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Dunkle Sehnsucht

Dunkle Sehnsucht

Titel: Dunkle Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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hatte, war ich die glücklichste Person auf Erden gewesen.
    »Die Umstände sind unwichtig«, antwortete ich, noch immer bemüht, meine Tränen zurückzuhalten, während ich versuchte, all das in Worte zu fassen, was mir selbst erst vor so kurzer Zeit klar geworden war. »Hier geht es um Familie.«
    Don hatte meine Hochzeit nicht miterlebt. Meine Mutter auch nicht, und meine Großeltern waren damals schon Jahre tot gewesen. Aber wenigstens die Angehörigen, die ich noch hatte, konnten jetzt dabei sein. Ich wollte die Zeremonie nicht für mich wiederholen, sondern für sie.
    »Machst du es?«, fuhr ich fort.
    Dons Blick war verklärt. Aus seinen Gedanken erfuhr ich, wie viel meine Bitte ihm bedeutete, auch wenn er zur Antwort nur ein einziges Wort sagte: »Ja.«

    »Tate.« Ich drehte mich zur Tür, weil ich wusste, dass er die ganze Zeit über im Flur gewartet hatte. »Meinst du, du könntest mal eine Ausnahme machen und der ungehor-samen Rekrutin gestatten, kurz herzukommen?«
    Mit einem Schnauben, das halb Lachen, halb Ausdruck von Unglauben war, erschien Tate in der Tür. »Herrgott, Cat.«
    »Eine religiöse Zeremonie soll es eigentlich nicht werden«, gab ich müde lächelnd zurück, »aber deinen Segen nehme ich trotzdem gern an.«
    Tates Blick wanderte zu Bones und dann zu unseren ineinander verschränkten Händen. »Seit wann bedeutet euch beiden mein Segen etwas?«, war seine trockene Entgegnung.
    »Ich habe ihn mir nie erbeten und brauche ihn auch nicht«, antwortete ich ruhig. »Aber du bist mein Freund, Tate, also bedeutet er mir etwas.«
    Sein Gesicht musternd wartete ich, ob er den Ölzweig ergreifen würde, den ich ihm entgegenstreckte, oder ihn mir ins Gesicht schleudern würde wie so oft. Während er mich aus dunkelblauen Augen ansah, glitten Emotionen über seine ausdrucksstarken Züge wie Wellen über einen Teich. Erst Bedauern, dann Entschlossenheit und schließlich Akzeptanz.
    »Ich wünsche euch, dass ihr sehr glücklich seid«, sagte er mit leiser, aber aufrichtig klingender Stimme. Dann kam er zu meiner Überraschung mit ausgestreckter Hand näher.
    Aber nicht zu mir, sondern zu Bones.
    Bones ergriff Tates Hand und schüttelte sie, ohne meine dabei loszulassen, was keine große Sache war, weil ich seine linke Hand in meiner rechten hielt. Als der Händedruck vorbei war, warf Tate mir leise lächelnd einen Blick zu und sagte: »Keine Bange. Ich frage ja gar nicht, ob ich die Braut küssen darf.«

    Dann sah er Don an, der während unserer Unterhaltung die Augen geschlossen hatte, obwohl seine Gedanken mir sagten, dass er nicht schlief. Die Schmerzen in seiner Brust machten ihm zu stark zu schaffen, und jetzt strahlten sie auch schon wieder bis in seinen Arm aus wie vor ein paar Stunden schon einmal. Und doch kannte ich seine Antwort bereits, bevor Tate fragte: »Kann's losgehen?«
    Mein Onkel ahnte nicht, dass ich seine Gedanken hören konnte. Doch nun wusste ich: Er war viel glücklicher, so zu sterben, und nicht allein mit dem steten Piepsen des EKG-Geräts; und er war auch froh darüber, dass meine Mutter seinen Wunsch nicht respektiert hatte. All das hörte ich, und obwohl mir die Kehle vor ungeweinten Tränen brannte, sagte ich nichts. Tat nichts, obwohl mein eigenes Blut Dons nächsten Herzinfarkt sicher noch hätte verhindern können.
    Er hatte seine Entscheidung getroffen. Ich verabscheute sie - und wie! -, weil sie mir meine einzige Vaterfigur nahm, aber Tate hatte recht. Ich musste sie respektieren.
    »Also los«, antwortete Don. Seine Stimme war heiser vor Schmerz, aber das Lächeln, das er mir schenkte, war trotzdem echt.
    Tate nahm den Hörer des Telefons, das an Dons Bett stand, und bellte einen Befehl: »Crawfield soll herkommen, und zwar sofort.«
    Um nicht völlig die Fassung zu verlieren, während ich hörte, wie Dons Herz immer unsteter schlug und er sich in-nerlich gegen das zunehmende Engegefühl in seiner Brust zu wappnen versuchte, begann ich, ihm die komplizierte vampirische Ehezeremonie zu erklären.
    »Wenn zwei Vampire heiraten wollen, läuft das ungefähr so ab wie zu Zeiten, als Geschäfte noch per Handschlag be-siegelt wurden. Ein Vampir, für gewöhnlich erst der Mann, nimmt ein Messer, schneidet sich in die Handfläche und sagt dann...«
    Als meine Mutter eintraf, hatte ich Don bereits den Treueschwur vorgetragen und meine Hochzeit mit Bones beschrie-ben, ohne die etwas unschönen Details zu erwähnen. Sie sah unsere Vierergruppe etwas verwirrt an, aber Tate gab

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