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Dunkle Sehnsucht

Dunkle Sehnsucht

Titel: Dunkle Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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aufs Neue, dass er nur brutal war, wenn die Umstände es erforderten. Trotz seiner furcht-erregenden Reputation war er eher für seine Loyalität als für seine Bosheit bekannt. Ich wandte mich Fabian zu, der während der letzten Minuten geschwiegen hatte.
    »Erst holen wir Dave. Und dann«, ich warf Mencheres einen Blick zu, »feiern wir beide Wiedersehen mit unseren besseren Hälften, denn wenn Scythe und die Gang sich aus Memphis zurückziehen, gibt es für uns auch keinen Grund mehr hierzubleiben.«
    Ich hatte mir gerade fertig die Stiefel angezogen, um sie -
    und andere meiner Kleidungsstücke - mit Waffen zu bestü-
    cken, als ich ein vertrautes Vibrieren an der Hüfte spürte. Ich zückte mein Handy, nahm den Anruf an und meldete mich mit »Ja?«, ohne nachzusehen, wer am Apparat war.
    »Cat.«
    Täte sagte lediglich meinen Namen, aber etwas in seiner Stimme ließ mich so abrupt erstarren, als hätte die ganze Wucht von Mencheres' telekinetischer Energie mich getroffen.
    »Geht es um Don?«, hauchte ich, während es mir schmerzhaft die Brust zuschnürte. Das kann nicht sein. Ich habe doch erst vor ein paar Tagen mit ihm gesprochen, und er klang wie immer!, wollte ich die Realität leugnen.
    »Ja«, antwortete Tate knapp, klang dabei aber so mitgenommen, wie ich mich fühlte. »Komm zur Luftwaffenba-sis in Memphis. Dort wartet ein Heli auf dich.«
    Ich musste zweimal schlucken, bevor ich antworten konnte. »Ich bin unterwegs.«
    Mit gefühllosen Fingern schaltete ich das Handy ab. Mencheres' dunkle, verständnisvolle Augen blickten mich an, als ich aufsah. Er hatte offenbar mitgehört.
    »Geh«, sagte er. »Vlad und ich holen Dave und kommen dann nach.«
    Vlad nickte mir zur Bestätigung kurz zu. Ich hörte auf, mich zu bewaffnen, und ging nach oben. Auf der Frisierkommode lag mein roter Diamantring. Er war so auffallend, dass ich ihn bei der Ghul-Jagd nicht hatte tragen können, jetzt aber steckte ich ihn mir auf den Finger und fand Trost in seinem vertrauten Gewicht. Dann schnappte ich mir die Katzenbox. Ich wusste, dass ich nicht zurückkommen wür-de, und bis auf meinen Kater und meinen Ehering ließ sich alles ersetzen.

    Du schaffst es rechtzeitig.
    Das sagte ich mir im Auto und in der Luft die ganze Zeit über vor. Bis zu Dons Stützpunkt war es zwar nicht weit -
    einmal quer durch Tennessee, um genau zu sein -, aber ich war dennoch starr vor Angst, weil ich nicht zu spät kommen wollte. Der Helikopter landete, etwa zwei Stunden nachdem Tate mich angerufen hatte. Alles in allem war das kaum ein Wimpernschlag, aber mir kam es dennoch vor, als schleppten sich die Sekunden unbarmherzig dahin.
    Auf dem Dach der Militärbasis erwartete mich ein Vampir, dessen dunkles Haar vom Sog der Rotorblätter gepeitscht wurde. Nicht Bones, obwohl ich ihn angerufen hatte und er unterwegs war. Es war meine Mutter, die wortlos meine Hand nahm, als ich aus dem Helikopter sprang, um sogleich mit mir nach drinnen zu eilen. Ich schirmte mich so gut es ging energetisch ab, weil ich glaubte, ich würde es nicht ertragen, einen zufälligen Gedanken aufzuschnappen, der mir sagte, dass Don schon nicht mehr am Leben war. Ich schaffte es nicht einmal, meine Mutter anzusehen, als wir zum Aufzug strebten, geschweige denn, ihr die Frage zu stellen, die mir auf der Zunge brannte. Ich hatte zu viel Angst vor der Antwort.
    »Er lebt noch, Catherine«, sagte sie leise.
    Ich unterdrückte das erleichterte Schluchzen, das sich mir entringen wollte, und brachte ein Nicken zustande, während die Tränen mir bereits die Sicht raubten. Die Aufzugtüren öffneten sich, und als ich in die Kabine trat, fiel mir ein, dass ich zuletzt im Ritz mit dem Aufzug gefahren und dabei von Ghulen überfallen worden war.
    »Ist es der Krebs oder etwas anderes?«
    Es sollte besser etwas anderes sein, fügte ich im Stillen hinzu. Ich hatte Don alle paar Tage angerufen, um zu erfahren, wie es ihm ging, und mich dazu noch regelmäßig von Tate über den Gesundheitszustand meines Onkels infor-mieren lassen. Niemand hatte auch nur mit einem Wort er-wähnt, dass es mit ihm bergab ging. Falls Dons Zustand sich in den vergangenen Wochen stetig verschlechtert hatte und alle mich angelogen haben, würde ich mit dieser Drecksban-de kein Wort mehr wechseln, meine Mutter eingeschlossen.
    »Er hatte vor ein paar Stunden einen Herzinfarkt.«
    Ich schloss die Augen und ertrug den Schmerz, der über mich hereinbrach. Ein Herzinfarkt konnte an sich schon tödlich sein. Was das für

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