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Dunkle Sehnsucht

Dunkle Sehnsucht

Titel: Dunkle Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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zu tun. Deshalb war er nicht immer ein guter Onkel gewesen, aber er war wie wir alle - ein Mensch mit Schwächen, der sich bemüht hatte, in harten Zeiten sein Bestes zu geben. Ich hegte keinen Groll gegenüber der Vergangenheit. Stattdessen war ich dankbar, dass Don überhaupt in mein Leben getreten war, und wünschte mir, er müsste es jetzt nicht schon wieder verlassen.
    »Cat.« Ein hauchfeines Lächeln geisterte über Dons Lippen, als er aufwachte und mich an seinem Bett stehen sah. »Hätte nicht gedacht, dass ich dich noch einmal sehen würde.«
    Ich atmete tief durch. Sonst wäre es mit meiner ohnehin fragilen Selbstbeherrschung ganz vorbei gewesen, und ich hätte unkontrolliert zu schluchzen begonnen.
    »Hättest du ja auch nicht, aber wie ich höre, hast du im Augenblick eine ziemlich eigensinnige Rekrutin am Hals«, antwortete ich und rang mir ein Lächeln ab, obwohl ich das Gefühl hatte, mein Gesicht würde auseinanderfallen.
    Don stieß ein kleines, gequältes Lachen aus. »Wie es aus-sieht, liegt deiner Mutter der Gehorsam ebenso wenig wie dir.«
    Sein sarkastischer Kommentar war so typisch für das Verhältnis, das wir zueinander hatten, dass ich bei dem Gedanken, Don zu verlieren, noch trauriger wurde. Mein Vater und ich hatten nur Hass füreinander empfunden, aber Don hatte mein Herz erobert, bevor ich überhaupt gewusst hatte, dass ich mit ihm verwandt war.

    »Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, du weißt schon«, gab ich zurück. Dann geriet ich doch aus der Fassung und vergoss ein paar Tränen, obwohl ich mir alle Mühe gab, sie zurückzuhalten.
    Ach Cat, wein doch nicht.
    Don hatte das nicht laut gesagt, aber ich hörte die Worte in seinen Gedanken so deutlich, als hätte er sie mir ent-gegengeschrien. Er führte die Hand an meine und tätschelte sie, bevor er die Augen schloss.
    »Alles wird gut«, flüsterte er.
    Und ich hörte noch etwas, das er nicht sagte, das aber in meinem Geist deutlicher widerhallte, als mir lieb war.
    Wie schön, dass die Schmerzen bald vorbei sind ...
    »Don.« Ich beugte mich vor und streichelte flehentlich seine Hand. »Du hast zwar Nein gesagt, aber es ist noch nicht zu spät, falls du deine Meinung geändert hast. Ich kann immer noch ...«
    »Nein«, fiel er mir ins Wort und öffnete die Augen. »Mein Leben dauert jetzt schon länger, als es sollte. Versprich mir, dass du mich gehen lässt und mich nicht wieder zurück-holst.« Ich bin müde, so müde, seufzte es in seinem Kopf.
    In meinem Herzen brach etwas, aber ich hielt seinem Blick stand, nickte und zwang mich zu antworten, während ich mir eine Träne von der Wange wischte.
    »Ich versprech's.«
    Braves Mädchen. Bin stolz auf dich. So stolz .
    Ich stand auf und lief hektisch im Zimmer auf und ab, damit er nicht sah, dass ich noch mehr weinen musste, als ich das hörte. Ich hatte schon viele Schlachten geschlagen, aber ihn gehen zu lassen, erforderte eine Stärke, von der ich nicht wusste, ob ich sie besaß.

    »Du weißt nicht, wie sehr du mir fehlen wirst«, flüsterte ich, ihm den Rücken zugewandt, während ich versuchte, mir die Tränen wegzuwischen, die einfach nicht aufhören wollten zu fließen, egal wie sehr ich gegen sie ankämpfte.
    Er schnaubte leise. »Doch. Du wirst mir auch fehlen.« Hab dich lieb, Nichte. Hätte ich dich doch früher kennengelernt.
    Hätte mir nicht so lange Zeit lassen sollen ...
    Als ich seine Gedanken hörte, entfuhr mir ein erstickter Laut. Ich bohrte mir die Fingernägel in die Handflächen in der Hoffnung, der leichte körperliche Schmerz würde mich ein wenig von meinen emotionalen Qualen ablenken. Aber es half nichts. Es schnürte mir das Herz zusammen. Gegen diese seelische Verletzung konnten selbst meine übernatürlichen Selbstheilungskräfte nichts ausrichten.
    Augenblicke später hörte ich das vertraute Geräusch schwerer Stiefel auf dem Flur und spürte ein Energiefeld in der Luft, das ich überall erkannt hätte. Gott, Bones war schnell hergekommen. Was meine Selbstbeherrschung, mit der es im Augenblick ohnehin nicht weit her war, noch mehr ins Wanken brachte. Bones war so schnell gekommen, weil er wusste, dass es mir dreckig ging, und dafür liebte ich ihn um so mehr, auch wenn es mir erst recht bewusst machte, wie schlimm mein Schmerz sein würde, wenn Don tot war.
    Dann war Bones an meiner Seite, erfasste mit einem kurzen Blick seiner dunklen Augen die Lage und streckte die starken Arme nach mir aus, um mich an sich zu ziehen. Ich gestattete mir ein

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