, um ihn mit dem Blut zu versorgen, das er so nötig
brauchte. Inzwischen hatte Barack Syndil zur Ruhe gebettet und einen
Bannzauber über ihren Schlafplatz gelegt, der ihre Sicherheit garantierte. Es
war immer Barack, der sich um Syndil kümmerte, besonders seit dem Überfall.
Früher war er sehr heiter und freundlich gewesen, doch inzwischen war er
deutlich ruhiger geworden. Und wenn er Syndil ansah, trat ein wachsamer,
gedankenvoller Ausdruck in seine Augen. Auch jetzt hatte Barack Syndil
beschützt, während Dayan Darius dabei geholfen hatte, den Fremden zu heilen.
Dayan setzte sich hin, da ihm
plötzlich schwindlig wurde. Er hatte in dieser Nacht viel Blut verloren. Darius
zwang Julian bereits dazu, sein Blut zu trinken. Dayan bewunderte die Art, mit
der Desaris Bruder alle seine Aufgaben erledigte - selbstsicher und stark. Der
Fremde hatte eine ganz ähnliche Ausstrahlung.
Zum ersten Mal betrachtete Dayan
Desaris Gefährten eingehend. Selbst in diesem lebensbedrohlichen Zustand sah er
noch immer überaus gefährlich aus. Dayan warf Desari einen verblüfften Blick
zu. Er konnte nicht verstehen, warum sie sich einen Mann ausgesucht hatte, der
ihrem Bruder so ähnlich war, obwohl sie oft gegen Darius' strikte Anweisung
rebelliert hatte.
»Geh auf die Jagd, Dayan«, riet
Darius. »Desari und ich werden Julian zu Ruhe betten. Ich werde mich über den
beiden schlafen legen, um sie zu beschützen, während
Julians Wunden ausheilen. Du musst
das Camp mit einem starken Bannzauber sichern, damit wir alle in Frieden
schlafen können.«
Dayan nickte. »Kein Problem,
Darius. Ich werde alles erledigen.«
»Rufe nach
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